Tag-Archiv | Ständerpilze

Schopftintling

Schopftintling – Coprinus comatus, Champignonverwandte, Tintenschopfling, Tintenpilz, Spargelpilz, Porzellantintling, Ständerpilze – Basidimyocetes, Blätterpilze – Agricales, Tintlinge – Coprinus

20140410_094733

Meinen 100 sten Blogbeitrag widme ich heute einem wirklich besonderen Pilz, obwohl ich gestern den ersten Kieferensteinpilz im Wienerwald gefunden habe! Dem Schopftintling. Der Schopftintling ist heuer wegen der anhaltenden Feuchtigkeit besonders früh dran. Wegen seiner sehr kurzen Haltbarkeit sollte er jung und rasch verspeist werden. Der Pilz wird auch bereits kultiviert. Heute bei meinem Hundespaziergang im Wienerwald füllte sich mein Korb mit jungen Exemplaren. So viel, dass ich mit Nachbarn die Beute teilen muss. Der Schopftintling gehört für mich zu einer der interessantesten Pilze. Er wirkt eigenartig, wenn er sich blau färbt und zerfließt – aber er ist ein köstlicher Speisepilz!

Aussehen

Schopftintling 1

Der Schopftintling ist 5-12 cm groß. Ich habe auch schon größere Exemplare bis zu 14-15 cm gefunden. Jung ist der Hut eiförmig und zieht sich im Wachstum in die Länge, bleibt von der Form her aber „tonnig.“ Vorerst ist der Hut mit einem Ring am Stiel angewachsen und öffnet sich dann glockenförmig. Dabei bleibt der feine Ring am Stiel haften. Die Lamellen sind anfangs lehmfarben bis zartrosa und das Pilzfleisch ist weiß. Außen hat der Schopftintling obenauf bräunlichen Schüppchen. Der Stiel schlank – 1-2 cm, weiß und längsfasrig. Im Alter färbt er sich von der Basis her rosa. Der Schopftintling hat seinen Namen aufgrund der rasch stattfindenen Autolyse – das ist der Prozess der Selbstauflösung.

Schopftinling der sich auflöst

Schopftintling im Autolyseprozeß

Innerhalb kürzester Zeit löst sich der Pilz tintenfarben auf. Dabei lösen sich absterbende Körperzellen durch Enzyme auf. Die Zufuhr von Bakterien oder der Einfluss durch Tiere ist dabei nicht notwendig. Zelltod – lysomale Enzyme wie Cathepsine (Endoproteasen) oder Pepitdasen (Peptinbindungshydrolasen), Enzyme, die Proteine und Peptide spalten können). Die Autolyse dient der Freisetzung der Sporen. Der Pilz saprotroph – als Folgezersetzer lebt von toten organischen Substanzen, aber auch auch nematophag – das sind karnivore Pilze – fleischfressende Pilze – sie können kleine Fadenwürmer (Nematoden) verdauen. Sie können diese fleischliche Beute durch Schlingfallen an sich ziehen. Das erzeugt Stoffwechselenergie für den Ausgleich im Stickstoffhaushalt. Der Pilz hat ganz feine kugelige Dornauswüchse, die ein Toxin ausscheiden. Das lähmt die Nematoden und der Pilz kann sie verdauen.

Standorte

Ab ende April bis in den November zeigt er sich an Wegrändern, Almwiesen, Rändern von Wasserstellen – ich habe einen Ort an einem Brunnen bei einer Wildfütterungsstelle, wo sie ab nun in Trauben stehen. Gedüngte und humusreiche Wiesen. Ich habe ihn schon regelmäßig direkt auf dem Kalk-kies neben Fichtenwäldern gefunden.

Wissenwertes

Der Schopftintling ist ein besonders köstlicher Pilz mit feinem spargelähnlich – nussigem Pilzgeschmack. Bei empfindlichen Menschen kann der Schopftintling in Verbindung mit Alkohol leichte Verdauungsprobleme auslösen kann – das sogenannte Coprinus-Syndrom – unter diesem Begriff werden alle Vergiftungserscheinungen  zusammengefaßt, die in Verbindung mit Alkohlgenuss stehen. Dabei blockiert das Coprin das Enzym Acetaldehyddehydrogenase – welches den toxischen Acetaldehyd in harmloses Acetat umwandelt. Das Acetaldehyd reichert sich im Körper an und bewirkt vergiftungsähnliche Erscheinungen. (Synonyme: Coprin-Syndrom, Acetaldehyd-Syndrom, Antabus-Syndrom) Die Erscheinungen machen sich durch Kopfweh, Schwindel, Herzrasen oder Schweißausbrüche bemerkbar, sind aber auch rasch wieder vorbei und verlaufen normalerweise harmlos. Wer also weiß, dass er empfindlich ist – dann bitte zu Tintlingen keinen Alkohol trinken.

Coprin ist eine farblose, kristalline, wasserlösliche Substanz http://www.gifte.de/Giftpilze/coprinus-syndrom.htm

Tintlinge als Heilpilze

Tintlinge wirken positiv auf den Blutzuckerspiegel! Tintlinge in pulverisierter oder kapsel-Form gibt es im Reformhaus.

Inhaltsstoffe

Etwa 30% seiner Trockensubstanz besteht aus Eiweiß, 20 freie Aminosäuren – inkludiert alle für den menschlichen Körper lebensnotwendigen und nicht vom Körper selbst herstellbaren Inhaltsstoffen – Kalium, Magnesium, Eisen, Mangan, Kupfer, Kalzium, Zink, Vanadium. Vitamin C, Niacin (Vitamin B-3), Thiamin (Vitamin B-1) und Riboflavin (Vitamin B-2) und ein wenig Natrium, allenfalls Polysaccharide. Der Schopftintling zählt zu den Vitalpilzen. Und ist Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin. Dort wird er vorbeugend gegen Hämorrhoiden verschrieben und zur Verdauungsförderung. Da der Pilz einen hohen Lektingehalt, komplexe Proteine und Glykoproteine aufweist wurde er wissenschaftlich gut erforscht. Verschiedene Experimente haben nachgewiesen, dass dieser Pilz positiv auf Diabetes Typ I und Typ II wirkt, eine Schutzwirkung auf die Zellen der Bauchspeicheldrüse hat (Insulinproduktion), Einsatz gegen das Wachstum von Sarkomzellen (einer bösartigen Geschwulst des Binde- und Stützgewebes) und Hemmung des Wachstums bei Ehrlich-Karzinom.

Die allerbeste Wirkung ist sein Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Vor allem hat die Einnahme des Coprinus-Pulvers keine Nebenwirkungen, reguliert den Gesamtstoffwechsel und beeinflusst auch das Körpergewicht. Studien aus dem Jahre 2007 belegen, dass Coprinus Extrakt die Zellaktivitäten hormonabhängigen Krebsarten wie Brust- oder Prostatakrebs beeinflussen können.

Verwechslungsgefahr

Eine Verwechslung besteht mit dem grauen Faltentintling und dem Faltentinling oder dem Glimmertintling. Der Spechttintling ist mit seiner Färbung sehr auffällig in der Optik und nicht zu verwechseln.

Grauer Faltentintling, Faltentintling

Rezepte

Dieser feine Speisepilz eignet sich nur bedingt zum Trocknen, wenn man ihn kurz im eigenen Saft blanchiert, lässt er sich auch einfrieren. Ich trockne ihn trotzdem im Pilztrockner. Besonders die Stiele lassen sich gut durchgetrocknet zu einem sehr feinen Pilzpulver vermischen. Meist in Kombination mit anderen getrockneten Pilzen. Dieses gemahlene Pilzpulver verwende ich gerne als Bindemittel für Saucen. Es lässt sich gut in Gläsern mit Deckel bis zu zwei Jahren aufbewahren.

Schopftintlinge gebraten 

Dieser feine Pilz hat so einen guten Eigengeschmack, dass man ihn ruhig als in Butter angebratenen Pilz verspeisen kann. Mit einer Beilage wie Reis oder Erdäpfeln ergibt er eine feine Pilzspeise.

Getoastetes Schwarzbrot mit Tintlingen 

Die Tintlinge vom Stiel befreien und in etwas Butter-Olivenölmischung braten. Auf ein getoastetes Schwarzbrot legen, salzen, pfeffern – aus der Mühle und mit etwas Zitronensaft beträufeln. Etwas Petersilie obenauf.

Schopftintlinge gebacken

Aber gebacken lässt er das Herz ganz besonders freudig hüpfen. Einfach Stiel rausdrehen, etwas salzen, in Mehl drücken. Dann eine Milch-Ei-Mischung herstellen und die Pilze durchziehen. Zuletzt in Brösel drücken. Rasch in heißem Öl herausbacken. Gut abtropfen lassen und mit Zitrone und Preiselbeeren servieren. Je jünger und fester die Pilze sind, desto fester bleiben sie auch beim Panieren.

 

 

 

 

Austernseitling

Austernseitling – Austernpilz – Pleurotus ostreatus, Seitlingsverwandte, Ständerpilze – Basidiomycota, Muschelpilz

Austernseitlinge an Totholz

Austernseitlinge an Totholz

Ein Pilz, der erscheint, wenn die anderen in den Winterschlaf gehen. Wenn man einmal einen Austernseitling aus der „freien Wildbahn“ verspeist hat, lässt man jene in den Plastikbehältern aus dem Supermarkt stehen. Seit einer Woche erfreue ich mich an den Austernseitlingen in meinem Innenhof, die aus einer Packung Rindenmulch sprießen! Scheinbar ist in dem Material das Substrat enthalten und die Pilze bohren sich aus den doch recht dicken Plastiksäcken aus dem Baumarkt.

20151023_163315

Austernpilze aus dem Baumarktsack

20151023_163257

Austernseitlinge wachsen überall aus dem Plastiksack

Da der Austernseitling ein sehr beliebter Speisepilz ist, wird er schon seit längerem auch kultiviert. Er wird auch als „Kalbfleischpilz“ angeboten. Als Substrat dienen Holz und Stroh.

Beute aus dem Rindenmulch Sack

Beute aus dem Rindenmulch Sack

 Beute

Aussehen

Dichte Büschel des Pilzes zeigen sich an Stämmen von Laubbäumen. Jung haben die Pilze eine Spatelform, später breiten sie sich wie ein Halbkreis aus. Sie sitzen auf einem 1-4 cm langen Stiel. Anfangs hat der Pilz eingerollte Ränder, später flacht er ab. Die Ränder können im Alter eingerissen sein. Die Oberfläche ist glatt und kahl, manchmal ein wenig glänzend. Der Pilz ist insgesamt biegsam. Die Farbpalette reicht von einem recht dunklen grau bis hin violett hin und zu fast weiß oder oliv. Die meisten Exemplare sind aber beige bis sandfarben.

Austernseitling mit bläulichem Einschlag

Austernseitling mit bläulichem Einschlag gefunden am Tulbingerkogel an der Mauer eines alten Brunnens mit Holzstämmen verkleidet

Auf der Unterseite hat dieser Pilz Lamellen, die deutlich heller sind. Sie laufen am Stiel herab und enden verästelt. Der Austernpilz riecht frisch besonders angenehm nach Pilz.

Standorte

Der Austernseitling kann wie schon erwähnt auch oder besonders bei niedrigen Temperaturen fruktizieren. Einer Studie nach Bresinsky folgend, kann man sagen, dass Temperaturen um 11° C dem Pilz als Aulösereiz dienen. Auch Temperaturen um den Gefrierpunkt um die 2,8° C sind kein Problem für diesen Pilz. Also bezeichne ich ihn als einen der Winterpilze. Viele Wetten habe ich mit dem Austernseitling oder mit Cantherellen gewonnen. Einer dieser Wetten sogar gegen einen besonders geschätzten Försterfreund und Waldmenschen. Ich wettete mit ihm, dass ich am 24. Dezember frische Pilze unter der Schneedecke finden werde. Mein Korb war voll! der Austernseitling gehört zu den saprobiontisch  – Folgezersetzer hetertrophe Organismen, lebenden Pilzen, also fruktiziert er auch an totem Holz, Buchen, Eichen, seltener an Nadelholz. Er kann einen ganzen langen Baumstamm auch bis zu 10 Meter hoch entlang wachsen.

Verwechslungsmöglichkeiten

Auch hier gibt es die verschiedensten Seitlingsarten, aber nur die Ähnlichsten sollen auf dieser Seite angeführt werden.

Lungenseitling – P. pulmoanrius, Sommerausternseitling, Seitlingsartige, Er ist mit dem Austernseitling verwandt. Standorte sind ähnlich, aber der Lungenseitling ist zarter und kleiner. der Stiel ist kurz bis gar nicht vorhanden, Die Lamellen laufen am Stiel entlang und verzweigen sich dort. Er ist cremefarben bis hell-weiß, gräulich und bis ins bräunliche reichend. Er duftet in frischem Zustand ganz leicht nach Anis. Auch er lebt saprobiontisch gerne an Totholz und Laubbäumen. Pappel, Birke, Esche, Buche und Walnuss.

Lungenseitlinge

Lungensteitlinge auf Buchenholz

Lungenseitling

Lungenseitling auf Totholz

Gelbstieliger Muschelseitling – Sacromyxa serotina, Zwerknäueling – Panellus serotinus, Syn. gehört zu den Helmlingsverwandten. Sie stehen gerne in Gesellschaft mit dem Austernseitling, haben aber eine gelbe Unterseite und Stiel. Der Stiel ist geschuppt. Er lebt saprobiontisch –  also als Schwächeparasit auf Totholz, in Laub-und Mischwäldern. Weiß-Tannen-Fichten-Wäldern, Kiefernforsten, an Bächen, Moorrändern, an Waldwegen und Waldrändern, in Haselnusswäldern. Angeblich wird der essbare Austernseitling häufig mit dem gelbstieligen Muschelseitling verwechselt. Ich denke ein Blick auf die heftig-gelbe Lamellenseite sollte hilfreich sein. Dieser Pilz ist zwar essbar, sollte aber wegen der neuerlich vermuteten Giftigkeit ausgelassen werden. Er steht im Verdacht krebsauslösend zu wirken.

Gelbstieliger Muschelseitling

Gelbstieliger Muschelseitling Bild aus Wikipedia entlehnt

Inhaltsstoffe

Der Austernseitling ist ein diätisch wertvoller Pilz, weil er ballaststoffreich aber kalorienarm ist. er enthält Spurenelemente, Mykosterine, Polysaccharide, Aminosäuren und enzymatisch wirksame Proteine. Vitamin B1, B2, B5, B6, B7, B9, Vitamin C und das Beta-Glukan Polysaccharid – Pleuran sowie Lovastatin. Lovastain gehört in der Gruppe der Statine und wird gegen Hypercholesterin eingesetzt. Es ist ein natürlicher Lipidsenker. Gerade beim Austernpilz liegen Studien hinsichtlich der profilaktischen Wirkung chemisch induzierter Formen von Darmkrebs vor. Besonders in der chinesischen Medizin werden Pilzextrakte zu Unterstützung bei Behandlung von Krankheiten verabreicht. Dem Seitling wird sogar krebshemmende Wirkung nachgesagt, die aber im EU Raum nicht bestätigt ist. Er wirkt Cholesterinsenkend, Blutdruck- und Blutzuckersenkend. Insgesamt hilft er das Immunsystem zu stärken.

Verarbeitung

Rezepte

Austernseitling auf mediterrane Art 

20151101_125617

20151101_130334

Im Sommer mache die Austernseitlinge sehr gerne auf dem Holzkohlengrill und würze sie so wie hier im Rezept angeben. Sie eignen sich auch bestens für Veganer. Dafür die Pilze ausschütteln und eventuell ein wenig von Stiel wegschneiden. Kurz abwaschen und auf einem Geschirrtuch abtropfen lassen. Ich brate sie in etwas Sonnenblumen oder Maiskeimöl an und würze sie erst später mit einem guten Olivenöl. Auf einen halben Kilo Pilze zwei bis drei Zehen Knoblauch klein gehackt, Saft 1 Limette, oder Zitrone, Olivenöl, frische klein gehackte Petersilie, Salz und frischen Pfeffer aus der Mühle. Die Pilze können so mariniert kalt oder warm gegessen werden. Die Seitlinge eigenen sich auch als in Öl eingelegte Pilze. Diese aber bitte nicht zu lange und vor allem kühl lagern.

Boviste

Boviste – Champignionverwandte – Agrcaceae, Stäublinge

Flaschenstäublinge jung

Flaschenstäublinge jung

Wegen der vielen Funde in den letzten Tagen, habe ich viele Whats Apps erhalten – ob es sich bei diesen Funden um essbare Pilze handelt. Also nehme ich gerne heute den Bovist als Beitrag. Für mich hat der Bovist einen wunderbaren Geruch und Geschmack und ich sammle ihn leidenschaftlich gerne.

Besonders für Sven mit reichem Fund!

Aussehen

Flaschenhalbovist

Boviste sind kugelförmige Pilze in deren Innerem (Gleba) die Sopren reifen. Somit ist der Bovist bestens für Trockenphasen gerüstet. Bei den Bovisten gibt es essbare und ungenießbare Exemplare. Ich versuche hier ein wenig Übersicht zu verschaffen.

Verschiedene Arten

Riesenbovist – Calvatia gigantea, Agaricomycetidae, Champignionverwandte – Agrcaceae, Riesenstäubling, Großstäublinge – Calvatia

Riesenbovist im Schnitt

Riesenbovist im Schnitt

Diese Riese aus der Familie der Boviste ist besonders schmackhaft und wegen der Größe besonders ergiebig.

Riesenbovist aufgeschnitten,  panieren

Riesenbovist aufgeschnitten, panieren

Dieser Pilz wurde den Champigionverwandten zugeordnet, obwohl er keine Blätter (Blätterpilze/Lamellen) hat. Man begegnet ihm hie und da auf Weiden und Wiesen (gedüngt), auf Streuobstwiesen und lockeren Wäldern- auch in Kiefernwäldern. Ein guter Bovist-Anzeiger sind Brennessel, weil sie ähnliche Bodenverhältnisse suchen. Er bevorzugt humus- und stickstoffreiche Böden. Er kommt auch gerne in Laubwäldern mit Au-Charakter vor. Manchmal bilden sich Hexenringe. Der Riesenbovist ist rund bis elliptisch, hat keinen Stiel und ist direkt mit dem Myzel verbunden. Am unteren Ende ist der Bovist eingeschnürt.

Riesenbovist Unterseite

Riesenbovist Unterseite

Er kann Ausmaße von 10 bis 50 cm haben und erreicht ein Gewicht bis zu 20-25 kg (Funde in Südamerika, erzählen von noch größeren Pilzen). Die Außenhaut ist weiß, glatt und etwas ledrig. Der Riesenbovist hat zwei Außenhüllen (innere – Endeperidie und äußere Haut – Exoperidie). Später färbt sich der Pilz grünlich-gelb und im Inneren ist er jung weiß, später gelblich bis braun. Am Durchschneiden und der weißen Farbe im Inneren kann man die Frische erkennen. Ein alter Bovist hat einen scharfen, urinartigen Geruch. Der Riesenbovist wächst von ende Juni bis September.

Alle Boviste haben zuerst eine feste Fruchtmasse, die dann später in der Reifephase pulverartig wird und bei Berührung aus einer kleinen Öffnung (obenauf) in Staubwolken die Sporen freigibt. Im Mittelalter wurde der Riesenbovist als „Bubenwind“ oder „Bubenfist“ bezeichnet – weil er bei der Freigabe der Sporen „pupst“. Alte Exemplare sehen wie ein bräunlicher Badeschwamm aus.

Riesenbovist alt

Riesenbovist alt

Flaschen Stäubling – Flaschenbovist – Lycoperdon perlatum Pers. = Lycoperdon gemmatum Batsch

Flaschenstäublinge jung

Flaschenstäublinge jung

Als Kind durch den Wald laufen und die reifen Fruchtkörper des Flaschenbovists drücken – das war lustig. Fasziniert habe ich zugesehen, wie dann die bräunlichen Wölkchen entwichen.

Aussehen

Die 1-10 cm großen, weißen Fruchtkörper haben eine verkehrt flaschenförmige Gestalt. Die Bauchstelle kann einen Durchmesser von 5 cm erreichen. Der ganze Fruchtkörper hat an der Oberfläche kleine abwischbare Warzen. Im Alter wird der Pilz braun und wie bei Riesenbovist färbt sich das Innere – Gleba braun. So lane der Pilz innen weiß ist – ernten. Ein hervorragender, schmackhafter Pilz. Am Scheitelpunkt entsteht im Alter eine Öffnung, durch die Dann die Sporen entweichen. Der Flaschenstäubling zählt zu den häufigsten Weichbovisten. Auch er wird heute zu den Champigionsverwandten gezählt.

Standorte

In den verschiedensten Wäldern – vom Flachland bis in hohe Gebirgslagen.

Inhaltsstoffe der essbaren Boviste

Dem Bovist wird eine wundheilende Wirkung nachgesagt. Er soll auch bei chronischen Entzündungen des Verdauungstraktes und der Blase helfen. In der Homöopathie wird er bei Menstruationsstörungen, Nasenbluten, Herzklopfen und Hautausschlag eingesetzt. Energiewert (100 Gramm): 18 Kcal. Kohlehydrate: 1 Gramm.

Sammeln

Ab Juni bis Oktober – in getrennten Papiersäcken – will die abfallen feinen Warzen auf andere Pilze im Korb fallen

Verarbeitung

Die Haut mit den feinen Warzen abziehen. Wenn der Pilz jung ist, kann die Haut bleiben. Wunderbarer Mischpilz oder wenn die Fruchtkörper größer sind, panieren.

Birnenstäubling – Lycoperdon pyriforme, Lycoperdales, Stäublinge – Lycoperdacea

Birnenstäubling

Birnenstäubling

Der weiß, bis hellbeige Pilz hat ebenfalls eine körnige Oberfläche. Der bauchige Oberkopf 3-5 cm groß, geht in einen Stiel über. Ältere Exemplare verlieren die körnige Oberfläche und werden braun. Auch das Innere färbt sich braun. Im Gegensatz zum Flaschenstäubling hat der Birnenstäubling einen scharfen – für mich nicht angenehmen, leuchtgasähnlichen Geruch. Trotzdem ist er jung essbar.

Standorte

Als Saprobiont (Folgezersetzer) wächst er auf totem Holz und Holzstrünken von Juni bis Oktober

Hasenbovist – calvaita utriformis, getäfelter Großstäubling – Lycoperdales

Hasenbovist

Hasenbovist

Aussehen

Der Hasenbovist ist anfänglich weiß, färbt sich später gräulich und dann goldgelb. Der Fruchtkörper ist birnenförmig, sack-,oder ballonförmig, gedrungen und sitzt auf einen dicklichen Stiel (halslos). Auch er ist übersäht mit kleinen Warzen, die im Alter wieder verschwinden. Die Außenhaut beginnt die Hautoberfläche im Alter zu reißen. Dann bricht sie auf und entlässt die Sporen. Jung ist der Pilz innen weiß und wattig. Später färbst sich das Innere gelb bis olivgrün.

Standorte

Dieser Pilz wächst von Juni bis Oktober, häufig auf Weiden, besonders im Gebirge. Auf trockenen Wiesen, Brachfeldern und an Waldrändern.

Igelbovist – Lycoperdon echinatum, Champignionverwandte –  Agaricaeae

Igelbovist

Igelbovist

Igelstäubling alt

Igelstäubling alt

Der Igelbovist ist mir erstmals in einem Edelkastanienwald in Slowenien nahe Rogaska Slatina begegnet. Dort habe ich unter anderem Steinpilze in Übergröße und Igelboviste gefunden. Mein ortskundige Begleiterin und Pilzkennerin erzählte mir von den Igelbovisten. Sie erntete sie mit ihrer Mutter als Kind nach dem Krieg. Vermischt mit Erdäpfeln und anderen Pilzen, war das eine der Hauptnahrungsquellen in kargen Zeiten.

Aussehen

Dieser Pilz wird 4-5 cm groß, ist außen stachelig und braun. Ältere Exemplare verlieren die Stachel und zeigen dann ein polygonales Muster. Er sitzt auf einem kurzen Stiel. So lange das Innere hell ist, kann der Pilz gegessen werden, Er ist aber geschmacklich nicht mit dem Flaschen-, oder Riesenbovist zu vergleichen.

Standort

Buchenwälder, kalkreiche Böden

Dünnschaliger Kartoffelbovist – Scleroderma verrucosum, Ständerpilze – Basidiomycetes, clerodermatales, Hartboviste – Scleroderma

Kartoffelbovist

Kartoffelbovist

Aussehen

Der dünnschalige Kartoffelbovist wird 3-7cm groß und erscheint in verschiedenen Formen. Einmal rund und knollig, oder auch ab und zu abgeflacht. Die Außenhaut ist ledrig, gelb bis braun gefärbt. Sie zeigt meist eine feine Felderung, manchmal auch Schuppen. Schon der junge Kartoffelbovist hat einen unangenehmen Geruch. Die Haut greift sich wie bei einer Erdäpfel an. Sein anfänglich helles Fleisch verfärbst rasch dunkelgrau und bekommt ein weißliches Hyphengeflecht. Auch er öffnet sich in der Reife am Scheitel und entlässt von dort aus die Sporen. Aufgeschnitten, ist er in dieser Phase innen schwarz.

Standort

Der dünnschalige Kartoffelbovist wächst im Juni bis Oktober Laubwald und im Mischwald auf nährstoffreichen Böden.

Symptome bei einer Vergiftung mit dem Dünnschaligen Kartoffelbovist sind Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall, Wadenkrämpfe, starker Flüssigkeitsverlust, Bewusstlosigkeit bis hin zum Schock. Exsikkose – Austrocknung des Organismus durch Flüssigkeitsverlust. Störung des Säure-Basen-Gleichgewichts im Blut durch Zunahme saurer Stoffwechselprodukte.

Verwechslungsmöglichkeiten

für mich sind Ähnlichkeiten mit der ungenießbaren Hirschtrüffel gegeben

Dickschaliger Kartoffelbovist – Scleroderma citrinum, Hartbovist

Dickschaliger Kartoffelbovist

Dickschaliger Kartoffelbovist

Aussehen

Der dickschalige Kartoffelbovist ist ebenfalls giftig und zählt zu den Kartoffelbovistverwandten. Er bildet 3-10 cm große Fruchtkörper aus. Diese sind länglicher als beim dünnschaligen Kartoffelbovist geformt. Die Farbe ist gelblich, bis bräunlich. Die Oberfläche ist feldrig-rissig und manchmal auch leicht schuppig. Der Pilz hängt stiellos direkt an den Myzelfäden.

Standort

Auf sandigen, trockenen Nadel-, Mischwaldböden und versauertem Substrat. Er ist von Juli bis November häufig zu finden.

Symptome bei Verzehr sind Verdauungsbeschwerden, Bauchkrämpfe,  Erbrechen, und Schweißausbrüche. Schwindel, Blutdruckabfall und Kollaps.

Weitere Arten der Kartoffelbovistverwandten sind der Leopardenfell-Hartbovist und der braunwarzige Hartbovist.

Leopardenfellbovist

Leopardenfellbovist

Sie wurden früher zu den dünnschaligen Kartoffelbovisten gezählt. Sie sind bräunlich gefärbt und haben einen weniger derbe Außenhaut.