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Mistel

Mistel – Viscum album, Sandelholzgewächse – Santalaceae, Heiligenkreuzholz, Drudenfuss, Geisskraut, Hexenbesen, Wintergrün, Vogelmistel,  Königin des Heils – Bedecktsamer – Magnoliopsida – Eudikotyledonen

Auf vielfache Anfragen möchte ich gerne diesen Beitrag der Mistel widmen. Jetzt sind die Bäume noch ziemlich kahl und man kann die kugeligen Gewächse mit ihrem satten Grün sehr gut sehen. Viscaceae ist eigentlich ein Sammelbegriff und es gibt alleine in Europa etwa 90 Arten, wie viscum album, loranthus europaeus, viscum quercinum, Laubholzmistel – Viscum album, Tannen-Mistel – Viscum abietis, Kiefern-Mistel – Viscum Laxum, u.v.m. Viele Mythen ranken sich um das seltsame Gewächs. In England und Amerika gibt es den Brauch: Ein Paar, das sich unter Misteln küsst, soll ewiges Liebesglück erhalten. In der Schweiz gilt die Mistel als Symbol für Fruchtbarkeit. In Frankreich werden Mistelzweige über den Eingang des Hauses gehängt, man herzt die Verwandten und Freunde darunter, um ihnen ein gutes neues Jahr zu wünschen. Und wer von uns hat nicht Asterix gelesen und „Miraculix“ für seine unbesiegbar und unverwundbar machenden Zaubertränke bewundert. Die Druiden – die Priester der Kelten bestiegen weiß-gewandet die Bäume und schnitten mit goldenen Sichel, am sechsten Tag des Mondes die Misteln. Die Mistel durfte dabei keineswegs den Boden berühren. In der griechischen Mythologie wollte Äneas mit der „goldenen Zauberrute“ in die Unterwelt eindringen. Gott Merkur diente die Mistel dazu die Tore des Hades zu öffnen. Hildegard von Bingen setzte Mistelsud gegen gefrorene Gliedmaßen, Gicht und Brustbeschwerden ein. Heilkundige wie Hippokrates und Plinius verwendeten die Mistel gegen Schwindelanfälle und Epilepsie. Der Name Mistel leitet sich aus dem althochdeutschen Wort „misti“ ab, was Mist bedeutet. Vögel verbreiten die Samen mit ihrer Ausscheidung und daher vermutlich der Name. Bedecktsamer sind Pflanzen, die Blüten haben und deren Samenanlagen im Fruchtknoten des Fruchtballs eingeschlossen sind. Nach der erfolgreichen Bestäubung entwickeln sich aus der Samenanlage mit Hilfe der befruchteten Eizelle der Samen und aus dem Fruchtknoten die Frucht.

Aussehen

Mistel

Die Mistel ist ein immergrüner und zweihäusiger Halbschmarotzer – Hemiparasiten. Das sind parasitische Blütenpflanzen, die ihren Wirtspflanzen mit Saugorganen – Haustorien, Wasser und Nährstoffe abknüpfen. Anders als bei den Vollparasiten – Holoparasiten, können die Halbparasiten ihre eigene Photosynthese betreiben. Mit ihren Wurzeln (Senker) gelangt sie an die Leitungsbahnen ihrer Wirtsbäume und holt sich so Wasser und Nährstoffe. Sie nistet sich auf Bäumen und Sträuchern an.

Mistel etwa zweijährig

Zweijährige Mistel, Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Misteln 

Die Mistel „schnorrt“ sich ernährungsmäßig und mit ihrem Wasserbedarf bei ihren Wirtspflanzen ein. Die Arten, die an sukkulenten Wirtspflanzen wachsen, sind selbst sukkulent. Sukkulent – saftreiche Pflanzen, die sich sehr gut an die Gegebenheiten anpassen können. Die lateinische Bezeichnung „Viscum“ ist ident mit der Bezeichnung für Leim. Das bezieht sich auf die klebrige Masse aus den Mistelfrüchten, die eine klebrige – leimige Substanz enthalten, die man früher als „Vogelleim“ verwendete. Geht man aufmerksam durch unsere Parklandschaften, kann man sie überall in den Bäumen erkennen. Die länglich – eiförmigen und ledrigen Blätter der Mistel sind immergrün und haben Nerven und keine Blattlinien.

Mistelblüte

Sie sprießen paarweise und verkümmern nach vier Jahren. Die Mistel hat ihr Aussehen daher, weil sie sich nicht nach der Sonne ausrichtet, sondern in alle Richtungen wächst.Die Blüten setzten jetzt im Jänner bis März an. Die Samen reifen in einem fast ein Jahr dauernden Prozess heran. So kommt es vor, dass Samen und Blüten gleichzeitig auftreten. Vögel fressen die reifen Früchte und verbreiten so die Samen auf der Rinde des nächsten Wirtsbaumes. Die Beeren sind weiß bis milchig weiß und die Masse im Inneren ist sehr klebrig. Die Misteldrossel – Turdus viscivorus – frisst diese mit Vorliebe und sorgt damit für die Fortpflanzung der Mistel. Der Samen befindet sich in dieser gallertartigen Masse.

Standorte

Als Halbschmarotzer an Laubbäumen, Nadelbäumen und Obstbäumen. Besonders gerne siedelt sie sich an Bäumen in Flusstälern mit höherer Luftfeuchtigkeit an. Die Mistel gedeiht bis auf Höhen bis 1200 m.

Mistel auf Obstbaum

Mistelkugel auf einem sehr alten Apfelbaum 

Wissenswertes, Inhaltsstoffe und Wirkung

Die Mistel enthält in den grünen Teilen das Gift Visctoxin – Mistelgift. Speziell in der kalten Jahreszeit ist das Gift hochkonzentriert vorhanden. Die Konzentration hängt auch von der Art der Wirtspflanze ab. Bei Ahorn, Robinie, Pappel oder Linde, ist die Konzentration an Gift höher. Schon die Druiden sammelten die leicht giftigen Misteln als magische Pflanze und als Allesheiler. Als die heilwirksamste Art zählt die Eichenmistel – viscum quercinum. Sie wirkt gegen Bluthochdruck, niedrigen Blutdruck, beruhigend, blutstillend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, tonisierend, Bluthochdruck, Herzschwäche, beschleunigtem Puls, Arteriosklerose, Ödemen, Fieber, bei Verdauungsschwäche, Verstopfung, bei schwachem Magen, schwacher Bauchspeicheldrüse, bei leichten Formen der Diabetes, bei Gallenschwäche, Nervenschwäche, Kopfschmerzen, Schwindel, Chronische Arthrosen, Chronisches Rheuma, Entzündungen der Gelenke, bei Beschwerden in den Wechseljahren, Menstruationsbeschwerden, bei Schmerzen, Geschwülsten und Blutungen der Gebärmutter, Weißfluss, Epilepsie, Heuschnupfen, Krampfadern, Ekzemen, und Geschwüren.

Sie beinhalten Alkaloid, Asparagin, Bitterstoff, Cholin, Harz, Histamin, Inositol, Lupeol, Lektine (Glyokoproteine), Oleanolsäure, Pyridin, triterpeniode aponine, Schleim, Viscalbin, Viscin, Viscotoxine (toxische Polypeptide, Polypeptide aus 46 Aminosäuren), wasserlösliche Polysaccharide, biogene Amine, Flavonoide, Lignane, Cyclitole – wie Viscumitol, Peholcarbonsäuren, Xanthophyll, Zink. Der höchste Gehalt an Lektinen ist im Winter in den Blütenknospen und in den Früchten enthalten.

Verwendet werden die Blätter und Zweige und in der Homöopathie Auszüge als Mittel gegen Asthma. Als Heildroge werden die Blätter, die Blüten und die jungen Blätter, in getrockneter Form verwendet.

Mistel in der begleitenden Therapie

Verschiedenste Studien beschäftigen sich mit der Mistel als Begleittherapie bei Krebs und bei Hepatitis C- Patienten. Die Beobachtungen zeigen die unterschiedlichsten Ergebnisse. So soll die Mistel soll bei hohem Blutzuckerspiegel helfen die Ausschüttung von Insulin zu unterstützen. Bei Brustkrebspatienen z.B. schlug die Chemotherapie bei Gabe von Mistelkraut besser an, als bei den Patienten, die ein Placebo bekamen. Wirksamkeit scheint die Gabe von Mistelextrakten als Begleittherapie auch bei Patienten mit Magenkrebs gegeben zu zeigen. Wie schon beschrieben, gibt es verschiedenste Untersuchungen zur Wirksamkeit von Mistelpräparaten zur Begleitbehandlung bei Krebspatienten. Nach wie vor gehört die Misteltherapie trotz zahlreicher Studien zu den umstrittensten Therapien der ären Medizin. Sie werden als Mistelpräparate in antroposophisch-homöopatischer Aufbereitung verwendet. Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, sah in der Behandlung mit Mistelextrakten das „Immaterielle“ – also das nicht mit den Sinnen wahrnehmbare als Chance zur Heilung. Einen Schmarotzer wie den Krebs mit einem anderen Schmarotzer – der Mistel begegnen. Unterstützt wurde er dabei von der Ärztin Ita Wegmann. Heute kümmert sich die Forschung vermehrt um die in der Mistel vorkommenden Lektine – komplexe Proteine, die spezifische Kohlenhydratstrukturen binden und daher in der Lage sind, sich spezifisch an Zellen und Zellmembranen zu binden und von dort aus biochemische Reaktionen auszulösen. Nach wie vor gibt es Befürworter und Gegner der Misteltherapie. So gilt die Mistel in der internationalen Krebsforschung nach wie vor als „Methode mit unbewiesener Wirksamkeit.“

Die Mistel ist jedoch trotz aller kontroversiellen Diskussionen ein Mittel der Naturheilkunde, das am häufigsten als ergänzende Behandlungsmethode bei Krebspatienten eingesetzt wird. Es gilt hier vor allem das Immunsystem zu stärken, die Lebensqualität zu steigern und die Nebenwirkungen der konventionellen Therapie zu lindern. Misteltees, Dragees, Kapseln, Tabletten und Bäder mit Mistelextrakten können in der Selbstanwendung verabreicht werden. Parentale Gaben mittels Injektionen sollten durch medizinische Begleitung stattfinden. Besonders betrifft das Tumorerkrankungen des lymphatischen und hämatopoetischen Systems wie Leukämie, (Non-) Hodgkin-Lymphome u.a.

Tee aus Misteln

Tee Mistel - tea mistletoe 05

Mistel Tee Bildquelle: Heilpraxis.net.de

Er wirkt Blutdrucksenkend, kreislaufstabilisierend, verdaungsfördernd, antirheumatisch, nervenstärkend, gegen Epilepsie und als Artherioskleroseprophylaxe. Der Misteltee wird als Kaltauszug (Mazerat) bereitet, weil Wärme die Wirkstoffe vernichten würde. Das Gift der Mistel – z.B. das Glykosid Viscalbin und Viscotoxin, lösen sich nicht in kaltem Wasser und bleiben so unschädlich. Misteltees sind im Fachhandel erhältlich. Hier verwendet man die weißbeerige Mistel.

1 TL 2,5 g klein geschnittenes, getrocknetes Mistelkraut mit kaltem Wasser übergießen und zugedeckt über Nacht stehen lassen. das Kraut durch ein Sieb abgießen. Dann langsam auf Trinktemperatur erwärmen und in kleinen Schlucken trinken. Mistelkraut sollte vor Licht geschützt werden.

Umschläge aus Mistel-Kaltauszug oder Bäder mit Mistel-Kaltauszug 

Sie helfen gegen Krampfadern, Ekzeme, Heuschnupfen und Geschwüren im Bereich der Unterschenkel, gegen Ekzeme und zur Erleichterung bei rheumatischen und neuralgischen Schmerzen.

Für Pferde, Hunde, Katzen, Nagetiere ist die Mistel gifitg.

https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/mistel.php

Vortrag Prof. Josef Beuth: Institut zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren an der Universität zu Köln, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Onkologie: http://www.krebs-forum-lazarus.ch/WBB4/index.php/Thread/5-Studien-belegen-Wirksamkeit-der-Misteltherapie/

H. S. Heide-Jorgensen: Parasitic Flowering Plants. Brill Academic Publishers, 2008, ISBN 978-90-04-16750-6.

Taubnessel

Taubnessel – Laminum – Lippenblütler – Lamiaceae – Bienensaug – Milde Nessel – Kuckucksnessel – Zauberkraut

Gefleckte Taubnessel

Gefleckte Taubnessel

Eine Wildblume, die ich nicht nur auf frischen Salaten als Dekoration schätze, sondern auch in der Vase.

Taubnessel weiß

Taubnessel weiß

Mit ihren vielen verschiedenen Arten, ist sie immer spannend und farbenreich. Ich kenne Farbpaletten von weiß bis rosa, violett bis fast bläulich oder dunkelrot, gold und mehrfärbig. Heute fand ich beim Hundespaziergang eine Form, die ich bisher noch nicht gesehen hatte. Sie steht in Büscheln am Kahlenberg und hat weiß-lila Blüten.

Taubnesselart

Taubnesselart

Taubnessel gelb lila

Taubnessel gelb lila

Mich erinnert die Blüte immer ein wenig an Knabenkrautgewächse (wilde Orchideenarten). Die Taubnessel ist eine einjährige, sehr ausdauernde krautige Pflanze. Sie hat kleine Drüsen, nesselartige Blätter. Sie ist mit der Brennessel nicht direkt verwandt. Linné bezeichnete sie als Taubnessel – Lamium. Der Name Lamium kommt aus dem Griechischen – Lamos – Schlund. Grob wird eingeteilt in die gefleckte Taubnessel, die gelbe (Goldnessel) Taubnessel, die weiße Taubnessel (Lamium album) und die silberblättrige Taubnessel (Lamium argentatum).

Gefleckte Taubnessel

Gefleckte Taubnessel

Aussehen

Die 5-15 Blüten sind Scheinquirln, die weit auseinander stehen können. Die Pflanze blüht von April bis Oktober und wird bis zu 60 cm hoch. Die Blüten werden von Tragblättern (Halbquirle) gestützt. Die Blüten sind zwittrig und zygomorph (2 spiegelgleiche Hälften, 1 Symmetrieebene, die Blüten brauchen bestimmte Bestäuber, wie Vögel, Schmetterlinge oder Bienen, Hummeln) fünfzählig und mit doppelter Blütenhülle. Sie bilden eine „Oberlippe“, die helmförmig ist und eine „Unterlippe“, die bauchig geformt ist. Innen befinden sich zwei parallel angeordnete Staubblätter, die nicht über den Blütenrand hinausgehen. Lippenblütler gehören zu den zygomorphen Blüten. Die Taubnessel trägt Teilfrüchte die dreieckig sind und ein Eliasom (fettreiches, fleischiges Anhängsel zur Verbreitung, z.B. durch Vögel oder Ameisen) am Ende haben.

Außer der zwittrigen Form gibt es auch weibliche und kleistogame (pflanzliche Selbstbestäubung, zur Selbstbefruchtung) Blüten.

Standorte

Besonders üppig blühen sie derzeit in den Auwäldern, Waldränder, Wiesenränder, Gärten, Stickstoffanzeiger

Inhaltsstoffe

Ätherische Öle, Cholin, Histamin, Saponine, Schleimstoffe, Tyramin, Tyramin, Bitterstoffe, Flavonglycoside, Iridoid- und Secoiridoid-Glykoside wie Lamalbid, Flavonoide wie Rutosid und Tilirosid, Lamiaceen-Gerbstoffe.

Heilwirkung

Als Heilpflanze wird die Taubnessel bei Atmenwegserkrankungen, Krampfadern, Blähungen und Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Äußerlich als Bäder, Wickel oder Umschläge. Sie wirkt gegen Zyklusstörungen, Gicht, Ekzemen, Asthma, Schlaflosigkeit, Wechseljahrsbeschwerden. Sie wird auch gegen Ohrenrauschen, Schwerhörigkeit, Anämie verwendet. In der Homoöpathie wird sie gegen den Weißfluss (Ausfluss der Zervix-Gebärmutterhals, Sitzbäder).

Rezepte

Taubnesseltee aus der weißen Taubnessel

Tee mit wilden Blüten

Tee mit wilden Blüten

50 Gramm getrockneten Blätter können als Aufguß getrunken werden. Auch die getrockneten Blüten haben die Wirkstoffe für einen Tee. ich mische hier auch die gefleckte Taubnessel dazu und wie hier auf dem Bild Heckenrosen, Lindenblüten, und jetzt die Triebe von Himbeerstauden.

Ich streue die hübschen Blüten gerne über Salate

Brennessel

Brennessel – Urtica – Brennesselgewächse – Rosenartige (Rosales)

Brennessel

Brennessel

Die Brennessel ist eine einjährige krautige Pflanze, die manchmal (selten) auch als Halbstrauch vorkommt. Die krautigen oberirdischen Teile sind (meist) einjährig, mit den Ausläufern (Rhizomen) und Wurzeln ist sie jedoch ausdauernd. Die Gruppenbildung der Sprosse ist häufig auf verschiedene Triebe aus dem Rhizom zurückzuführen. Sie können einhäusig (monözisch) oder zweihäusig (diözisch) sein und getrenntgeschlechtlich. Die Brennessel wächst in Gruppen.

Ergänzung und Verbesserung durch einen aufmerksamen Leser Danke! : Einhäusig (Urtica urens, kleine Brennnessel): wenn beide Geschlechter – weibliche und männliche Blüten(teile) an ein und demselben Individuum auftreten; zweihäusig (Urtica dioica, große Brennnessel): wenn es getrennt weibliche und männliche Individuen gibt; auf jeden Fall sind aber die Blüten der Brennnessel getrenntgeschlechtlich, d.h. es gibt rein weibliche und rein männliche (aber keine zwittrigen) Blüten. Die Brennhaare enthalten vorwiegend Acetylcholin, Histamin und Serotonin, ggf. weitere Peptide, aber kaum Ameisensäure.

Aussehen

Sie besitzt Borstenhaare an Blättern und am Stängel. Diese Borstenhaare verursachen auf der Haut brennende „Quaddeln“ und je nach Brennesselart mehr oder weniger schmerzhaft. Diese Brennflüssigkeit schützt die Pflanze vor Fraßfeinden. Diese röhrenartigen Haare sind durch die in ihnen vorhandene Kieselsäure hart. Beim geringsten Kontakt brechen sie ab und entladen so die Säure. So stechen sie ihre Ameisensäure-ähnliche Flüssigkeit (Methansäure, Acidum formicum – HCOOH) in die Haut des Feindes. Die Blätter sitzen auf Stielen und sind kreuz-gegenständig am Stängel angeordnet. Sie hat kleine unauffällige eingeschlechtliche, gelbliche Blüten, mit meist vier Blütenblättern. Die männlichen Blüten haben vier bis fünf Staubblätter. Die weiblichen Blüten haben einen zentralen Fruchtknoten, der aus einem Fruchtblatt heraus gebildet ist. Sie blüht von März bis August. Die Brennessel wird windbestäubt.

Brennesselblüte

Brennesselblüte

Brennessel

Brennessel

Die Brennessel gehört zu den Stickstoffzeigern. Sie ist ein sogenannter „Kulturfolger“, weil sie die Menschen begleitet. Die Pflanze kann einen Meter und höher werden. Viele Raupenarten benötigen die Brennessel als Futterpflanze: Admiralfalter, das Tagpfauenauge, der Kleine Fuchs oder das Landkärtchen.

Standorte

In Gärten, an Wegen, Zäunen, Äckern, Auwäldern, Waldrändern, überall dort wo Menschen leben.

Inhaltsstoffe

In der Flüssigkeit: Serotonin, Histamin, Natriumformiat, Acetylcholin. Das Histamin erweitert die Blutkapillaren und ruft damit diese Quaddeln auf der Haut hervor, ähnlich einer allergischen Reaktion.

In der Pflanze: Eisen, Vitamine, Mineralien, Histamin, Sekretin.

Heilwirkung

Die Brennessel gilt schon seit der Antike als Heilpflanze. Trotzdem bekämpfen wir sie als lästiges Unkraut, das außerdem schmerzhafte Stiche verabreicht. Sie wirkt bei Arthrose, Arthritis, Prostatabeschwerden, Blasenbeschwerden, Harnwegsentzündungen, Haarausfall, entzündliche Darmerkrankungen, entgiftend, ist entschlackend und Verdauungsfördernd, verhilft zu besserem Hautbild, ist Blutdrucksenkend, wirkt gegen Gicht, sie gilt als Potenzfördernd, gegen Müdigkeit und Eisenmangel. Angeblich steigert ein Pesto aus frischen Brenesselblättern auch die Merkfähigkeit.

Wissenswertes

Wie geht man mit den stechenden Pflanzen um? Am besten die Blätter mit Handschuhen angreifen, sie waschen und in einem Geschirrtuch wringen. So sticht sie kaum mehr, weil die „Stacheln“ brechen.

Rezepte

Brennesseltee mit frischen Blättern

Eine große Handvoll frischer geschnittener Brennnesselblätter in eine Kanne geben und mit kochendem Wasser aufgießen, zehn Minuten ziehen lassen

Getrocknete Blätter

Die Pflanzen schneiden, bündeln und kopfüber an einem warmen, trockenen Ort hängen lassen. Nach 4-5 Tagen sind die Blätter trocken. Abstreifen und in Cellophansäckchen oder Gläser füllen. 1-2 Teelöffel mit heißem Wasser aufgießen und als Entschlackungstee trinken.

Frische Brenesselblätter, bzw. junge Triebe sind auch Bestandteil von verschiedenen Kräuterzubereitungen, wie z.B. Kräutergnocchi.

Brennesselsamen

sie können getrocknet, geröstet oder frisch auf Salaten, Müslis oder Gemüse gestreut werden. Geröstet haben sie einen Sesamähnlichen Geschmack.

Brennesselpesto

Brennesselpesto

Brennesselpesto

  • Frische Brennesselblätter
  • Pinienkerne
  • Olivenöl
  • Zitronensäure
  • Salz & Pfeffer

Die Blätter sehr fein hacken, die Pinienkerne ebenfalls. Salzen und pfeffern, mit ein wenig Zitronensäure würzen (erhält die Farbe, macht das Pesto haltbar und gibt eine säuerliche Note). Marmeladegläser zur Hälfte damit befüllen und mit Olivenöl aufgießen. Schmeckt herrlich zu Penne, Spaghetti, zu Huhn, Fisch oder Fleisch. Aber auch mit einem Stück guten Brot. Viel Parmesan dazu! Kühl gelagert hält das Pesto 3-4 Monate.

Brennesselspinat

Die klassische Zubereitung ist der Spinat. Dazu frische Blätter kurz blanchieren. In einer Pfanne eine Mischung aus Butter und Olivenöl vorbereiten und den blanchierten und gut abgetropften Spinat darin anschwitzen. Mit Salz und Pfeffer und einer zerdrückten Knoblauchzehe würzen.

Mit etwas Creme Fraiche oder Obers kann man ihn cremiger machen. Wer ihn fein passiert haben will, kann ihn mit dem Pürierstab pürieren, allenfalls durch ein Sieb passieren, ihn mit Obers oder Creme Fraiche verfeinern.

Auf mediterrane Art schmeckt er sehr fein, wenn man etwas mehr Olivenöl verwendet und mit Limette oder Zitrone abschmeckt.

Brennesselnudeln

Brennesselnudeln

Brennesselnudeln

Für den Teig:

  • Ca. 40 Gramm frische Brennesselblätter
  • 400 Gramm Universalmehl
  • 60 Gramm Hartweizengries
  • 4 Eier
  • 2-3 Esslöffel Olivenöl

Die Brennesseln kurz in heißem Wasser blanchieren. Absieben, Ausdrücken und pürieren oder sehr fein hacken. Etwas vom Kochwasser zur Seite stellen. Mehl auf der Arbeitsfläche mit Eiern, dem Spinat, dem Gries und dem Öl gut verkneten. Der Teig sollte elastisch sein, sonst noch etwas Öl einarbeiten. Den Teig zugedeckt 3-4 Std.kühl stellen. Teig ausrollen, entweder mit Nudelholz auf einer bemehlten Fläche, oder maschinell zu Teigblätter bearbeiten. In Streifen oder Quadrate (Fazoletti) schneiden und sofort in kochendem Salzwasser kurz kochen.

Was auch köstlich schmeckt, sind gekaufte Nudeln, z.B. Penne und hier den Brennesselspinat mit etwas Obers dazu. Reichlich Parmesan darüber streuen.

Brennesseljauche

Brennnesseljauche kann ganz einfach hergestellt werden. Brennnesseln mit Wasser zugedeckt ansetzten, an einen warmen Ort stellen und täglich (ca. zwei Wochen lang) umrühren. Diese Brühe beginnt zu gären, die  Inhaltsstoffe gehen in das Wasser. Die Brühe durch ein Sieb drücken und als natürlicher stickstoffreichen Flüssigdünger, oder als Pflanzenschutzmittel gegen Insekten einsetzen. Brennesseltee als Entschlackungskur