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Giersch

Giersch – Aegopodium podagraria, Doldenblütler, Dreiblatt, Zaungiersch, Zipperleinskraut, Erdholler, Geißfuß, Hinfuß, Podagarakraut

Giersch

Welcher Gartenfreund kennt nicht dieses Gartenunkraut-Ungetüm, das kaum auszurotten ist. Aber wer um die Heilkraft des Giersch weiß, sieht ihn vielleicht doch mit etwas anderen Augen. Derzeit gedeiht er besonders gut und steht kurz vor der Blüte. Es ist jetzt die beste Zeit ein Wildgemüse aus Giersch zu bereiten. Meerschweinchen und Hasen lieben den Giersch ebenfalls als Grünfutter. Funde belegen den Verzehr des Giersch schon in der Steinzeit. Der Name Aegopodium ist aus dem Griechischen für Ziege und Ziegenfüßchen abgeleitet. Ich kenne den Giersch unter der Bezeichnung „Falsche Petersilie.“

Aussehen und Standorte, Wissenswertes

Der Giersch wächst als ausdauernde krautige Staude, relativ anspruchslos und mit Wuchshöhen von ca. 30 bis 90 cm. Er hat einen hohlen, 3 kantig gefurchten Stängel, die Blätter sind doppelt dreizählig oder zweifach gefiedert.

Gierschblatt

Giersch bildet doppeldoldige, weiße bis zartrosa Blüten aus, die 15-25 strahlig sind. Der Giersch ist eine Nektarführende Scheibenblume des Typs Heracleum, wie z.B. auch der Wiesen-Bärenklau oder der Wiesen-Kerbel.  Es gibt keine Hüllblätter. Der Giersch blüht meist von Juni bis ende Juli. Aus den Gierschblüten entwickeln sich ab den Frühherbst die kümmelähnlichen, zweispaltigen Spaltfrüchte – Doppelachäne – Samen aus. Diese sind 3-4 mm groß und eiförmig. Der Giersch ist ein Lichtkeimer und er gehört zu den Hemikryptophyten, d.h. er bildet unterirdische Ausläufer aus, über die er sich auch verbreiten kann. Diese Ausläufer können bis zu 20 cm lang werden.

Gierschwurzel

Giersch bleibt teilweise wintergrün. Der Giersch kann sogar auf Höhen bis zu 1300 m Meereshöhe gedeihen. Er bevorzugt aber nähstoffreiche und humusreiche Böden. Auwälder, Laubwald-Ränder.

Hat man Giersch einmal im Garten, ist es schwer in wieder los zu werden. Da hilft nur ganz konsequentes Abhacken der unterirdischen Ausläufer. Das muss mehrmals im Jahr wiederholt werden. Pflanzt man Erdäpfel an diese Stellen, wo sich der Giersch ausgebreitet hat, kann man ihn auch bekämpfen. Die Erdäpfel verdrängt den Giersch. Sonst bleibt nur die Verdunkelung durch Abdecken mittels Vliesdecke – Unkrautvlies oder einem dichten Teppich aus Rindenmulch. Letzter Ausweg ist das Austragen von Herbiziden, z.B: namens „Gierschfrei.“

Heilwirkung und Inhaltsstoffe

Schon in der Antike wusste man um die Heilwirkung des Krautes bei Gicht, Rheuma, Problemen der Harnweg, zur Ankurbelung des Stoffwechsels und der Verdauung. Girsch hat eine leicht abführende Wirkung, er wirkt anti-rheumatisch, entwässernd, entzündungshemmend, er löst Harnsäure und ist harntreibend. Er wird angewendet bei Durchfallerkrankungen, Gicht, Übergewicht oder Skorbut. Weiters gegen Blasenentzündung, Hämorrhoiden, Husten, Insektenstiche, Ischias, Hautverletzungen, Krampfadern und Verstopfung. Die weiter unten angeführten Rezepte dienen auch einer Entschlackungskur im Frühling. Man kann aber auch einen frischen Press Saft herstellen und als Entschlackungskur trinken. Nur Vorsicht mir der Dosierung wegen der „reinigenden“ Wirkung. In der Homöopathie werden die blühenden Pflanzen als Mittel gegen Rheuma und Gicht verarbeitet. Es gibt Hinweise darauf, dass durch die Einnahme von Giersch das Schlaganfallrisiko gesenkt werden kann.

Giersch beinhaltet ätherisches Öl, Cumarine, Chlorogensäure, Kaffeesäure, Flavonolglykoside, Harz, Hyperosid, Isoquercitrin, Kalium, Phenolcarbonsäuren, Polyine, Vitamin C, Karotin und Eisen. Weiters Provitamin A, Eiweiß, ein Saponin, Titan, Kupfer, Mangan, Bor, und Polyn. In den weißen Wurzeln ist der Giftstoff (leicht giftig) Falcarindiol enthalten. Der Geruch und der Geschmack des frischen Giersch erinnern an frische Petersilie.

Verwechslungsmöglichkeiten

Diese sind mit anderen Doldenblühern, wie dem hochgiftigen Gefleckten Schierling s. dazu auch meinen Blogbeitrag, mit dem Wiesen-Bärenklau und mit dem breitblättrigen Merk möglich. Unterscheidungsmerkmal sind der 3 kantige Stängel des Giersch und die Blattform.

Girsch als Wildgemüse und Salat

Für Wildgemüse und Salate werden die Blätter verwendet. Hier habe ich gestern einen Blattsalat mit Gurken, Paradeisern, und Giersch zubereitet. Dazu habe ich Nussöl verwendet und Hühnerbrust-Streifen darin scharf angebraten. Wer den Salat rein vegetarisch möchte, kann das Fleisch natürlich weglassen. Dazu passen gut gekochte Eier. Als Essig habe ich den frisch angesetzten Fliederessig genommen. s auch dazu meinen Blogbeitrag, bzw. Karin’s Do-Iteria. Der Giersch gibt dem Salat eine würzig frische Note.

Gierschspinat

Gierschpesto

Giersch als Cremespinat 

Eine wunderbare Abwechslung bietet sich mit Giersch-Spinat an. Dazu den Giersch waschen und in der Salatschleuder gut schleudern. In etwas Olivenöl ganz kurz blanchieren. salzen und pfeffern. Wer mag kann etwas Zitronensaft dazu geben. Das Olivenöl macht den Spinat mediterran und damit passt er z.B. sehr gut Fisch. Man kann ihn aber auch klassisch mit etwas Butter anstelle des Olivenöls anbraten. Als „Blattspinat“ servieren. Ich habe ihn mit Olivenöl gewürzt zu Zahnbrasse gegrillt serviert. Der Giersch eignet sich aber auch für die Zubereitung als Cremespinat. Dazu den Giersch in Butter blanchieren. Mit etwas Schlagobers und einen Pürierstab aufpürieren. Ich verfeinere ihn dann noch mit einem Löffel Creme Fraiche. Salzen und einen Hauch Muskat.

Quiche mit Giersch

Ganz köstlich ist die Variante Quiche mit Giersch

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  • 1 Becher 250 ml Schlagobers
  • 3 Eier ganz
  • 50 gr Parmesan gerieben
  • Salz & Pfeffer aus der Mühle
  • Giersch gewaschen und geschleudert, in Ölivenöl blanchiert
  • 10 Walnußhälften
  • Pilze wie z.B. braune Champignons oder andere
  • etwas Öl zum anbraten
  • 6 Scheiben Prosciutto sehr dünn geschnitten
  • 10 Spargelspitzen geschält und in Scheiben geschnitten

Blätterteig etwas ausrollen und in eine gefettete und gestaubte Form 24 cm Durchmesser drücken. bei 160° C goldbraun backen und mit einer Gabel anstechen, damit der Teig nicht so hoch aufsteigt. Obers mit den 3 Eiern und dem Parmesan verrühren. Würzen. Spargel, Pilze und Nüsse gut abraten. Den Teig herausnehmen und die Obersmasse auftragen. Spargel Nüsse und Giersch obenauf legen. Zuletzt den Prosciutto. Alles wieder ins Rohr und so lange backen, bis auch die Mitte der Quiche fest wird. Mit Salat noch warm servieren. Auch hier kann das Fleisch weggelassen werden.

Giersch getrocknet als „falsche Petersilie“

Giersch kann verkehrt aufgehängt und gut getrocknet werden. Dann rebeln un in Gläser füllen. eignet sich gut als Wintervorrat.

Tee aus Giersch – Umschläge aus Gierschsud

Wie schon beschrieben eignet sich der Giersch bei rheumatischen Beschwerden, Ischias und bei Gicht. Dafür frisch oder getrocknete Blätter als Sud mit heißem Wasser ansetzen und ein sauberes Tuch darin tränken. Auf die betroffenen Stellen legen und 15-20 Minuten dort belassen. Frischer Tee oder auch Tee aus getrockneten Blätter helfen bei Blasenbeschwerden und einen zur Frühjahrskur. Die frischen Blätter mit heißem Wasser kurz überbrühen und 4-5 Minuten ziehen lassen. Auch hier kann getrocknetes Kraut verwendet werden.

 

Wilder Oregano

Oregano – Origanum vulgare – Lippenblütler – Lamiaceae, Dost (Gattungsname), Dorant, Ohrkraut, Frauendosten, Wohlgemut

Oreganoblüte

Oreganoblüte

Jetzt steht der wilde Oregano in voller Blüte. Als alte Gewürz- und Heilpflanze wurde er schon seit der Antike eingesetzt. Meine Tochter nannte ihn als kleines Kind „Eregano“.

Aussehen

Oregano ohne Blüte

Oregano ohne Blüte

Der Oregano ist ein Lichtkeimer und eine ausdauernde, krautige, mehrjährige Pflanze. Sie kann bis zu 70 cm hoch werden. Das Rhizom ist meist etwas verholzt. Daraus entstehen aufrechte, vierkantige schon am Grund vergabelte und verzweigte Stängel. Sie haben einen leichten Flaum. Die Laubblätter sind gegenständig angelegt und zwischen 2-7mm groß. Die spitz zulaufenden Blätter haben länglich-einförmiges Aussehen. Auf der Unterseite des Blattes befindet sich eine „drüsige Punktierung“. Die Pflanze bildet end- oder seitenständige, rundliche (kugelförmige) Scheinrispen aus. Die Blütezeit ist Juni bis ende August. Die Blüten sind zart violett bis purpurfarben. Selten können sie auch weiß sein. Oregano-Blüten sind zwittrig – zygomorph (2 spiegelgleiche Hälften), fünfzählig und haben eine doppelte Blütenhülle. Die Kelchblätter sind in etwa 3 mm groß und untereinander verwachsen. Die glockenförmige Blüte hat eine zweilappige, aufrechte Oberlippe und eine dreilappige Unterlippe. In der Blüte befinden sich vier Staubblätter. Die zwei langen Staubblätter sind sichtbar herausragend. Die Klausenfrucht teilt sich in der Reife in ca. 1 mm länglich-ovale, dunkelbraune Nüsschen (Klausenfrüchte öffnen sich in der Reife und verbreiten so die Samen, Windstreuer, Selbststreuer).

Beispiel für eine Klausenfrucht hier ein Borretsch

Beispiel für eine Klausenfrucht hier ein Borretsch

Die vegetative Vermehrung findet über die Rhizome statt. Der Oregano gehört zu den Hemikryptophyten, oder auch Chameophyten (auf der Erde) – Das sind Pflanzen, die im Gegensatz zu den Geophyten – die Überdauerungsorgane (Erneuerungsknospen) an der Erdoberfläche haben.

Oregano mit Biene

Oregano mit Biene

Oregano mit Schachbrettfalter

Oregano mit Schachbrettfalter

Ähnliche Formen sind der Feldthymian, der deutlich kleiner ist und der Wirbeldost – Calamintha clinopdium, oder der verwandte Majoran – Majorana hortensis. Der Nektar des Oregano bietet Insekten einen 76% Zuckergehalt an. Diese Pflanze ist besonders für Honigbienen immens wichtig. Aber auch Schmetterlinge, wie der Schachbrettfalter, der Perlmuttfalter, das Große Ochsenauge und Schwebfliegen besuchen gerne den Oregano. Nach der Bestäubung wird die Blütenkrone abgeworfen.

Standorte

Oregano

Oregano

Vermutlich kam das Kraut ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Es bevorzugt kalkhaltigen Untergrund. Gerne steht es an Waldrändern, an Eichen- und Kiefernwäldern, unter Gebüschen, an sonnigen Hängen, in Mager- und Trockenrasen. Auch höhere Lagen machen dem Kraut nichts aus, nur ist der Wuchs dann etwas niedriger. Der Oregano kann gut mit Kälte umgehen und verträgt auch Temperaturen bis zu 15 Minusgraden und mehr. Meine reichsten Funde habe ich regelmäßig auf Berghöhen um 800 Meter.

Inhaltsstoffe

Oregano wurde schon bei den alten Griechen als appetitanregendes und verdauungsförderndes Kraut verwendet. Hippokrates schrieb der Pflanze weheneinleitende Wirkung zu oder behandelte damit Krampfadern und Hämorrhoiden. Später, im Mittelalter wurde es als Kraut mit magischen Kräften gegen Hexen, Dämonen, bösen Zauber und sogar gegen Liebeskummer verabreicht. Melancholische Menschen bekamen Auszüge des Krautes gegen ihre Verstimmungen und daher rührt auch der Volksname – „Wohlgemut“. Lange Zeit gab es auch den Brauch ein Bündel des Krautes in den Brautschuh zu legen, damit böse Kräfte aus diesem Ehebund ausgeschlossen werden. Im Barock verwendeten die Damen den Oregano zum Färben – er färbt rot. Es wurden auch Stoffe damit gefärbt.

Ätherische Öle, Gerbstoffe und Harze. Sie alle wirken stimulierend auf unser Nervensystem und wirken leicht schmerzstillend. Die Heilpflanze wirkt schweiß- und Harntreibend, krampflösend und bei Heiserkeit. Sie wird bei Lungenbeschwerden, Keuchhusten und Bronchitis eingesetzt. Im Magen- und Darmbereich wirkt sie krampflösend, entblähend und regulierend. Oregano wirkt appetitanregend, unterstützt – pilzhemmend (Candida albicans, als Oregano-Öl) und ist antiviral. Die darin enthaltenen Phenole und das Carvacrol (terpenioder Naturstoff, IUPAC, 2-Methyl-5- (1-methylethyl)-Phenol), wirken als Tinktur, antibakterizid und entzündungshemmend, bei der Behandlung von fettender oder unreiner Haut. Carvacrol wirkt auch in zahlreichen Antimykotikum Produkten. Der Oregano gilt als eines der wirkungsvollsten natürlichen Antibiotika der Kräuterwelt. Er hat zudem eine blutverdünnende Wirkung. Die Pflanze hat nicht nur fungizid wirksame sekundäre Pflanzenwirkstoffe, wie die Rosmarinsäure, Thymol und Thymoquinon – sondern auch einen hohen Anteil an Antioxydanten. Die Wirkung auf Krebszellen wird immer wieder diskutiert. Das gilt auch für das Thymoquinon, das nicht nur im Oregano, sondern auch z.B. im Schwarzkümmel vorkommt.

Verwendung

Frisch ist immer besser. In vielen Speisen Italiens wird der Oregano frisch oder getrocknet verwendet und verleiht den Gerichten die typische Note. Köstlich schmeckt Oregano auch zu Gemüse und Salaten. Ich streue die Blätter und die Blüten gerne über frische Salate, aber auch über Gemüse, wie Zucchini. Geerntet wird das blühende Kraut, in der Zeit von Juni bis ende August. Angeblich soll die Pflanze zu Mittag gepflückt den höchsten Anteil an Aroma und Wirkstoffen beinhalten. Das Trocknen gelingt bestens, wenn man Büschel bindet und sie verkehrt an einem trockenen Ort aufhängt. Dann die trockene Pflanze „abrebeln.“

Kräuterkissen

Oregano-Kräuterkissen

Oregano-Kräuterkissen

Ein Kräuterkissen aus getrocknetem Oregano soll zu tiefem, entspannten Schlaf verhelfen. Es eignen sich für so ein Kissen aber auch Mischungen mit anderen Kräuter, wie z.B. Baldrian.

Rezepte

Oregano-Wein

3-4 Zweige Oregano in eine Karaffe stellen und mit trockenen Weißwein aufgießen. Zudecken und eine Woche lang ziehen lassen. Ein Stamperl davon jeden Tag stärkt die Verdauung und beugt Infektionen vor.

Wermut

Wermutkraut – Artemisia absinthium, Korbblütler-Astraceae, Bitterkraut, Ölde, Wiegenkraut, Wolfszausert

Wermutpflanze

Wermutpflanze

Unterarten sind Beifuß, Stabwurz, Edelraute und Estragon. In Polen gibt es eine endemische (nur dort vorkommend) Unterart- Artemisia absinthium var. Calcigena, mit sehr ähnlichem Aussehen. Der Name Artemisia soll von der griechischen Göttin Artemis Ilithia, der Geburtshelferin stammen. Im Mittelalter hat Hildegard von Bingen den Wermut bei Erschöpfungszuständen empfohlen. Die Unterart, Silberwermut ist die Artemisia „Valerie Finnis.“ In vielen Klostergärten wurde der Wermut als Heilpflanze und für die Herstellung von Kräuterlikören gezogen.

Aussehen

Es sind weltweit bis zu 250 verschiedene Artemis-Arten bekannt. Vermutlich kommt diese Pflanze ursprünglich aus Sibirien. Eine silbrig-grüne, strauchartige Pflanze. Sie kann bis zu einem Meter hoch werden. Die Laubblätter sind wechselständig, gestielt oder ungestielt und ein-, bis mehrfach fiederteilig. Die unteren Blätter haben eine dreifache Gliederung und sind langgestielt, die weiter oben angesiedelten Blätter sind ein-, oder zweifach gefiedert und kurz gestielt.

Wermutblatt

Blatt

Wermuthkraut

Ganze Pflanze

Alle Blätter haben auf der Blattoberseite eine dichte Behaarung. Die Blüten sind traubig oder rispenartig, meist nickend. Sie hat trockenhäutige Hüllblätter. Die Blüten sind röhrig, homogam (Zeitpunkt der Reifung zwittirger Blüten von männlichen und weiblichen Blütenorganen – Voraussetzung für die Selbstbestäubung. Die Narbe ist empfängnisbereit, währen die Staubbeutel, die eigenen Pollen entlassen), zwittrig oder heterogam (unähnliche Geschlechtspartner). Die Achänen (nicht klaffend, Sonderform der Nussfrucht, einsamige Schließfrucht) bilden einen unterständigen Fruchtknoten (das Gynözeum steht tiefer als die übrigen Blütenteile). Ein Pappus (Haarkranz, Saum) fehlt hier. Die Blütezeit ist meist von Ende Juni bis Ende September. Der Wermut ist ein Lichtkeimer.

Wermut Blüte

Wermut Blüte

Er kann sowohl auf leichter, lockerer Erde ausgestreut, als auch als Steckling vermehrt werden. Die Pflanze vermehrt sich aber auch über ihre Wurzeln – Ausläufer. Vorsicht jedoch bei Staudenbeeten. Der Wermut hat in seinen Wurzeln sogenannte Wurzelexsudate, die das Wachstum anderer Pflanzen hemmen oder sogar verhindern können. Er verträgt sich mit dem Storchschnabel, mit dem Lampenputzergras und mit Nelken.

Image

A: Oberständig, B: Halbunterständig, C: Unterständig, D: Mittelständig

Standorte

Waldwege, Böschungen, Lichtungen, auch in höheren Lagen, eher karge Böden.

Inhaltsstoffe – Heilwirkung

Thujon – ist ein Bestandteil des ätherischen Öls im Wermut. Thujon ist ein Nervengift, das in höheren Dosierungen Verwirrtheit und epileptische Krämpfe ( Konvulsionen) verursachen kann. In der Europäischen Union wurde der Thujongehalt auf 5 mg/kg in alkoholischen Getränken mit einem Alkoholgehalt von bis zu 25 % vol. und bis zu 10 mg/kg in alkoholischen Getränken mit einem Alkoholgehalt von mehr als 25 % vol. sowie bis zu 35 mg/kg in Bitter-Spirituosen begrenzt. Früher war der Alkoholgehalt der Absinth-Getränke bei 45-78%. Die heute erhältlichen Absinthe haben einen Alkoholgehalt mit bis zu 90%. Deswegen wird der Absinth mit Wasser verdünnt getrunken.

(+)-α-Thujon

Strukturformel Thujon

Die Wermutpflanze wurde in der Schweiz zur Herstellung von Absinth – Wermutspirituose, verwendet. Absinth besteht aus Wermut, Anis und Fenchel, Ysop, Zitronenmelisse, Angelika, Kalmus, Koriander, Wacholder, Veronica, Muskat, pontischem Wermut und anderen Kräutern. Er enthält aber das Nervengift Thujon, das in zu großen Mengen eingenommen, zu Vergiftungen und Verwirrtheit führen kann.

Absinth

Absinth

Absinth ist ein grünliches (Chlorophyill im pontischen Wermut), alkoholisches Getränk, das traditionell mit Wasser verdünnt getrunken wird. Er wurde ursprünglich im 18. Jdt. Im Val de Travers (Schweiz, Kanton Neuenburg – Canton de Neuchâtel) hergestellt. Dieses Getränk wurde von vielen Künstlern (auch Literatur) und Dichtern mit Vorliebe getrunken. Paul Gauguin, Camille Pissarro, Ernest Hemingway, Edgar Allan Poe, Henri de Toulouse-Lautrec, Aleister Crowley, Charles Baudelaire, Vincent van Gogh, Arthur Rimbaud und Oscar Wilde sind nur einige der berühmten Absinth-Trinker. Um 1915 wurde das Getränk in vielen Staaten, u.a. in den U.S.A.als Suchtmittel verboten. Es wurden Gesundheitsschäden befürchtet. Vermutlich waren die Vergiftungen aber eher auf die schlechte Alkoholqualität (Amylalkohol, Fuselöle, 1-Pentanol) und die konsumierten Mengen zurückzuführen. Seit 1998 ist das Getränk wieder zugelassen.  

Exkurs: Absinth-Rituale und Absinth auf Gemälden

Um 1860 etablierte sich die sogenannte „Grüne Stunde“ in den Französischen Städten. Man trank zwischen 17 und 19 Uhr Absinth. Verschiedene Trinkrituale entstanden, wie die Fontänen. Unter die Hähne wurde der Absinth-Löffel gehalten, darauf ein Zuckerstück. Es tropfte im Sekundenabstand ein Tropfen Wasser auf den Zucker. Das Wasser hinterließ im darunterstehenden Absinthglas eine milchige Spur. So wurde das richtige Mischungsverhältnis hergestellt.

Absinthfontäne

Absinthfontäne

Absinthgläser und Löffel

Absinthgläser und Löffel

Der Absinth war vor allem für Frauen, die nicht aus Halb-, oder Unterwelt stammten, die gesellschaftlich akzeptierte Variante, ja sogar chice Version des Alkoholismus. Die Häufigkeit der Verewigung in vielen Gemälden, zeigt die alkoholbedingten gesellschaftlichen Probleme einer Gesellschaft.

Absinth-Trinker von Victor Oliva 1901

Absinth-Trinker von Victor Oliva 1901

Absinth-Trinker von Éduard Manet 1859

Absinth-Trinker von Éduard Manet 1859

Absinth-Trinker Vincent van Gogh

Absinth-Trinker Vincent van Gogh

bsinth-Trinker von Edgar Degas 1876

bsinth-Trinker von Edgar Degas 1876

„Es scheint, als sei die gesamte europäische Elite der Literatur und der bildenden Künste im Absinthrausch durch das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert getorkelt.“

So schreiben Hannes Bertschi und Marcus Reckewitz über dieses Phänomen des gemeinschaftlichen Alkoholrausches durch Absinth.

Bitterstoffe. Außer in Absinth ist Wermut auch im alkoholischen Getränk Noilly Prat enthalten. Er ist Bestandteil des Hausmittels „Schwedenbitter“.

Wermut zählt zu den Pflanzen mit den höchsten Bitterstoffanteilen (neben Enzian, oder Andorn). Sie sind auch für die gesundheitsfördernde Kraft verantwortlich. Die höchste Würzkraft hat der Wermut in der Zeit von Juni bis September. Er wurde schon in der Antike gegen viele Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen eingesetzt. Heute wird Wermut wegen seiner durchblutungsfördernden Wirkung bei Kopfschmerzen, Entzündungen und Menstruationsschmerzen verwendet. Wermut hilft als Hausmittel in Form von Würzkraut und passt gut zu deftigen und fettreichen Speisen. Als Würzkraut oder Tee hilft er bei Magenverstimmungen, Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit oder Blähungen. Er wirkt appetitanregend, gallenflussfördernd, leberschützend, zum Teil antiviral, durchblutungsfördernd, tonisierend, immunsystemstärkend. Er hat positiven Einfluss auf Magen, Darm, Leber und Galle. Das Kraut unterstützt bei Appetitlosigkeit (Bitterstoffe), Magenproblemen, Durchfall, regt die Gallenresektion an, bessert Diabetes, Gelbsucht und Blutarmut. Abtreibendes Mittel! Er enthält außerdem: Ätherisches Öl, Absinthol, das Glykosid Absinthin, Bitterstoffe, Artemisin, Absinthiin, Anabsinthiin und Bernsteinsäure

In der Homöopathie wird er auch bei Epilepsie, hysterischen Zuständen und bei Veitstanz gegeben.

Rezepte

Wermut-Tee, oder Wermut-Tinktur

In kleinen Mengen genossen, stärkt er die Sinne und hilft gegen Magenverstimmungen. Ein Teelöffel Wermutkraut (frisch oder getrocknet) mit 300 ml kochendem Wasser übergießen und kurz ziehen lassen. Der Tee kann mit Honig oder Zucker gesüßt werden, das allerdings die Heilkraft vermindert. Empfohlen werden etwa 2 bis 3 Tassen täglich, jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten eingenommen werden sollten. Nicht als Daueranwendung gedacht. Immer wieder pausieren.

Tinktur

Frische Wermutblätter mit Weingeist oder hochprozentigem Alkohol aufgießen und das Glas mit Deckel verschließen. 2-6 Wochen ziehen lassen. An einem dunklen Ort lagern oder in dunkle Flaschen abfüllen.

Als Tinktur, kann er mit Kompressen aufgelegt werden, oder 10-15 Tropfen mit Wasser verdünnt einnehmen. Ein Tropfen bei Kopfschmerzen an den Schläfen eingerieben, hilft sie zu vertreiben.

Wermut ist ein Wehenauslöser! Schwangere und Stillende sollten keinen Wermut zu sich nehmen.

Räucherpflanze

Die nordamerikanischen Indianer verwenden das Kraut zur rituellen Reinigung. Sie haben es dem Element Erde und dem Planeten Saturn zugeordnet. Für Schutzräucherungen unterstützt er die emotionalen Stärken und hilft, Neid und Missgunst abzuwehren. Er wirkt, wie alle Wermutpflanzen als „Seelenbalsam“, unterstützt Hellsicht und fördert Visionen. Er wird auch als Rauch bei Orakelbefragungen eingesetzt.