Tag-Archiv | Korbblütler

Borretsch

Borretsch – Borago officinalis- Raublattgewächse, Gurkenkraut, Kukumerkraut, Blauhimmelstern, Wohlgemutspflanze, Herzfreude, Herzblümlein

Borretschblüte

Bildnachweis: Rueger-Arts.de

Der Borretsch steht jetzt in voller Blütenpracht. Als Heil- und Gewürzpflanze wurde sie schon seit dem späten Mittelalter in Europa als Archäophyt – archaios – alt und phytón für Pflanze, kultiviert. Archäophyt – hemochore- gezähmte, veredelte Pflanze. Der Name könnte vom lateinischen Wort borra – „Gewebe aus rauer Wolle“ oder vom keltischen Wort „borrach“ – für Mut stammen. Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum oder Nordafrika kommend, hat er als attraktives Gewürzkraut in den Kräutergärten der Klöster Einzug gehalten. Schon den angehenden Ärzten im späten Mittelalter wurde der Borago officinalis an der medizinischen Fakultät von Salerno als Kraut für das Herz und die Fröhlichkeit vorgestellt.

Aussehen und Standorte

borretsch_bluete

Der Borretsch ist eine krautige, einjährige Pflanze und kann bis zu 75 cm hoch werden. Der Stängel und die derben Laubblätter sind stark und eher borstig behaart.  Die Blätter haben eine eiförmige, lanzettenartige Form. Üblicherweise blüht der Borretsch ab Mai bis in den Herbstananfang hinein. Der eigentliche Blütenstiel ist etwa 3 cm lang. Die Blüten sind zwittirg, fünfzählig und weisen eine doppelte Blütenhülle auf.  Der Borretsch hat fünf Kelchblätter, die verwachsen sind mit lanzettenförmigen Kelchzipfel. Währen der Anthese – Vorgang des Blühens, Blütenöffnung, ändert sich der PH-Wert und die anfangs rosa Blüten verfärben sich in ein stark leuchtendes Blau. Die Blüte hat fünf blaue Kronblätter und in der Mitte fünf Schlundschuppen. Die tiefblauen Staubblätter bilden engstehend einen Streukegel. Der Fruchtknoten des Borretsch ist oberständig und liegt mit dem Griffel im Inneren des Streukegels. Es bildet in der Reifung eine dunkelbraune Klausenfrucht mit etwa 5 mm Länge.

Beispiel für eine Klausenfrucht hier ein Borretsch

Klausenfrucht Borretsch

Die Blüten sind protandrisch – vormännlich – die Staubbeutel reifen vor den Fruchtblättern und der Pollen wird entlassen, bevor der Stempel herangereift ist. Nachdem die Staubblätter verwelken, reift die Narbe und kann die Pollen der bestäubenden Insekten aufnehmen. Dabei ist der Farbstoff der Indikator und verfärbt sich rot, wie bei Lackmus in Kontakt mit Säure. Diese wunderschönen blauen Blüten haben leuchtende Strichsaftmale, die nur von den sie bestäubenden Insekten gesehen werden können.

Saftmale

de.wikipedia.org

Wir Menschen können diese mit freiem Auge nicht erkennen. Der Borretsch ist eine ganz wichtige Bienen- und Hummelpflanze. Sie fliegen die Blüten an und werden am Schlundschuppem durch Öffnung des Streukegels mit Pollen bestreut. Dann bilden sich nach der Bestäubung im Fruchtknoten vier Fruchtfächer und in jedem Fruchtfach befindet ein hartes, einsamiges Nüsschen mit einem Elaisom – ein fettreiches Anhängsel, das besonders Ameisen und Vögel anspricht.

Elaisom

Bildquelle:https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=139160

So werden die Samen verschleppt und verbreitet – Myrmechorie. Standorte sind idealerweise sonnige Flächen und nähstoffreiche, durchlässige Böden.“ Der Borretsch braucht viel Platz und Abstand zu anderen Pflanzen. Er wird häufig von Blattläusen befallen. Er ist nicht frosttolerant. Der Borretsch gehört zu den Dunkelkeimern.

Ameise mit Samen

Bildquelle: Von Engelberger aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12104282

Bei uns in Europa wird Borretsch als Gewürzkraut in Gärten gezogen. Er verbreitet sich aber wie beschrieben auch durch „Verschleppung“ der Samen und wildert gerne aus. Ich habe ihn auch schon an Bachufern verwildert gefunden. Manchmal findet man Borretsch als Cultivar mit weißen Blüten.

Inhaltstoffe

Der Borretsch beinhaltet in geringen Mengen verschiedene Pyrrolizidinalkaloide – das sind Alkaloide, die einen Doppelring Pyrrolizidin als Strukturbestandteil haben. Das sind beim Borretsch Amabilin, Intermedin, Lycopsamin, Supinin, Thesinin. Lycopsamin und Supinin haben eine lebertoxische Wirkung. In geringen Mengen genossen sind sie unbedenklich. Regelmäßig und in großen Mengen sollte man ihn nicht verzehren. Die Blüten und Samen, wie auch das Borretschöl enthalten diese Alkaloide nur in geringen Spuren. Diese  Pyrrolizidinalkaloide dienen großteils zur Abwehr gegen Verbiss. Dieses Alkaloid kommt bei Korbblütlern, Raublattgewächsen, Hülsenfrüchtlern und Orchideen vor.

Bildquelle:www.spektrum.de

Eine Pflanze, die ich schon in einem der früheren Beiträge beschrieben habe, die viel von diesem Alkaloid beinhaltet ist das hochgifitige Greiskraut.

Greiskraut

Greiskraut

Außerdem enthält Borretsch Schleimstoffe, Vitamin C, Gerbstoffe, Harz, Saponin, Kaliumnitrat, Kieselsäure, verschiedene Fettsäuren und ätherisches Öl. Das Borretsch-Öl enthält Gamma-Linolensäure – GLA, eine dreifach gesättigte Omega-6-Fettsäure, Linolsäure, Ölsäure, Palmitinsäure, Gadeloinsäure, Stearinsäure, Erucasäure, Nervonsäure, Arachinsäure, Behensäure, Palmitoleinsäure, Vaccensäure, Myristinsäure, Eicosadiensäure und Alpha-Linolensäure.

Heilwirkung und Wissenswertes

Borretsch ist manchmal ein Bestandteil von Heilsalben und wird bei atopischen Ekzemen – Neurodermitis eingesetzt. Ich kenne getrockneten Borretsch aus Persien, wo er als nervenberuhigender Tee Gole Gaw Zabun – was so viel wie Rindszungenblume bedeutet, verabreicht wird. Er behandelt auch Husten, Schleim, Rheuma und Hauterkrankungen. Borretsch ist entgiftend und schweißtreibend. In England ist Borretsch als Bestandteil im beliebten Getränk Pimm’s und und als Geschmacksbeigabe Gilpin’s Wetsmorland Extra Dry Gin. Ganz wichtig ist Borretsch als Bienenpflanze und deswegen wird er von Imkern gerne gepflanzt. Der Saccharosegehalt liegt bei 42-53 %. Meist wird dieser Honig wegen der Pyrrolizidinalkaloide mit anderen Sorten gemischt. Im Mittelalter bereitete man Ochsenzungen mit Borretsch zu um „Blut zu reinigen.“ Zerstoßen mit Zucker wurde Borretsch von P.A. Matthioli gegen hohes Fieber eingesetzt. Die Blüten, Samen, Wurzel und Blätter, wurde mit Wein versetzt und in Schlückchen zur Leberreinigung verwendet. Heute wird Borretsch als schleimlösender Tee angeboten. Die verschiedenen darin enthaltenen Öle finden als Anteil von Hautsalben Verwendung. Besonders bei trockener Haut, Neurodermitis, als entzündungshemmende und juckreistillende Salben. Menschen mit Blutgerinnungsproblemen sollten Präparate mit Borretschöl meiden.

Rezepte

Wer Borretsch-Tee selbst zubereiten will trocknet die Blätter und Blüten als Strauss aufgehängt an einem trockenen Ort, z.B: Dachboden.

Der Tee wirkt entgiftend, schweißtreibend und beruhigend. Er dient zur Rekonvaleszenz nach schweren Krankheiten oder bei Erschöpfungszuständen

Einen Teelöffel voll mit der zerschnittenen ganzen frischen Pflanze oder der getrockneten Blätter und Blüten auf 1 Tasse mi kochendes Wasser. Nur ganz kurz ziehen lassen und abseihen. Personen die empfindlich sind sollten den Absud durch ein Tuch drücken, um die Haare zu entfernen. Für eine Kur von drei bis vier Wochen sollten täglich 3 – 4 Tassen getrunken werden. Press-Säfte oder Borretschöl-Kapseln aus dem Samen gibt es in Reformhäusern und Apotheken.

Verwendet werden die Blüten und die Blätter als Dekoration und Gewürzkraut in Salaten und Suppen. Die in Frankfurt berühmt gewordene Grüne Sauce ist typischerweise mit Borretsch angerührt. Der Geschmack ist frisch und gurkenartig. Die süß schmeckenden Blüten verwende ich gerne auf Salaten und auf Spargel. Kommen die Blüten mit Essig in Berührung färben sie sich rosa. Kandierte Borretschblüten sind nicht nur besonders dekorativ, sondern schmecken auch ganz wunderbar.

Ravioli mit Borretsch – ligurisch

Ravioli mit Borretschfülle

Bildquelle: http://www.imgrum.net/tag/salbeibutter

Original Rezept aus dem Reiseführer Ligurien

Teig

  • 500 g Mehl
  • 3 Eier
  • Wasser
  • Salz

Füllung

  • 500 g Rindfleisch
  • 300 g mageres Kalbfleisch
  • Kalbshirn
  • 50 g Rückenmark
  • ein Bries
  • 1 Bund Borretsch
  • 1 Kopf Scarola-Salat oder Endivien
  • Brotinneres
  • Majoran Salz
  • 4 Eier
  • 1 helle Zwiebel
  • 2 Zehen Knoblauch
  • Parmesan

Ich nehme anstelle dem Scarola – Endiviensalat. Und anstelle des Hirns nur Bries. Das Mark lasse ich komplett weg – mein Cholesterin dankt es mir. Dafür nehme ich eine helle feingehackten Zwiebel Endivie und Borretsch, 5 Minuten kochen und fest ausdrücken. In einem Topf das Rindfleisch zusammen mit dem Kalbfleisch in Butter anbraten. Das Kalbshirn, das Mark und das Bries in heißem Wasser abkochen, schälen und nach und nach in einem Mörser zu einer Paste verarbeiten. Das Fleisch und das Gemüse fein zerhacken, alles in einer Schüssel mischen, verquirlte Eier dazu geben, etwas in Suppe oder Fleischsauce geweichtes Brotinneres, Parmigiano, Gewürze, ein wenig frischen gehackten Majoran und Salz zugeben und alles gut vermengen.

Mehl in einer Rührschüssel mit lauwarmem Wasser verrühren, Eier dazugeben, und zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten. Ich gebe noch einen Schuß Olivenöl dazu. Teig dünn ausrollen und halbieren. Ich steche mit einem Stamperlglas Kreise aus. Die Hälfte des Teigs mit der Fülle belegen, die andere Teighälfte darüberlegen und fest andrücken. Mit einem Messer oder Ravioli – Teigrädchen die Ravioli ausschneiden und etwas antrocknen lassen. In einem Topf Wasser zum Kochen bringen, salzen und die Ravioli kochen. Sobald sie an der Oberfläche schwimmen sind sie gar. Mit Fleischsauce und Parmigiano oder Butter und Salbei oder mit Steinpilzsauce anrichten.

Essig mit Borretschblüten und Flieder 

Essig mit Blüten

Einen wunderbaren Essig ergeben Blüten mit Eigenduft. Dazu weißen Balsamico Essig, Blüten von Duftflieder und Borretschblüten frei von Grün verwenden. Den Essig vorher mit etwas Honig würzen. Schon einen Tag nach dem Einlegen der Blüten nimmt der Essig den Duft und die Farbe der Blüten an. Der Essig hält in etwa ein Jahr.

Kandierte Borretschblüten

  • 1 Joghurtbecher Zucker
  • Wasser
  • Borretschblüten

Den Zucker  mit so wenig Wasser wie möglich einköcheln, bis er Blasen schlägt. Achtung, dass er nicht braun wird.Die Borretschblüten vorsichtig mit einer Gabel durch den Zucker ziehen. Sofort auf ein Backpapier mit Staubzucker bestreut legen. Die Blüten etwas andrücken. Wenden und noch einmal in den Zucker drücken. Trocknen lassen. Sie halten in einen Glas ein paar Monate und sind eine hübsche Dekoration auf Gebäck oder als Beigabe zum Mocca.

Eiswürfel mit Borretschblüte

Eiswuerfel-Borretsch

Bildnachweis: www.schule-und-familie.de

Eine Augenweide sind Eiswürfel mit Blüten. Besonders hübsch sehen die azurblauen Blüten des Borretsch dann in durchsichtigen Getränken aus.

Literatur:

Angelika Lüttig, Juliane Kasten: Hagebutte & Co – Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Nottuln: Fauna Verlag 2003.

Cesare Preti: MATTIOLI (Matthioli), Pietro Andrea. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 72 (Massimino–Mechetti), Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2009.

https://de.wikipedia.org/wiki/Arch%C3%A4ophyt

https://de.wikipedia.org/wiki/Dichogamie#Proterandrie_.28Botanik.29

https://de.wikipedia.org/wiki/Dichogamie#Proterandrie_.28Botanik.29

Bildnachweise:

rueger-arts.de

www.umweltbund.de

Löwenzahn

Löwenzahn – Taraxacum sect. Ruderalia, Korbblütler – Asteraceae, gewöhnlicher Löwenzahn, Pusteblume, Hundsblume, Pissnelke (wegen der Harntreibenden Wirkung), Bettschisser, Kuhblume, Butterblume

20150420_112121

Die Natur scheint im Moment wahrlich zu explodieren. Überall sieht man schon die leuchtend gelben Köpfchen des Löwenzahns blühen. Zeit – Löwenzahn zu ernten. Als Kind wurde mir aufgetragen, die knapp vor der Reife stehenden Blüten abzuknipsen, um die Verbreitung etwas einzudämmen. Der „englische“ Rasen ohne jegliches „Unkräutlein“ war sonst gefährdet. Brav ging ich mit einem Jutesack hunderte von Blütenköpfchen abernten. Ich erinnere mich auch daran, dass mir vom Löwenzahn-Kaffee, den man im Krieg daraus machte, erzählt wurde. Ähnlich wie bei der Cichorie – der Wegwarte s. dazu entsprechenden Blogbeitrag, wurde der Löwenzahn als Ersatzkaffee verwendet. Dafür wurde in Kriegszeiten die Wurzel geschnitten, geröstet und gemahlen als Kaffee-Ersatz verwendet. Besonders schöne Blattrosetten stach ich für den „Röhrlsalat“ aus. Vermutlich stammt die Pflanze ursprünglich aus Zentralasien. Seine Heilwirkung ist nicht zu unterschätzen.

Aussehen

Löwenzahn

Dieses Exemplar sitzt seit zwei Jahren in einer alten Linde. Der Löwenzahn kann ganz lustige Formen aufweisen. Ein gutes Bild gelang mit letztes Jahr auf der Wiese in einem Park in Währing. Dieser  etwa unübliche Löwenzahn hatte ganz dicke Stängel und zwei Blüten wuchsen daraus hervor.

Der Gemeine Löwenzahn ist eine mehrjährige ausdauernde krautige Pflanze.

Löwenzahnblätter

Die Blätter des Löwenzahns stehen in einer grundständigen Rosette. Die Blätter sind sattgrün, lanzettenartig mit gezähnten Rändern.

Insgesamt kann die Pflanze bis zu 25 cm hoch werden. Aus den Blattachseln entstehen meist mehrere bis zu 60 cm lange Blütenstandstiele. Diese Stiele sind hohl, blattlos und ganz leicht befilzt. Am oberen Ende befinden sich spiralig verteilt 30-40 abstehende Hochblätter.

Ein Wirtel aus den grünen Hüllblättern bildet anfangs einen geschlossenen Schutz der Blütenstandknospe. Dieser Blütenstand ist eine Scheinblüte.

Löwenzahn Blüte

Das bedeutet, dass mehrere Blüten so tun, als wären sie eine einzige Blüte. Beim Löwenzahn sind es bis zu 300 einzelne, gelbe Zungenblüten.

Löwenzahnblüte aufgeschnitten

Die einzelnen kleine Zungenblüten sind in einem tellerförmigen Körbchen zusammengefasst. Diese einzelnen Blüten öffnen sich darin ringförmig von außen nach innen. Die Sie schließen sich während der Nacht, bei Regen und wenn es zu trocken ist. Bei der Fruchtreife werden die Blütenhüllen der Zungenblüten abgestoßen. Aus den Zungenblüten entwickeln sich in der Fruchtreife die Achänenfrüchte – Pappus.

Löwenzahn mit Blütenresten obenauf

Hier sieht man sehr schön die bereits angelegten Schirmchen und die vertrockneten Blütenanteile, die abgeworfen werden.

Die Früchte sind Schirmflieger und lassen sich durch den Wind verbreiten. Diese Früchte sind schlanke, tonnenförmige und mit Schirmchen ausgestattete Samen.

Bildquelle zweites Bild: http://www.lumixgexperience.de

Auffallend ist der weiße Milchsaft, der bei Verletzung aus allen Teilen der Pflanze strömt. Der Löwenzahn hat eine bis zu 1 Meter lange Pfahlwurzel, die äußerlich dunkelbraun bis schwarz ist. Blütezeit ist üblicherweise von April bis ende Mai. Aber auf fetten Almwiesen sieht man die Blüten noch bis in den Herbst. Der Löwenzahn gehört zu den Lichtkeimern.

Standorte

Wiesen, Waldränder, Auwälder, Mauerritzen, zwischen Pflastersteinen, Blumenkisten, nährstoffreiche Wiesen, Nutztierweiden, landwirtschaftlichen Flächen, Brachflächen.

Verwechslungsmöglichkeiten

Da es viele verschiedene Unterarten der Gattung Taraxacum gibt, kommt es auch leicht zu Verwechslungen. Oft kann eine genaue Bestimmung nur durch die Form der Samen erfolgen. Die meisten anderen Unterarten haben aber als wichtigstes Erkennungsmerkmal keinen hohlen Stiel. Verwechslungsmöglichkeiten bestehen z.B. mit dem ebenfalls essbaren Leontodon – Schaftlöwenzahn, und dem Gewöhnlichen Ferkelkraut.

Leontodon Bild Tydi Gardens www.tidygardens.eu

Bildquelle: http://www.tidygardens.eu/leontodon-spp/

Gewöhnliches Ferkelkraut

Zweiteres kenne ich als Specksalat und ernte ihn ebenfalls gerne für Frühlingssalate. Die Blätter sind wesentlich fester und ganz leicht behaart.

Inhaltsstoffe und Wissenswertes 

Der Löwenzahn ist eine wichtige Bienenpflanze. Der daraus entstehende Honig ist intensiv und sehr wohlschmeckend. Bienenzüchter stellen deswegen gerne ihre Völker auf Wiesen mit möglichst viel Löwenzahn.

Der wichtigste Wirkstoff im Löwenzahn sind vor allem die Bitterstoffe, die auf die Verdauungsdrüsen wirken. Löwenzahn ist ein hevorragender Vitamin C Spender. Neben Bitterstoffen, Flavonoide, Triterpene und Phytosterole auch Gerbstoffe, Inulin, Xantophylle, ätherisches Öl, Cholin, Provitamin A, Vitamine B, C und Mineralsalze. Diese Inhaltsstoffe sind appetitanregende, stoffwechselanregendn, entwässernd, krampflösen, sie fördern den Gallenfluss (choleretisch), magensaftanregend, blutreinigend und entzündungshemmend. Löwenzahnextrakte, Löwenzahntees oder Löwenzahntinkturen oder Press-Säfte werden in guten Reformhäusern und Apotheken angeboten. Menschen mit Kontaktallergie gegen den Milchsaft sollten von einer Einnahme der Press-Säfte und Tinkturen absehen. Einsatzgebiete der Tinkturen, Tees, oder Press-Säfte  sind: Gallen- und Leberbeschwerden, Verdauungsbeschwerden, Wasseransammlung, Pickel und Ekzeme, bei Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Blähungen, Blasen- und Nierenbeschwerden, bei leichten Nierenbeschwerden, Stoffwechselbeschwerden, hohen Cholesterinspiegel, bei Hämorrhoiden,  Krampfadern, Gicht, Gelbsucht, Fettleibigkeit, Asthenie, und Rheuma.

Der gewöhnliche Löwenzahn hat oft Probleme mit den Rostpilzen Puccinia variabilis, Puccinia silvatica, Puccinia taraxaci und Scelertium rolfsii.

Heilwirkung des Löwenzahns

Die Bitterstoffe wirken im naturmedizinischen und heilkundlichen Bereich gegen Beschwerden im Magen- Darmbereich, sowie bei Leber- und Gallenbeschwerden. Die Löwenzahnwurzel und das Kraut sind unter dem Namen Taraxaci herba cum radice bekannt.

Rezepte 

Der Löwenzahn gehört zu den beliebtesten Wildkräutern. die vielen Verwendungsmöglichkeiten machen ihn so beliebt. Man kann Löwenzahn zu Pesto verarbeiten, als Zutat zu Wildkräutersalaten, als Gemüse, oder als eingelegte Knospen.

Erdäpfelsalat mit Löwenzahn

Einer meiner absoluten Favoriten ist im Frühling der Löwenzahnsalat. Ich mache ihn mit „Kipflern“, rotem Zwiebel und Kürbiskernöl. Herrlich passt auch ein wachsweiches Ei dazu. Ostern ist also die Gelegenheit.

Löwenzahnmarmelade

Eigentlich ist es bei mir eher ein Gellé. Dafür die gelben Blüten zupfen und waschen. Die Blüten sind echte Leichtgewichte. 1:1 mit Gelierzucker aufwiegen. Ganz wenig Wasser – nur zugedeckt verwenden. Ich gebe noch etwas Zitronensaft dazu und Mark 1/2 Vanilleschote. Alles kurz aufkochen lassen Durch ein sauberes Geschirrtuch abseien und sofort in Gläser füllen. Wer mag, kann natürlich ein paar Blütenblätter darin belassen.

Löwenzahnsirup- alkoholisch

Für den Sirup verwende ich das Kraut und die Wurzeln. Ich setze ihn als alkoholischen Extrakt an. Auf ca. 20 dag Blüten und Wurzeln, gebe ich ca 1/2 Liter Ansatzkorn, Mark 1 Vanilleschote und 15 dag braunen Zucker. Ich fülle den Sud in verschließbare Flaschen und stelle sie für ca. 1 Woche aufs Fensterbrett. Danach durch ein feines Tuch abseien und mit Honig verfeinern.

Löwenzahntee

Dafür die frischen Blätter und Blüten waschen, kurz überbrühen und ca. 10 Minuten ziehen lassen. Schluckweise trinken. Nie mehr als 4 Wochen anwenden.

Löwenzahnknospen eingelegt

einegelegte Löwenzahnknospen

Gänzlich unbekannt sind eingelegte Löwenzahnknospen. Umso mehr freue ich mich über die begeisterten Stimmen. Sie passen herrlich als Beilage zu kalten Platten. Dafür noch geschlossene Knospen ernten. Ganz kurz in Salzwasser aufkochen und abtropfen lassen. Mit Weißweinessig, Olivenöl, Salz und Zitronenscheiben in einem Glas aufgießen.

Gänseblümchen

Gänseblümchen – Bellis perennis L. ausdauerndes Gänseblümchen, Maßliebchen, Tausendschön, Marienblümchen, Monatsröserl – Korbblütler – Asteraceae

Gänseblümchen

An diesem Blogbeitrag kann man unschwer erkennen, dass sich bei mir die Sehnsucht nach dem Frühling meldet. Der Schnee wird von der ungewöhnlichen hohen Temperatur dahingerafft und schon sind die ersten Köpfchen der Gänseblümchen zu sehen. Kaum eine Wiese, ein Waldweg, ein Park, ein Garten, ein Schulhof oder eine Mauerritze, die nicht vom Ganseblümchen besiedelt wird. Es blüht fast ganzjährig und sollte viel mehr Beachtung finden. „Bellus“ – leitet sich von schön ab und „perennis“ von ausdauernd. Isst man drei Gänseblümchenköpfe im Frühling, so bleibt man das ganze Jahr gesund – sagt man über dieses Blümchen. Und wer hat nicht als Kind die Blüten gezupft und sich gefragt: „er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich …“

Aussehen und Vorkommen

Gänseblümchen Almwiese

Das Gänseblümchen ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Es stellt geringe Ansprüche an seinen Standort und verbreitet sic dementsprechend einfach. Verwandtschaft besteht zur Schafgarbe und zur echten Kamille. Das Gänseblümchen hat ein ein aufrechtes Rhizom mit feinen faserigen Wurzeln. Die tiefgrünen Laubblätter stehen in einer dichten, mehrjährigen Blattrosette zusammen. Optisch erinnert die Blattrose an den „Vogerlsalat – Feldsalat.“ Aus dieser Blattrosette sprießen von März bis November lange aufrechte Blütenstängel mit jeweils einem Blütenkörbchen. Die Stängel können bis zu 15 cm lang werden. Der Blütenstand sieht wie ein Körbchen aus und enthält Hüllblätter, mit einem bewimperten Rand. Auf den ersten Blick ist es eine einzige Blüte. In Wirklichkeit aber, handelt es sich um eine Scheinblüte – Pseudanthium – griech. für falsche Blüte, eine besondere Form einer Infloreszenz, bei der mehrere Blüten zu einer Blume zusammengefasst sind. Umschlossen werden diese Einzelblüten von einem Involucrum – Gesamtheit der Hüllblätter. Besonders bei den Asteraceae sind Pseudanthien weit verbreitet. Die Farbvarianten reichen von weiß, bis rosa und dunklem Rot. Die weiß, rosa bis roten weiblichen, zygomorphen – zwei spiegelgleiche Hälften – Zungenblüten sind in zwei Reihen angeordnet. In der Mitte befinden sich bis zu 125 gelbe, zwittrige, trichterförmige und radiärsymmetrische Röhrenblüten. Sie sind bis zu 1,5 mm lang. Zwei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen, einfächrigen Fruchtknoten verbunden.

Bildquelle: Uni Hohenheim,oberständig, mittelständig, unterständig

Die sich bildende Frucht hat einen Pappus – Haarkranz oder Haarsaum, oder Schirmchen – kommt u.a. bei den Korbblütlern vor. Es entsteht eine gekrönte Schließfrucht. Frucht- und Samenschale sind miteinander verwachsen. Die Samen sind endospermlos – das heißt ohne Nährgewebe und den Keimling. Gänseblümchen sind Heliotrop – das zeigt sich, indem sie ihre Blütenköpfe immer in Richtung Sonne und Licht drehen. Bei Regen oder schlechtem Wetter schließen sie ihre Köpfchen. Auch in der Nacht sind die Blütenköpfe verschlossen. Die Heliotropen Pflanzen folgen dem Sonnenlicht von Osten nach Westen. Das Gänseblümchen gehört zu den Archäophyten – und den hemerochoren Pflanzen – vor 1492 durch direkten oder indirekten menschlichen Einfluss in ein neues Gebiet eingeführt und sich dort selbständig ohne fremde Hilfe etabliert haben. Das Gänseblümchen ist eine Speicherpflanze und überlebt den Winter. Das Gänseblümchen gibt es heute in zahlreichen gezüchteten Form- und Farbvarianten. Besonders hübsch sind die gefüllten Arten.

Gänseblümchen Zuchtvariante

Bildquelle: Medienwerkstatt online

Abb

Bildquelle: Medienwerkstatt online

Rezepte

Salat mit Gänseblümchen

Eingelegte Gänseblümchenköpfe – als Kapern

Eingelegte Kapuzinerkresse-Samen

Gänseblümchenköpfe noch geschlossen ernten, kurz abspülen. Auf 1/4 kg Blumenköpfe 1/4 liter Weißwein, 1/8 hellen Essig, Salz, 1 Messerspitze Zitronensäure, 34 Stück Würfelzucker. Kurz aufkochen lassen und sofort gut verschließen. Die Köpfchen passen sehr gut zu kaltem Fleisch oder zu Topfen und Gervais.

Gänseblümchentee

Für den Tee 15 Gramm getrocknete Gänseblümchen, am besten auf Backpapier getrocknet nehmen. Zehn Minuten zugedeckt ziehen lassen und schluckweise trinken.

Wirkt bei Appetitlosigkeit und den Stoffwechsel anzukurbeln. Bei Leber, Galle und Verdauung fördert er die Anregung und die Entgiftung.

Wissenswertes und Inhaltsstoffe

Schon im Mittelalter machten sich die Heiler über das Gänseblümchen her und wussten über dessen blutreinigende Wirkung Bescheid. Heute gibt es das Gänseblümchen als homöopathische Globuli gegen Rückenschmerzen. In den Gänseblümchen finden sich Gerbstoffe, Bitterstoffe, Schleime, Saponine, ätherische Öle, Flavonoide und Antoxanthin. In den Röhrenblüten des Gänseblümchens befindet sich das Saponin Bayogenin. Saponine kommen in höheren Pflanzen vor. Meist in den Knollen, Wurzeln, Blättern und Samen. Beim Gemüse ist es in Sojabohnen, Erbsen, Spinat, Tomaten, Kartoffeln, und Knoblauch und auch in Kastanien enthalten. Saponine zeigen eine hämolytische Aktivität – Auflösung von roten Blutkörperchen – den Erythrozyten. Sie wirken auf die Membranpermeabilität und komplexieren Cholesterin. Außerdem sind sie für Fische gifitg – soe sind piscizid. Saponie haben einen bitteren Geschmack – außer beim Glycyrrhizin, das die meisten als Bestandteil der Lakritze kennen.

Den Saponinen werden stärkende, entzündungshemmendem harntreibende, Cholesterinbindende,  schleimtreibende- und lösende, hormonstimulierende Wirkung zugeschrieben. Sie unterstützen außerdem die Aufnahme von Inhaltsstoffen aus dem Darm. Da sie die Zellteilung im Darm hemmen, wird ihnen auch eine präventive Wirkung gegen Darmkrebs nachgesagt. Durch die hämolytische Wirkung sollten Saponine nicht in die Blutbahn gelangen. Eine Wirkung, die ich schon lange kenne ist gegen Frühjahrsmüdigkeit. Eine Auflage – Kompressen auf den Lippenherpes aufegelegt kann Wunder wirken. Gegen juckende Insektenstiche hilft ebenfalls eine Gänseblümchenkompresse. Leichte Hautprobleme lassen sich mit Waschungen aus einem Gänseblümchenbrei – aus Blüten und Blättern bekämpfen. Bei Entzündungen im Beckenbereich helfen Sitzbäder mit Gänseblümchen.

Litertaurnachweise:

Hegenauer, R: Chemotaxonomie der Pflanzen. Eine Übersicht über die Verbreitung und die systematische Bedeutung der Pflanzenstoffe. Band II. Verlag Springer, Basel. S. 371