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Borretsch

Borretsch – Borago officinalis- Raublattgewächse, Gurkenkraut, Kukumerkraut, Blauhimmelstern, Wohlgemutspflanze, Herzfreude, Herzblümlein

Borretschblüte

Bildnachweis: Rueger-Arts.de

Der Borretsch steht jetzt in voller Blütenpracht. Als Heil- und Gewürzpflanze wurde sie schon seit dem späten Mittelalter in Europa als Archäophyt – archaios – alt und phytón für Pflanze, kultiviert. Archäophyt – hemochore- gezähmte, veredelte Pflanze. Der Name könnte vom lateinischen Wort borra – „Gewebe aus rauer Wolle“ oder vom keltischen Wort „borrach“ – für Mut stammen. Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum oder Nordafrika kommend, hat er als attraktives Gewürzkraut in den Kräutergärten der Klöster Einzug gehalten. Schon den angehenden Ärzten im späten Mittelalter wurde der Borago officinalis an der medizinischen Fakultät von Salerno als Kraut für das Herz und die Fröhlichkeit vorgestellt.

Aussehen und Standorte

borretsch_bluete

Der Borretsch ist eine krautige, einjährige Pflanze und kann bis zu 75 cm hoch werden. Der Stängel und die derben Laubblätter sind stark und eher borstig behaart.  Die Blätter haben eine eiförmige, lanzettenartige Form. Üblicherweise blüht der Borretsch ab Mai bis in den Herbstananfang hinein. Der eigentliche Blütenstiel ist etwa 3 cm lang. Die Blüten sind zwittirg, fünfzählig und weisen eine doppelte Blütenhülle auf.  Der Borretsch hat fünf Kelchblätter, die verwachsen sind mit lanzettenförmigen Kelchzipfel. Währen der Anthese – Vorgang des Blühens, Blütenöffnung, ändert sich der PH-Wert und die anfangs rosa Blüten verfärben sich in ein stark leuchtendes Blau. Die Blüte hat fünf blaue Kronblätter und in der Mitte fünf Schlundschuppen. Die tiefblauen Staubblätter bilden engstehend einen Streukegel. Der Fruchtknoten des Borretsch ist oberständig und liegt mit dem Griffel im Inneren des Streukegels. Es bildet in der Reifung eine dunkelbraune Klausenfrucht mit etwa 5 mm Länge.

Beispiel für eine Klausenfrucht hier ein Borretsch

Klausenfrucht Borretsch

Die Blüten sind protandrisch – vormännlich – die Staubbeutel reifen vor den Fruchtblättern und der Pollen wird entlassen, bevor der Stempel herangereift ist. Nachdem die Staubblätter verwelken, reift die Narbe und kann die Pollen der bestäubenden Insekten aufnehmen. Dabei ist der Farbstoff der Indikator und verfärbt sich rot, wie bei Lackmus in Kontakt mit Säure. Diese wunderschönen blauen Blüten haben leuchtende Strichsaftmale, die nur von den sie bestäubenden Insekten gesehen werden können.

Saftmale

de.wikipedia.org

Wir Menschen können diese mit freiem Auge nicht erkennen. Der Borretsch ist eine ganz wichtige Bienen- und Hummelpflanze. Sie fliegen die Blüten an und werden am Schlundschuppem durch Öffnung des Streukegels mit Pollen bestreut. Dann bilden sich nach der Bestäubung im Fruchtknoten vier Fruchtfächer und in jedem Fruchtfach befindet ein hartes, einsamiges Nüsschen mit einem Elaisom – ein fettreiches Anhängsel, das besonders Ameisen und Vögel anspricht.

Elaisom

Bildquelle:https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=139160

So werden die Samen verschleppt und verbreitet – Myrmechorie. Standorte sind idealerweise sonnige Flächen und nähstoffreiche, durchlässige Böden.“ Der Borretsch braucht viel Platz und Abstand zu anderen Pflanzen. Er wird häufig von Blattläusen befallen. Er ist nicht frosttolerant. Der Borretsch gehört zu den Dunkelkeimern.

Ameise mit Samen

Bildquelle: Von Engelberger aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12104282

Bei uns in Europa wird Borretsch als Gewürzkraut in Gärten gezogen. Er verbreitet sich aber wie beschrieben auch durch „Verschleppung“ der Samen und wildert gerne aus. Ich habe ihn auch schon an Bachufern verwildert gefunden. Manchmal findet man Borretsch als Cultivar mit weißen Blüten.

Inhaltstoffe

Der Borretsch beinhaltet in geringen Mengen verschiedene Pyrrolizidinalkaloide – das sind Alkaloide, die einen Doppelring Pyrrolizidin als Strukturbestandteil haben. Das sind beim Borretsch Amabilin, Intermedin, Lycopsamin, Supinin, Thesinin. Lycopsamin und Supinin haben eine lebertoxische Wirkung. In geringen Mengen genossen sind sie unbedenklich. Regelmäßig und in großen Mengen sollte man ihn nicht verzehren. Die Blüten und Samen, wie auch das Borretschöl enthalten diese Alkaloide nur in geringen Spuren. Diese  Pyrrolizidinalkaloide dienen großteils zur Abwehr gegen Verbiss. Dieses Alkaloid kommt bei Korbblütlern, Raublattgewächsen, Hülsenfrüchtlern und Orchideen vor.

Bildquelle:www.spektrum.de

Eine Pflanze, die ich schon in einem der früheren Beiträge beschrieben habe, die viel von diesem Alkaloid beinhaltet ist das hochgifitige Greiskraut.

Greiskraut

Greiskraut

Außerdem enthält Borretsch Schleimstoffe, Vitamin C, Gerbstoffe, Harz, Saponin, Kaliumnitrat, Kieselsäure, verschiedene Fettsäuren und ätherisches Öl. Das Borretsch-Öl enthält Gamma-Linolensäure – GLA, eine dreifach gesättigte Omega-6-Fettsäure, Linolsäure, Ölsäure, Palmitinsäure, Gadeloinsäure, Stearinsäure, Erucasäure, Nervonsäure, Arachinsäure, Behensäure, Palmitoleinsäure, Vaccensäure, Myristinsäure, Eicosadiensäure und Alpha-Linolensäure.

Heilwirkung und Wissenswertes

Borretsch ist manchmal ein Bestandteil von Heilsalben und wird bei atopischen Ekzemen – Neurodermitis eingesetzt. Ich kenne getrockneten Borretsch aus Persien, wo er als nervenberuhigender Tee Gole Gaw Zabun – was so viel wie Rindszungenblume bedeutet, verabreicht wird. Er behandelt auch Husten, Schleim, Rheuma und Hauterkrankungen. Borretsch ist entgiftend und schweißtreibend. In England ist Borretsch als Bestandteil im beliebten Getränk Pimm’s und und als Geschmacksbeigabe Gilpin’s Wetsmorland Extra Dry Gin. Ganz wichtig ist Borretsch als Bienenpflanze und deswegen wird er von Imkern gerne gepflanzt. Der Saccharosegehalt liegt bei 42-53 %. Meist wird dieser Honig wegen der Pyrrolizidinalkaloide mit anderen Sorten gemischt. Im Mittelalter bereitete man Ochsenzungen mit Borretsch zu um „Blut zu reinigen.“ Zerstoßen mit Zucker wurde Borretsch von P.A. Matthioli gegen hohes Fieber eingesetzt. Die Blüten, Samen, Wurzel und Blätter, wurde mit Wein versetzt und in Schlückchen zur Leberreinigung verwendet. Heute wird Borretsch als schleimlösender Tee angeboten. Die verschiedenen darin enthaltenen Öle finden als Anteil von Hautsalben Verwendung. Besonders bei trockener Haut, Neurodermitis, als entzündungshemmende und juckreistillende Salben. Menschen mit Blutgerinnungsproblemen sollten Präparate mit Borretschöl meiden.

Rezepte

Wer Borretsch-Tee selbst zubereiten will trocknet die Blätter und Blüten als Strauss aufgehängt an einem trockenen Ort, z.B: Dachboden.

Der Tee wirkt entgiftend, schweißtreibend und beruhigend. Er dient zur Rekonvaleszenz nach schweren Krankheiten oder bei Erschöpfungszuständen

Einen Teelöffel voll mit der zerschnittenen ganzen frischen Pflanze oder der getrockneten Blätter und Blüten auf 1 Tasse mi kochendes Wasser. Nur ganz kurz ziehen lassen und abseihen. Personen die empfindlich sind sollten den Absud durch ein Tuch drücken, um die Haare zu entfernen. Für eine Kur von drei bis vier Wochen sollten täglich 3 – 4 Tassen getrunken werden. Press-Säfte oder Borretschöl-Kapseln aus dem Samen gibt es in Reformhäusern und Apotheken.

Verwendet werden die Blüten und die Blätter als Dekoration und Gewürzkraut in Salaten und Suppen. Die in Frankfurt berühmt gewordene Grüne Sauce ist typischerweise mit Borretsch angerührt. Der Geschmack ist frisch und gurkenartig. Die süß schmeckenden Blüten verwende ich gerne auf Salaten und auf Spargel. Kommen die Blüten mit Essig in Berührung färben sie sich rosa. Kandierte Borretschblüten sind nicht nur besonders dekorativ, sondern schmecken auch ganz wunderbar.

Ravioli mit Borretsch – ligurisch

Ravioli mit Borretschfülle

Bildquelle: http://www.imgrum.net/tag/salbeibutter

Original Rezept aus dem Reiseführer Ligurien

Teig

  • 500 g Mehl
  • 3 Eier
  • Wasser
  • Salz

Füllung

  • 500 g Rindfleisch
  • 300 g mageres Kalbfleisch
  • Kalbshirn
  • 50 g Rückenmark
  • ein Bries
  • 1 Bund Borretsch
  • 1 Kopf Scarola-Salat oder Endivien
  • Brotinneres
  • Majoran Salz
  • 4 Eier
  • 1 helle Zwiebel
  • 2 Zehen Knoblauch
  • Parmesan

Ich nehme anstelle dem Scarola – Endiviensalat. Und anstelle des Hirns nur Bries. Das Mark lasse ich komplett weg – mein Cholesterin dankt es mir. Dafür nehme ich eine helle feingehackten Zwiebel Endivie und Borretsch, 5 Minuten kochen und fest ausdrücken. In einem Topf das Rindfleisch zusammen mit dem Kalbfleisch in Butter anbraten. Das Kalbshirn, das Mark und das Bries in heißem Wasser abkochen, schälen und nach und nach in einem Mörser zu einer Paste verarbeiten. Das Fleisch und das Gemüse fein zerhacken, alles in einer Schüssel mischen, verquirlte Eier dazu geben, etwas in Suppe oder Fleischsauce geweichtes Brotinneres, Parmigiano, Gewürze, ein wenig frischen gehackten Majoran und Salz zugeben und alles gut vermengen.

Mehl in einer Rührschüssel mit lauwarmem Wasser verrühren, Eier dazugeben, und zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten. Ich gebe noch einen Schuß Olivenöl dazu. Teig dünn ausrollen und halbieren. Ich steche mit einem Stamperlglas Kreise aus. Die Hälfte des Teigs mit der Fülle belegen, die andere Teighälfte darüberlegen und fest andrücken. Mit einem Messer oder Ravioli – Teigrädchen die Ravioli ausschneiden und etwas antrocknen lassen. In einem Topf Wasser zum Kochen bringen, salzen und die Ravioli kochen. Sobald sie an der Oberfläche schwimmen sind sie gar. Mit Fleischsauce und Parmigiano oder Butter und Salbei oder mit Steinpilzsauce anrichten.

Essig mit Borretschblüten und Flieder 

Essig mit Blüten

Einen wunderbaren Essig ergeben Blüten mit Eigenduft. Dazu weißen Balsamico Essig, Blüten von Duftflieder und Borretschblüten frei von Grün verwenden. Den Essig vorher mit etwas Honig würzen. Schon einen Tag nach dem Einlegen der Blüten nimmt der Essig den Duft und die Farbe der Blüten an. Der Essig hält in etwa ein Jahr.

Kandierte Borretschblüten

  • 1 Joghurtbecher Zucker
  • Wasser
  • Borretschblüten

Den Zucker  mit so wenig Wasser wie möglich einköcheln, bis er Blasen schlägt. Achtung, dass er nicht braun wird.Die Borretschblüten vorsichtig mit einer Gabel durch den Zucker ziehen. Sofort auf ein Backpapier mit Staubzucker bestreut legen. Die Blüten etwas andrücken. Wenden und noch einmal in den Zucker drücken. Trocknen lassen. Sie halten in einen Glas ein paar Monate und sind eine hübsche Dekoration auf Gebäck oder als Beigabe zum Mocca.

Eiswürfel mit Borretschblüte

Eiswuerfel-Borretsch

Bildnachweis: www.schule-und-familie.de

Eine Augenweide sind Eiswürfel mit Blüten. Besonders hübsch sehen die azurblauen Blüten des Borretsch dann in durchsichtigen Getränken aus.

Literatur:

Angelika Lüttig, Juliane Kasten: Hagebutte & Co – Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Nottuln: Fauna Verlag 2003.

Cesare Preti: MATTIOLI (Matthioli), Pietro Andrea. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 72 (Massimino–Mechetti), Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2009.

https://de.wikipedia.org/wiki/Arch%C3%A4ophyt

https://de.wikipedia.org/wiki/Dichogamie#Proterandrie_.28Botanik.29

https://de.wikipedia.org/wiki/Dichogamie#Proterandrie_.28Botanik.29

Bildnachweise:

rueger-arts.de

www.umweltbund.de

Mistel

Mistel – Viscum album, Sandelholzgewächse – Santalaceae, Heiligenkreuzholz, Drudenfuss, Geisskraut, Hexenbesen, Wintergrün, Vogelmistel,  Königin des Heils – Bedecktsamer – Magnoliopsida – Eudikotyledonen

Auf vielfache Anfragen möchte ich gerne diesen Beitrag der Mistel widmen. Jetzt sind die Bäume noch ziemlich kahl und man kann die kugeligen Gewächse mit ihrem satten Grün sehr gut sehen. Viscaceae ist eigentlich ein Sammelbegriff und es gibt alleine in Europa etwa 90 Arten, wie viscum album, loranthus europaeus, viscum quercinum, Laubholzmistel – Viscum album, Tannen-Mistel – Viscum abietis, Kiefern-Mistel – Viscum Laxum, u.v.m. Viele Mythen ranken sich um das seltsame Gewächs. In England und Amerika gibt es den Brauch: Ein Paar, das sich unter Misteln küsst, soll ewiges Liebesglück erhalten. In der Schweiz gilt die Mistel als Symbol für Fruchtbarkeit. In Frankreich werden Mistelzweige über den Eingang des Hauses gehängt, man herzt die Verwandten und Freunde darunter, um ihnen ein gutes neues Jahr zu wünschen. Und wer von uns hat nicht Asterix gelesen und „Miraculix“ für seine unbesiegbar und unverwundbar machenden Zaubertränke bewundert. Die Druiden – die Priester der Kelten bestiegen weiß-gewandet die Bäume und schnitten mit goldenen Sichel, am sechsten Tag des Mondes die Misteln. Die Mistel durfte dabei keineswegs den Boden berühren. In der griechischen Mythologie wollte Äneas mit der „goldenen Zauberrute“ in die Unterwelt eindringen. Gott Merkur diente die Mistel dazu die Tore des Hades zu öffnen. Hildegard von Bingen setzte Mistelsud gegen gefrorene Gliedmaßen, Gicht und Brustbeschwerden ein. Heilkundige wie Hippokrates und Plinius verwendeten die Mistel gegen Schwindelanfälle und Epilepsie. Der Name Mistel leitet sich aus dem althochdeutschen Wort „misti“ ab, was Mist bedeutet. Vögel verbreiten die Samen mit ihrer Ausscheidung und daher vermutlich der Name. Bedecktsamer sind Pflanzen, die Blüten haben und deren Samenanlagen im Fruchtknoten des Fruchtballs eingeschlossen sind. Nach der erfolgreichen Bestäubung entwickeln sich aus der Samenanlage mit Hilfe der befruchteten Eizelle der Samen und aus dem Fruchtknoten die Frucht.

Aussehen

Mistel

Die Mistel ist ein immergrüner und zweihäusiger Halbschmarotzer – Hemiparasiten. Das sind parasitische Blütenpflanzen, die ihren Wirtspflanzen mit Saugorganen – Haustorien, Wasser und Nährstoffe abknüpfen. Anders als bei den Vollparasiten – Holoparasiten, können die Halbparasiten ihre eigene Photosynthese betreiben. Mit ihren Wurzeln (Senker) gelangt sie an die Leitungsbahnen ihrer Wirtsbäume und holt sich so Wasser und Nährstoffe. Sie nistet sich auf Bäumen und Sträuchern an.

Mistel etwa zweijährig

Zweijährige Mistel, Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Misteln 

Die Mistel „schnorrt“ sich ernährungsmäßig und mit ihrem Wasserbedarf bei ihren Wirtspflanzen ein. Die Arten, die an sukkulenten Wirtspflanzen wachsen, sind selbst sukkulent. Sukkulent – saftreiche Pflanzen, die sich sehr gut an die Gegebenheiten anpassen können. Die lateinische Bezeichnung „Viscum“ ist ident mit der Bezeichnung für Leim. Das bezieht sich auf die klebrige Masse aus den Mistelfrüchten, die eine klebrige – leimige Substanz enthalten, die man früher als „Vogelleim“ verwendete. Geht man aufmerksam durch unsere Parklandschaften, kann man sie überall in den Bäumen erkennen. Die länglich – eiförmigen und ledrigen Blätter der Mistel sind immergrün und haben Nerven und keine Blattlinien.

Mistelblüte

Sie sprießen paarweise und verkümmern nach vier Jahren. Die Mistel hat ihr Aussehen daher, weil sie sich nicht nach der Sonne ausrichtet, sondern in alle Richtungen wächst.Die Blüten setzten jetzt im Jänner bis März an. Die Samen reifen in einem fast ein Jahr dauernden Prozess heran. So kommt es vor, dass Samen und Blüten gleichzeitig auftreten. Vögel fressen die reifen Früchte und verbreiten so die Samen auf der Rinde des nächsten Wirtsbaumes. Die Beeren sind weiß bis milchig weiß und die Masse im Inneren ist sehr klebrig. Die Misteldrossel – Turdus viscivorus – frisst diese mit Vorliebe und sorgt damit für die Fortpflanzung der Mistel. Der Samen befindet sich in dieser gallertartigen Masse.

Standorte

Als Halbschmarotzer an Laubbäumen, Nadelbäumen und Obstbäumen. Besonders gerne siedelt sie sich an Bäumen in Flusstälern mit höherer Luftfeuchtigkeit an. Die Mistel gedeiht bis auf Höhen bis 1200 m.

Mistel auf Obstbaum

Mistelkugel auf einem sehr alten Apfelbaum 

Wissenswertes, Inhaltsstoffe und Wirkung

Die Mistel enthält in den grünen Teilen das Gift Visctoxin – Mistelgift. Speziell in der kalten Jahreszeit ist das Gift hochkonzentriert vorhanden. Die Konzentration hängt auch von der Art der Wirtspflanze ab. Bei Ahorn, Robinie, Pappel oder Linde, ist die Konzentration an Gift höher. Schon die Druiden sammelten die leicht giftigen Misteln als magische Pflanze und als Allesheiler. Als die heilwirksamste Art zählt die Eichenmistel – viscum quercinum. Sie wirkt gegen Bluthochdruck, niedrigen Blutdruck, beruhigend, blutstillend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, tonisierend, Bluthochdruck, Herzschwäche, beschleunigtem Puls, Arteriosklerose, Ödemen, Fieber, bei Verdauungsschwäche, Verstopfung, bei schwachem Magen, schwacher Bauchspeicheldrüse, bei leichten Formen der Diabetes, bei Gallenschwäche, Nervenschwäche, Kopfschmerzen, Schwindel, Chronische Arthrosen, Chronisches Rheuma, Entzündungen der Gelenke, bei Beschwerden in den Wechseljahren, Menstruationsbeschwerden, bei Schmerzen, Geschwülsten und Blutungen der Gebärmutter, Weißfluss, Epilepsie, Heuschnupfen, Krampfadern, Ekzemen, und Geschwüren.

Sie beinhalten Alkaloid, Asparagin, Bitterstoff, Cholin, Harz, Histamin, Inositol, Lupeol, Lektine (Glyokoproteine), Oleanolsäure, Pyridin, triterpeniode aponine, Schleim, Viscalbin, Viscin, Viscotoxine (toxische Polypeptide, Polypeptide aus 46 Aminosäuren), wasserlösliche Polysaccharide, biogene Amine, Flavonoide, Lignane, Cyclitole – wie Viscumitol, Peholcarbonsäuren, Xanthophyll, Zink. Der höchste Gehalt an Lektinen ist im Winter in den Blütenknospen und in den Früchten enthalten.

Verwendet werden die Blätter und Zweige und in der Homöopathie Auszüge als Mittel gegen Asthma. Als Heildroge werden die Blätter, die Blüten und die jungen Blätter, in getrockneter Form verwendet.

Mistel in der begleitenden Therapie

Verschiedenste Studien beschäftigen sich mit der Mistel als Begleittherapie bei Krebs und bei Hepatitis C- Patienten. Die Beobachtungen zeigen die unterschiedlichsten Ergebnisse. So soll die Mistel soll bei hohem Blutzuckerspiegel helfen die Ausschüttung von Insulin zu unterstützen. Bei Brustkrebspatienen z.B. schlug die Chemotherapie bei Gabe von Mistelkraut besser an, als bei den Patienten, die ein Placebo bekamen. Wirksamkeit scheint die Gabe von Mistelextrakten als Begleittherapie auch bei Patienten mit Magenkrebs gegeben zu zeigen. Wie schon beschrieben, gibt es verschiedenste Untersuchungen zur Wirksamkeit von Mistelpräparaten zur Begleitbehandlung bei Krebspatienten. Nach wie vor gehört die Misteltherapie trotz zahlreicher Studien zu den umstrittensten Therapien der ären Medizin. Sie werden als Mistelpräparate in antroposophisch-homöopatischer Aufbereitung verwendet. Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, sah in der Behandlung mit Mistelextrakten das „Immaterielle“ – also das nicht mit den Sinnen wahrnehmbare als Chance zur Heilung. Einen Schmarotzer wie den Krebs mit einem anderen Schmarotzer – der Mistel begegnen. Unterstützt wurde er dabei von der Ärztin Ita Wegmann. Heute kümmert sich die Forschung vermehrt um die in der Mistel vorkommenden Lektine – komplexe Proteine, die spezifische Kohlenhydratstrukturen binden und daher in der Lage sind, sich spezifisch an Zellen und Zellmembranen zu binden und von dort aus biochemische Reaktionen auszulösen. Nach wie vor gibt es Befürworter und Gegner der Misteltherapie. So gilt die Mistel in der internationalen Krebsforschung nach wie vor als „Methode mit unbewiesener Wirksamkeit.“

Die Mistel ist jedoch trotz aller kontroversiellen Diskussionen ein Mittel der Naturheilkunde, das am häufigsten als ergänzende Behandlungsmethode bei Krebspatienten eingesetzt wird. Es gilt hier vor allem das Immunsystem zu stärken, die Lebensqualität zu steigern und die Nebenwirkungen der konventionellen Therapie zu lindern. Misteltees, Dragees, Kapseln, Tabletten und Bäder mit Mistelextrakten können in der Selbstanwendung verabreicht werden. Parentale Gaben mittels Injektionen sollten durch medizinische Begleitung stattfinden. Besonders betrifft das Tumorerkrankungen des lymphatischen und hämatopoetischen Systems wie Leukämie, (Non-) Hodgkin-Lymphome u.a.

Tee aus Misteln

Tee Mistel - tea mistletoe 05

Mistel Tee Bildquelle: Heilpraxis.net.de

Er wirkt Blutdrucksenkend, kreislaufstabilisierend, verdaungsfördernd, antirheumatisch, nervenstärkend, gegen Epilepsie und als Artherioskleroseprophylaxe. Der Misteltee wird als Kaltauszug (Mazerat) bereitet, weil Wärme die Wirkstoffe vernichten würde. Das Gift der Mistel – z.B. das Glykosid Viscalbin und Viscotoxin, lösen sich nicht in kaltem Wasser und bleiben so unschädlich. Misteltees sind im Fachhandel erhältlich. Hier verwendet man die weißbeerige Mistel.

1 TL 2,5 g klein geschnittenes, getrocknetes Mistelkraut mit kaltem Wasser übergießen und zugedeckt über Nacht stehen lassen. das Kraut durch ein Sieb abgießen. Dann langsam auf Trinktemperatur erwärmen und in kleinen Schlucken trinken. Mistelkraut sollte vor Licht geschützt werden.

Umschläge aus Mistel-Kaltauszug oder Bäder mit Mistel-Kaltauszug 

Sie helfen gegen Krampfadern, Ekzeme, Heuschnupfen und Geschwüren im Bereich der Unterschenkel, gegen Ekzeme und zur Erleichterung bei rheumatischen und neuralgischen Schmerzen.

Für Pferde, Hunde, Katzen, Nagetiere ist die Mistel gifitg.

https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/mistel.php

Vortrag Prof. Josef Beuth: Institut zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren an der Universität zu Köln, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Onkologie: http://www.krebs-forum-lazarus.ch/WBB4/index.php/Thread/5-Studien-belegen-Wirksamkeit-der-Misteltherapie/

H. S. Heide-Jorgensen: Parasitic Flowering Plants. Brill Academic Publishers, 2008, ISBN 978-90-04-16750-6.

Giftbeere – blaue Physalis

Giftbeere – Blaue Physalis, Nicandra physalodes

Giftbeere Blaue Physalis

Giftbeere Blaue Physalis

Blaue Physalis

Blaue Physalis

Eine ganz interessante Pflanze möchte ich heute vorstellen. Sie ist mir auf der begrünten Terrasse meines Turntempels begegnet. Als ich die Lampionartige Frucht sah, dachte ich sofort an die mir bekannte orange-gelbe Physalis und an den Stechapfel. Aber die aufregend blauen Blüten irritierten mich. Die blaue Physalis gehört zu den Nachtschattengewächsen – Solanaceae, monotypische (innerhalb einer Gruppe nur ein einziger Typus) Gattung der Nicandra. Sofort hirschte ich auf die Freifläche und entnahm einige Früchte. Zu Hause angekommen, holte ich mir sofort mein schlaues Buch über die psychoaktiven Pflanzen und wurde prompt fündig.

Aussehen

Diese Pflanze wird zwischen einem halben bis eineinhalb Meter hoch. Die Blätter sind schmal bis einförmig. Der Rand ist unregelmäßig gewellt. Auf den wechselständigen, leicht behaarten Blättern befinden sich winzig kleine dunkle Pünktchen. Die stark blauen Blüten sind fünfzählig, radiärsymmetrisch und stehen einzeln. Als Knospe stehen sie aufrecht und später hängend wie ein Glocke. Die Färbung kann kann von pink bis violett reichen. Innerhalb der Blüte befinden sich fünf Staubfäden. Die Narbe ist in etwa 1,5 mm lang. Aus diesen Blüten bilden sich aufrecht sitzende Früchte in einer lampionartigen, fünfkantigen Umhüllung. Dies Haut des Lampions scheint wie Pergament. Die Vergiftungserscheinungen sind ähnlich wie beim Bilsenkraut und Tollkirsche, aber etwas abgeschwächt. Pupillenerweiterung, trockene Haut, trockene Schleimhäute, narkotische Wirkung, Puls-Beschleunigung.

Blaue Physalis Frucht Lampion

Blaue Physalis Frucht Lampion

Blaue Physalis Frucht

Blaue Physalis Frucht

Diese Hülle ist dunkelblau geädert, wie ein Netz. Insgesamt ist die Hülle vorerst grün und färbt sich im Reifungsprozess gelblich – wie vertrocknend. Innerhalb des Lampions bildet sich die runde, 10-15 mm große Frucht heran. Diese Beeren sind bläulich. Innerhalb der Beere befinden sich die bräunlich-gelben, nierenförmigen Samen. Blütezeit ist von Juli bis ende Oktober.

Standorte – Herkunft

Diese sehr hübsche Pflanze kommt ursprünglich aus Südamerika – den Anden, bis nach Argentinien, Peru, Hawai, Iindien, Australien, Galapagos-Inseln und den USA. Die uns bekannte essbare (orange-gelbe Physalis heißt unter anderem auch Andenbeere – und das zeigt auch ihre Herkunft. Besonders als Zierpflanze findet sich sich in den Gärten. Es gibt auch Sorten mit weißen Blüten. Wie sie auf diese Terrasse kam ist ungeklärt. Aber inzwischen habe ich Gärtnereien gefunden, die auch Samen dieser Pflanze anbieten.

Wissenswertes

Diese Pflanze ist ein natürliches Insektizid. Sie vertreibt die Weiße Fliege oder auch Mottenschildlaus. Ihre Toxizität und ihr Geruch können den Befall fast zur Gänze verhindern. Zwischen Gartengemüse, wie Kohl gepflanzt hilft sie die Schädlinge fern zu halten. Außerdem hilft sie auch gegen Mäuse. Die Pflanze ist einjährig. In Peru wird die Pflanze bei bei Blasen- und Nierenerkrankungen verwendet. Arzneimittelprüfungen oder homöopathische Arznei-Empfehlungen liegen keine vor. Der Gattungsname Nicandra stammt vom griechischen Arzt Nikandors. Physaloides beschriebt die blasen-ähnliche Frucht – die der essbaren Physalis – Physalis alkekengi, ähneln. Sollte die Pflanze im Garten kultiviert werden, so müssen Kinder von den Beeren ferngehalten werden.

Inhaltsstoffe

Die Giftbeere ist in allen ihren Pflanzenteilen giftig, aber besonders konzentriert in den Wurzeln. Hier sind verschiedene Alkaloide enthalten, wie Hygrin und Tropinon. Sie enthält auch Withanolide – z.B. Nicandreone, (auch im Kraut der Pflanze) die im Speziellen für die zytotoxische Wirkung verantwortlich sind. Sie enthält Atropin, Chinin, Morphin, Solanin, Tropinderivate, Steroidlactone. . Andere Vertreter mit ähnlichen Inhaltsstoffen sind Tollkirsche, Tomaten, Kartoffel, Physalis, Auberginen, Paprika, Bilsenkraut, Kreiner Tollkraut, Bittersüßer Nachtschatten.

Nicandrenon