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Ziegenlippe

Ziegenlippe – Xerocomus Subtomentosus

Nach einer längeren Pause bringe ich wieder einen neuen Blogbeitrag. Ich hatte Probleme einem „User“ der sich „Gott“ „ich“ und „wir“ nannte und meine Seite durch den Schmutz zog. Aber gottseidank stehen demgegenüber so viele Menschen, die meine Seite schätzen und ebenso meine Arbeit. Danke! an Euch

Heuer war das unglaublichste Jahr für die Ziegenlippe. Ein Pilz, der völlig unterschätzt wird. trotz der anhaltenden Trockenheit habe ich dieses Jahr reiche Beute nach Hause getragen.

junge Ziegenlippe

Die Ziegenlippe wird auch filziger Röhrling genannt, Xerocomus subtomentosus und gehört in die Gattung der Dickröhrlingsverwandten. Nicht selten wird er auch dem Boletus – also den Dickröhrlingen, zu denen auch die Steinpilze zählen zugeordnet.

Aussehen

Mit seinem matten, polsterförmigen, braunen Hut sieht er nicht nur besonders appetitlich aus, er duftet auch noch herrlich. Die Haut lässt sich bei diesem Pilz nicht abziehen. Er greift sich immer trocken und nie schmierig an. Dieser Pilz kann bis zu 12 cm breit werden. Die Hutoberfläche kann bei großer Trockenheit rissig werden. Der Stiel ist 3 bis 9 cm lang und etwa 0,5 bis 2 cm stark. Die Form ist schlank-zylindrisch. Ich habe auch schon Exemplare mit flachen sehr biegsamen Stielen gefunden. Die Stielbasis ist manchmal ein wenig dicker und öfter ein wenig rot überzogen. Wenn man mit den Fingerkuppen darüber fährt kann man ganz leicht eine Linienzeichnung und oft auch eine Netzzeichnung spüren. Der Pilz ist sehr gut an der Hutunterseite zu erkennen, weil der Schwamm in den Stiel übergeht. Die Schwammseite ist hell- bis chromgelb, manchmal leicht ins grünlich-oliv reichend. Auf Druck blaut der Pilz. Das Fleisch ist zartgelb und blaut bei Verletzung sofort. Der Pilz riecht fruchtig und manchmal leicht nach Zitrone. Leider ist dieser Pilz auch bei Maden und anderen pilzfressenden Tieren beliebt. Die Frassstellen röten an den Rändern.

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Standorte

Die Ziegenlippe zählt zu den Mykhorriza-Pilzen und verbündet sich gerne mit Fichten, Rotbuchen, Buchen und Eichen-Hainbuchen. Oft findet man ihn bei Waldmeisterbeständen. Er zeigt sich von Juni bis in den späten Oktober. Ich bin heuer in einem Waldstück im Wienerwald im Föhrenbestand mehr als fündig geworden.

Verwechslungsmöglichkeiten

20160628_110302Rotfussröhrling

Flizröhrling

 

Verwechslungsmöglichkeiten bestehen mit dem Braunen Filzröhrling, Xerocomus Subtomentousus Var. Ferreugineus, der jedoch auch zu den Ziegenlippen gezählt wird. Der Stiel ist stärker gezeichnet und zeigt eine deutliche Netzzeichnung. Mit dem Rotfussröhrling oder dem leicht giftigen Schönfussröhrling, Boltus calopus kann ebenfalls eine Verwechslung stattfinden. Der Rotfussröhrling, Xerocomellus chrysenteron, syn. ist ein wunderbarer und essbarer Pilz. Eine mögliche Verwechslung besteht auch mit dem Hohlfussröhrling, Boletinus capives, der sich aber gut durch den zähen hohlen Stiel unterscheiden lässt und der ebenfalls essbar ist.

Rezepte

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Die Ziegenlippe eignet sich mit seinem frischen Pilzgeschmack wunderbar als Frischpilz, Trockenpilz und als eingelegter Pilz.

Pasta mit Ziegenlippe

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4 Personen

  • Bavette oder etwas dickere Spaghetti
  • 250 Gramm Ziegenlippe geputzt und geschnitten
  • 1 helle Zwiebel
  • 1 Zehe Knoblauch
  • Salz & Pfeffer
  • Etwas frische abgebriebene Zitronenschale
  • 1 Becher Creme Fraiche
  • 1 Becher Schlagobers
  • Frischen Thymian
  • Frische Petersilie
  • Ölivenöl, Butter

Zwiebel fein hacken, und Knoblauch in sehr feine Würfelchen schneiden. Alles in einer Mischung aus Olivenöl und Butter anschwitzen. Bavette in Salzwasser al dente kochen. Spülen und in Olivenöl-Butter schwenken. Die Pilze mit den Zwiebeln etwas anrösten. Mit Obers und Creme Fraiche aufgießen. Zitronenschale einrühren. Wer mag kann ein paar Tropfen Trüffelöl einrühren. Wenn die Oberssauche mollig wird, sofort über die fertigen Nudeln gießen.

Junge Ziegenlippen eignen sich wunderbar zum Einlegen, oder auf zum Einfrieren.

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eingelegte Pilze siehe Rezept Eierschwammerl Blogbeitrag

 

 

 

Rotfussröhrling

Rotfußröhrling, Gemeiner oder echter Rotfußröhrling – Xerocomelius chrysenteron, Boletus chrysenteron, Rotfüßchen, Dickröhrlingsverwandt, Ständerpilz

Rotfussröhrling

Rotfußröhrling

Dieser Pilz ist mir gestern im Wienerwald in Scharen begegnet – aber sonst zurzeit in dieser Gegend keine anderen Pilze. Er sieht so hübsch aus und wird gerne mit dem Steinpilz verwechselt. Aber es gibt auch noch eine andere Verwechslungsmöglichkeit. Der Schönfußröhrling wird neuesten Erkenntnissen nach zu den Ziegenlippenverwandten gezählt. Er ist ein sehr schmackhafter Pilz und sollte nur in Papiersäcken oder luftigen Körben gesammelt werden.

Aussehen

Rotfussröhrling blauend

Rotfußröhrling blauend

Wie schon erwähnt, sieht er auf den ersten Blick wie ein Steinpilz aus. Der Hut ist eher matt, nie schleimig oder glänzend. Bei großer Trockenheit, wie gerade eben, ist die Hutoberseite etwas feldrid aufgerissen. Der Hut ist ockerbraun, bis mittelbraun, kann 3 bis 7 cm groß werden und hat auch oft einen gräulichen Einschlag. Wird der Hut angebissen, färbt sich diese Stelle rötlich. Die Röhren sind intensiv gelb – ich bezeichne sie als chromgelb und zum Stiel hin leicht ausgebuchtet. Sie gehen sanft in den Stiel über, sind also nicht davon abgesetzt. Aufgeschnitten ist der Pilz innen gelb und blaut oder grünt leicht. Der Stiel ist biegsam und schlank. Nach unten hin ist er rot bis purpurrot gefärbt. Der Geruch erinnert ein wenig an Marillen und ist leicht säuerlich, aber angenehm.

Standorte

Buchenmischwald, Nadelwald, im Moos, von Juli bis ende November

Verwechslungsmöglichkeiten

Mit dem leicht giftigen Schönfußröhrling – Boletus calopus, mit der Ziegenlippe, mit dem giftigen Satansröhrling (kann schwere Magen- Darmprobleme hervorrufen), mit dem Maronenröhrling und mit dem Gallenröhrling.

Satansröhrlinge

Satansröhrlinge

Dickfussröhrling

Dickfussröhrling

Sandröhrlinge

Sandröhrlinge

Ziegenlippe Ansicht unten

Ziegenlippe Ansicht unten

Maronenröhrling

Maronenröhrling

Gallenröhrling mit Hutunterseite

Gallenröhrling mit Hutunterseite

Verarbeitung

Hier sind die jungen Exemplare beliebt und eignen sich frisch und auch getrocknet gut zur Verarbeitung. Ich ernte den Rotfußröhrling wie schon gesagt, sehr gerne als jungen frischen Pilz zu Saucen oder einfach abgebraten. Er eignet sich wunderbar zum Trocknen und auch zum Einfrieren. Dieser Pilz ist auch als Mischpilz eine Freude.

Wissenswertes

Aufpassen muss man beim Rotfußröhrling auf den giftigen Goldschimmel – Hypomyces Chrysospermus – dieser zeigt sich als weißer Befall. Diese Exemplare bitte stehen lassen. Ist der Pilz dann endgültig befallen, färbt sich dieser Pilzbefall goldgelb. Der Rotfußröhrling kann auch recht rasch madig werden, also nur die jungen Exemplare entnehmen. Es sind etwa zehn verschiedene Arten des Rotfußröhrlings bekannt. Der hier abgebildete ist der am häufigsten vorkommende.

Exkurs

Der Goldschimmel siedelt sich als Schmarotzer gerne auf weichfleischigen Pilzen, wie z.B. Röhrlingen an. Auch beim Maronenröhrling, beim Rotfußröhrling u.a. Diese Pilze sucht er als Wirtspilze aus und beginnt sie zu zersetzen. Am Beginn ist der Pilz auf dem Pilz weiß und färbt sich im Alter dann gelb. Anders als der gute Schimmelpilz auf Edelkäsesorten, ist dieser Schimmelpilz absolut zu meiden. Pilze, die auch nur leicht befallen sind,

bitte stehen lassen. Aus dem Hypomyces Chrysospermus werden die Peptaibole Chyrsopermin A, B und C gewonnen, die eine antibakterielle und fungizide Wirkung haben sollen.

Rotfüßchen mit Goldschimmel befallen

Rotfüßchen mit Goldschimmel befallen

Ein wunderbares Bild, das ich nicht vorenthalten möchte ist dieses Bild eines Helmlings, das von einem anderen schmarotzenden Pilz befallen wurde.

schimmel-pilz-frisst-helmling-pilz

Schimmel-pilz-frisst-Helmling-Pilz

Bildquelle: http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/25906977

Maronenröhrling

Maronenröhrling – Imleria badia – Boletus Badius – Xermocomus badius, Dickröhrlingsverwandte – Boletaceae, Marone

Endlich zeigen sich nach diesem unglaublich heißen Sommer, die ersten Köpfchen. Die Pilzsaison kann langsam beginnen.

Aussehen

Maronenröhrling

Maronenröhrling

Der Name Maronenröhrling stammt vermutlich vom kastanienähnlichen Aussehen. Mit seiner halbkugeligen, maroni-braunen Kappe ähnelt er einer halbierten Maroni. Früher wurde er auch Braunkappe genannt. Diese Bezeichnung beschreibt heute aber einen gezüchteten Handelspilz aus der Familie der Träuschlinge. Sein Hut wird zwischen 2 und 15 cm groß. Beim jungen Pilz ist der Hut kugelig, später flacht er ab. Die Haut ist von der Färbung her, mittel-, bis dunkelbraun und kann rötliche Schattierungen zeigen. Ritzt man die Huthaut – Pileipellis etwas an, kann darunter etwas rotbraune Haut hervorkommen. Die Poren sind rundlich und feinporig. Sie sind am Stiel ausgebuchtet angewachsen.

Maronenröhrlinge junge Exemplare

Maronenröhrlinge junge Exemplare

Jung sind die Poren cremefarben und später verfärben sie sich gelblich und im Alter oliv. Bei Druck oder Anschnitt entstehen sofort blaue Flecken – Amyloidreaktion (auch Farbreaktion bei chemischem Stärke-Nachweis, s. Václav Melzer).

Maronenröhrling Hutunterseite

Maronenröhrling Hutunterseite

Der Stiel ist zylindrisch und nach unten hin verdickt und manchmal leicht knollig. Er kann auch leicht gebogen sein. Die Stielrinde fühlt sich glatt an und hat eine eingewachsene Maserung, die längs verläuft. Das Fleisch ist jung fest und schmeckt angenehm nach Pilz mit ganz zart säuerlicher Note.

Maronenröhrlinge

Maronenröhrlinge mit Hutunterseite blauend

Maronenröhrlinge mit Hutunterseite blauend

Nach Regenfall kann die sonst trockene Hutoberseite leicht schmierig sein. Das Fleisch blaut bei Anschnitt sofort. Der Geruch ist obstartig säuerlich und der Geschmack angenehm pilzig.

Standorte

Hauptsächlich finde ich den Maronenröhrling auf sauren Böden, in Nadelwäldern, aber auch im Buchen- Mischwald kann er stehen. Besonders gerne steht er in Fichtenwäldern, bei Kiefern, Rotbuchen, Eichen oder bei Lärchen. Bei Lärchen findet man ihn häufig in den Wurzelausläufern. Oft auch bis ins Hochgebirge. Sind die Sommer feucht, kann sich der Maronenröhrling sich schon ab Juni-Juli zeigen, sonst eher ab Mitte September. Das ist ein Pilz, den ich auch bis in den November hinein finden kann. Angenehm beim Maronenröhrling ist, dass er massenweise vorkommen kann.

Verwechslungsmöglichkeiten

Mit dem Steinpilz, der aber nicht blaut, mit der Ziegenlippe oder dem Sandröhrling.

Sandröhrlinge

Sandröhrlinge

Beim Sandröhrling ist die Hutoberseite filzig und die Poren sind gräulich.  Junge Sandröhrlinge haben einen eingerollten Hut. Er kommt gerne in Nadelwäldern und in Mischwäldern in Massen vor. Er eignet sich gut als Misch-, oder Trockenpilz. Die Ziegenlippe hat ein wesentlich heftigeres Gelb auf der Hutunterseite und der Stiel ist biegsam zäh und sehr stark längs gerillt. Auch mit dem Gallenröhrling – hier sind aber doch große Unterschiede. Die Hutunterseite ist rosa, der Stiel wesentlich massiver und die starke, fühlbare Netzzeichnung. Außerdem bringt die Probe – aufgeschnittenen Pilz auf die Zunge legen – der Geschmack ist sehr bitter. Auf die hier angeführten Pilz werde ich in anderen Blogbeiträgen noch genauer eingehen.

Fichtensteinpilz

Fichtensteinpilz

Ziegenlippe

Ziegenlippe

Ziegenlippe Unterseite

Ziegenlippe Unterseite

Gallenröhrling

Gallenröhrling

Gallenröhrling mit Hutunterseite

Gallenröhrling

Rezepte und Verarbeitung

Maronenröhrlinge sauer eingelegt

Maronen eignen sich in jungen Stadium herrlich zum sauer einlegen. So halten die Pilze über den Winter und sind eine tolle Beilage zu kalten Fleischplatten oder einfach auf Partystocher aufgespießt als Fingerfood. Dazu braucht man  bei 2 Kg Pilzen:

  • 1/2 Liter guter Weinessig
  • 1/2 Liter trockenen Weißwein
  • 0,5 Liter Wasser
  • 1 EL Salz
  • Rosmarin frisch
  • Einige schwarze oder rosa Pfefferkörner
  • 6 Lorbeerblätter
  • 1 geviertelte mittelgroße Zwiebel
  • 2 geschälte Knoblauchzehen
  • 4 Esslöffel Zucker

Die Pilze trocken putzen, in kleinere Stücke schneiden – oder wenn sie sehr klein sind, ganz lassen. Zwiebel hacken, Knoblauch in grobe Stücke schneiden. Weinessig und Wein mit den Gewürzen kurz aufkochen lassen. Die Pilze einlegen und nur ganz kurz einmal aufkochen. Sofort in Gläser abfüllen. Der Sud sollte die Pilze bedecken. Die Gläser rasch verschließen und auf den Kopf stellen.

Erdäpfelsuppe mit Maronenröhrlingen

Erdäpfelsuppe mit Maronenröhrlingen

Erdäpfelsuppe mit Maronenröhrlingen

für 4-6 Portionen

  • 20 dag mehlige Erdäpfel
  • 1/2 Becher Rahm oder kleiner Becher Creme fraiche
  • 1 Spritzer Weißweinessig
  • 1 Becher Schlagobers
  • Thymian frisch
  • etwas rosa Pfeffer
  • schwarzer Pfeffer aus der Mühle
  • 1 helle Zwiebel
  • 1/2 Zehe Knoblauch
  • 1/2 Liter Rindsuppe oder 1 Suppenwürfel Rinderbrühe in 1/2 Liter Wasser
  • 1 Handvoll geputzter Maronenröhrlinge frisch gewürfelt, oder getrocknete Pilze (vorher kurz in Wasser geweicht)
  • Salz

Die Erdäpfel geschält, die Zwiebel gehackt und den Knoblauch zerdrückt, in Suppe oder Rinderbrühe aus dem Würfel, weich kochen. Mit dem Pürierstab aufpürieren. Creme fraiche oder Rahm dazu rühren. Essig, Salz und schwarzen Pfeffer aus der Mühle dazu. Salzen. Bei frischen Pilzen, jetzt die Pilze dazu geben und noch kurz ziehen lassen. Auch bei der getrockneten Variante die Pilze zuletzt dazu geben und ziehen lassen. Obers aufschlagen und unterziehen. Etwas vom Obers nur leicht aufgeschlagen als Dekoration, kurz vor dem Servieren verwenden. Ein paar Thymianblätter obenauf dekorieren. Die getrockneten Pilze haben einen wesentlich intensiveren Geschmack.

Verarbeitung

Finde ich größere Mengen an Maronen, trockne ich sie sehr gerne im Pilztrockner. So eignen sie sich bestens zur Weiterverarbeitung in Sauen, Suppen und Bratenfonds. Besonders in der Erdäpfelsuppe steht er dem Steinpilz geschmacklich nicht nach. Der Maronenröhrling eignet sich auch gut als Tiefkühlvorrat.

getrocknete Maronenröhrlinge

getrocknete Maronenröhrlinge

Wissenswertes

Der Maronenröhrling darf nur erhitzt verspeist werden. Die Belastung des Maronenröhrlings mit radioaktivem Cäsium ist auch so viele Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl gebietsweise gegeben. Die Werte liegen immer noch über den EU Richtlinien für Lebensmittel (600 Becquerel pro Kilogramm). Diese Belastung gilt besonders für die Umgebung um München, Südsteiermark und Salzkammergut. Zieht man die Huthaut ab, kann die Belastung minimiert werden. Im Pilz wird das Cäsium vor allem durch die Farbstoffe Badion A und Norbadium A, die in der Huthaut enthalten sind angereichert. Sie können Cäsium komplexieren. Ich schätze den Maronenröhrling sehr und ernte ihn gerne, da ich eher im Bereich Wienerwald und Niederösterreich unterwegs bin.