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Giersch

Giersch – Aegopodium podagraria, Doldenblütler, Dreiblatt, Zaungiersch, Zipperleinskraut, Erdholler, Geißfuß, Hinfuß, Podagarakraut

Giersch

Welcher Gartenfreund kennt nicht dieses Gartenunkraut-Ungetüm, das kaum auszurotten ist. Aber wer um die Heilkraft des Giersch weiß, sieht ihn vielleicht doch mit etwas anderen Augen. Derzeit gedeiht er besonders gut und steht kurz vor der Blüte. Es ist jetzt die beste Zeit ein Wildgemüse aus Giersch zu bereiten. Meerschweinchen und Hasen lieben den Giersch ebenfalls als Grünfutter. Funde belegen den Verzehr des Giersch schon in der Steinzeit. Der Name Aegopodium ist aus dem Griechischen für Ziege und Ziegenfüßchen abgeleitet. Ich kenne den Giersch unter der Bezeichnung „Falsche Petersilie.“

Aussehen und Standorte, Wissenswertes

Der Giersch wächst als ausdauernde krautige Staude, relativ anspruchslos und mit Wuchshöhen von ca. 30 bis 90 cm. Er hat einen hohlen, 3 kantig gefurchten Stängel, die Blätter sind doppelt dreizählig oder zweifach gefiedert.

Gierschblatt

Giersch bildet doppeldoldige, weiße bis zartrosa Blüten aus, die 15-25 strahlig sind. Der Giersch ist eine Nektarführende Scheibenblume des Typs Heracleum, wie z.B. auch der Wiesen-Bärenklau oder der Wiesen-Kerbel.  Es gibt keine Hüllblätter. Der Giersch blüht meist von Juni bis ende Juli. Aus den Gierschblüten entwickeln sich ab den Frühherbst die kümmelähnlichen, zweispaltigen Spaltfrüchte – Doppelachäne – Samen aus. Diese sind 3-4 mm groß und eiförmig. Der Giersch ist ein Lichtkeimer und er gehört zu den Hemikryptophyten, d.h. er bildet unterirdische Ausläufer aus, über die er sich auch verbreiten kann. Diese Ausläufer können bis zu 20 cm lang werden.

Gierschwurzel

Giersch bleibt teilweise wintergrün. Der Giersch kann sogar auf Höhen bis zu 1300 m Meereshöhe gedeihen. Er bevorzugt aber nähstoffreiche und humusreiche Böden. Auwälder, Laubwald-Ränder.

Hat man Giersch einmal im Garten, ist es schwer in wieder los zu werden. Da hilft nur ganz konsequentes Abhacken der unterirdischen Ausläufer. Das muss mehrmals im Jahr wiederholt werden. Pflanzt man Erdäpfel an diese Stellen, wo sich der Giersch ausgebreitet hat, kann man ihn auch bekämpfen. Die Erdäpfel verdrängt den Giersch. Sonst bleibt nur die Verdunkelung durch Abdecken mittels Vliesdecke – Unkrautvlies oder einem dichten Teppich aus Rindenmulch. Letzter Ausweg ist das Austragen von Herbiziden, z.B: namens „Gierschfrei.“

Heilwirkung und Inhaltsstoffe

Schon in der Antike wusste man um die Heilwirkung des Krautes bei Gicht, Rheuma, Problemen der Harnweg, zur Ankurbelung des Stoffwechsels und der Verdauung. Girsch hat eine leicht abführende Wirkung, er wirkt anti-rheumatisch, entwässernd, entzündungshemmend, er löst Harnsäure und ist harntreibend. Er wird angewendet bei Durchfallerkrankungen, Gicht, Übergewicht oder Skorbut. Weiters gegen Blasenentzündung, Hämorrhoiden, Husten, Insektenstiche, Ischias, Hautverletzungen, Krampfadern und Verstopfung. Die weiter unten angeführten Rezepte dienen auch einer Entschlackungskur im Frühling. Man kann aber auch einen frischen Press Saft herstellen und als Entschlackungskur trinken. Nur Vorsicht mir der Dosierung wegen der „reinigenden“ Wirkung. In der Homöopathie werden die blühenden Pflanzen als Mittel gegen Rheuma und Gicht verarbeitet. Es gibt Hinweise darauf, dass durch die Einnahme von Giersch das Schlaganfallrisiko gesenkt werden kann.

Giersch beinhaltet ätherisches Öl, Cumarine, Chlorogensäure, Kaffeesäure, Flavonolglykoside, Harz, Hyperosid, Isoquercitrin, Kalium, Phenolcarbonsäuren, Polyine, Vitamin C, Karotin und Eisen. Weiters Provitamin A, Eiweiß, ein Saponin, Titan, Kupfer, Mangan, Bor, und Polyn. In den weißen Wurzeln ist der Giftstoff (leicht giftig) Falcarindiol enthalten. Der Geruch und der Geschmack des frischen Giersch erinnern an frische Petersilie.

Verwechslungsmöglichkeiten

Diese sind mit anderen Doldenblühern, wie dem hochgiftigen Gefleckten Schierling s. dazu auch meinen Blogbeitrag, mit dem Wiesen-Bärenklau und mit dem breitblättrigen Merk möglich. Unterscheidungsmerkmal sind der 3 kantige Stängel des Giersch und die Blattform.

Girsch als Wildgemüse und Salat

Für Wildgemüse und Salate werden die Blätter verwendet. Hier habe ich gestern einen Blattsalat mit Gurken, Paradeisern, und Giersch zubereitet. Dazu habe ich Nussöl verwendet und Hühnerbrust-Streifen darin scharf angebraten. Wer den Salat rein vegetarisch möchte, kann das Fleisch natürlich weglassen. Dazu passen gut gekochte Eier. Als Essig habe ich den frisch angesetzten Fliederessig genommen. s auch dazu meinen Blogbeitrag, bzw. Karin’s Do-Iteria. Der Giersch gibt dem Salat eine würzig frische Note.

Gierschspinat

Gierschpesto

Giersch als Cremespinat 

Eine wunderbare Abwechslung bietet sich mit Giersch-Spinat an. Dazu den Giersch waschen und in der Salatschleuder gut schleudern. In etwas Olivenöl ganz kurz blanchieren. salzen und pfeffern. Wer mag kann etwas Zitronensaft dazu geben. Das Olivenöl macht den Spinat mediterran und damit passt er z.B. sehr gut Fisch. Man kann ihn aber auch klassisch mit etwas Butter anstelle des Olivenöls anbraten. Als „Blattspinat“ servieren. Ich habe ihn mit Olivenöl gewürzt zu Zahnbrasse gegrillt serviert. Der Giersch eignet sich aber auch für die Zubereitung als Cremespinat. Dazu den Giersch in Butter blanchieren. Mit etwas Schlagobers und einen Pürierstab aufpürieren. Ich verfeinere ihn dann noch mit einem Löffel Creme Fraiche. Salzen und einen Hauch Muskat.

Quiche mit Giersch

Ganz köstlich ist die Variante Quiche mit Giersch

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  • 1 Becher 250 ml Schlagobers
  • 3 Eier ganz
  • 50 gr Parmesan gerieben
  • Salz & Pfeffer aus der Mühle
  • Giersch gewaschen und geschleudert, in Ölivenöl blanchiert
  • 10 Walnußhälften
  • Pilze wie z.B. braune Champignons oder andere
  • etwas Öl zum anbraten
  • 6 Scheiben Prosciutto sehr dünn geschnitten
  • 10 Spargelspitzen geschält und in Scheiben geschnitten

Blätterteig etwas ausrollen und in eine gefettete und gestaubte Form 24 cm Durchmesser drücken. bei 160° C goldbraun backen und mit einer Gabel anstechen, damit der Teig nicht so hoch aufsteigt. Obers mit den 3 Eiern und dem Parmesan verrühren. Würzen. Spargel, Pilze und Nüsse gut abraten. Den Teig herausnehmen und die Obersmasse auftragen. Spargel Nüsse und Giersch obenauf legen. Zuletzt den Prosciutto. Alles wieder ins Rohr und so lange backen, bis auch die Mitte der Quiche fest wird. Mit Salat noch warm servieren. Auch hier kann das Fleisch weggelassen werden.

Giersch getrocknet als „falsche Petersilie“

Giersch kann verkehrt aufgehängt und gut getrocknet werden. Dann rebeln un in Gläser füllen. eignet sich gut als Wintervorrat.

Tee aus Giersch – Umschläge aus Gierschsud

Wie schon beschrieben eignet sich der Giersch bei rheumatischen Beschwerden, Ischias und bei Gicht. Dafür frisch oder getrocknete Blätter als Sud mit heißem Wasser ansetzen und ein sauberes Tuch darin tränken. Auf die betroffenen Stellen legen und 15-20 Minuten dort belassen. Frischer Tee oder auch Tee aus getrockneten Blätter helfen bei Blasenbeschwerden und einen zur Frühjahrskur. Die frischen Blätter mit heißem Wasser kurz überbrühen und 4-5 Minuten ziehen lassen. Auch hier kann getrocknetes Kraut verwendet werden.

 

Mistel

Mistel – Viscum album, Sandelholzgewächse – Santalaceae, Heiligenkreuzholz, Drudenfuss, Geisskraut, Hexenbesen, Wintergrün, Vogelmistel,  Königin des Heils – Bedecktsamer – Magnoliopsida – Eudikotyledonen

Auf vielfache Anfragen möchte ich gerne diesen Beitrag der Mistel widmen. Jetzt sind die Bäume noch ziemlich kahl und man kann die kugeligen Gewächse mit ihrem satten Grün sehr gut sehen. Viscaceae ist eigentlich ein Sammelbegriff und es gibt alleine in Europa etwa 90 Arten, wie viscum album, loranthus europaeus, viscum quercinum, Laubholzmistel – Viscum album, Tannen-Mistel – Viscum abietis, Kiefern-Mistel – Viscum Laxum, u.v.m. Viele Mythen ranken sich um das seltsame Gewächs. In England und Amerika gibt es den Brauch: Ein Paar, das sich unter Misteln küsst, soll ewiges Liebesglück erhalten. In der Schweiz gilt die Mistel als Symbol für Fruchtbarkeit. In Frankreich werden Mistelzweige über den Eingang des Hauses gehängt, man herzt die Verwandten und Freunde darunter, um ihnen ein gutes neues Jahr zu wünschen. Und wer von uns hat nicht Asterix gelesen und „Miraculix“ für seine unbesiegbar und unverwundbar machenden Zaubertränke bewundert. Die Druiden – die Priester der Kelten bestiegen weiß-gewandet die Bäume und schnitten mit goldenen Sichel, am sechsten Tag des Mondes die Misteln. Die Mistel durfte dabei keineswegs den Boden berühren. In der griechischen Mythologie wollte Äneas mit der „goldenen Zauberrute“ in die Unterwelt eindringen. Gott Merkur diente die Mistel dazu die Tore des Hades zu öffnen. Hildegard von Bingen setzte Mistelsud gegen gefrorene Gliedmaßen, Gicht und Brustbeschwerden ein. Heilkundige wie Hippokrates und Plinius verwendeten die Mistel gegen Schwindelanfälle und Epilepsie. Der Name Mistel leitet sich aus dem althochdeutschen Wort „misti“ ab, was Mist bedeutet. Vögel verbreiten die Samen mit ihrer Ausscheidung und daher vermutlich der Name. Bedecktsamer sind Pflanzen, die Blüten haben und deren Samenanlagen im Fruchtknoten des Fruchtballs eingeschlossen sind. Nach der erfolgreichen Bestäubung entwickeln sich aus der Samenanlage mit Hilfe der befruchteten Eizelle der Samen und aus dem Fruchtknoten die Frucht.

Aussehen

Mistel

Die Mistel ist ein immergrüner und zweihäusiger Halbschmarotzer – Hemiparasiten. Das sind parasitische Blütenpflanzen, die ihren Wirtspflanzen mit Saugorganen – Haustorien, Wasser und Nährstoffe abknüpfen. Anders als bei den Vollparasiten – Holoparasiten, können die Halbparasiten ihre eigene Photosynthese betreiben. Mit ihren Wurzeln (Senker) gelangt sie an die Leitungsbahnen ihrer Wirtsbäume und holt sich so Wasser und Nährstoffe. Sie nistet sich auf Bäumen und Sträuchern an.

Mistel etwa zweijährig

Zweijährige Mistel, Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Misteln 

Die Mistel „schnorrt“ sich ernährungsmäßig und mit ihrem Wasserbedarf bei ihren Wirtspflanzen ein. Die Arten, die an sukkulenten Wirtspflanzen wachsen, sind selbst sukkulent. Sukkulent – saftreiche Pflanzen, die sich sehr gut an die Gegebenheiten anpassen können. Die lateinische Bezeichnung „Viscum“ ist ident mit der Bezeichnung für Leim. Das bezieht sich auf die klebrige Masse aus den Mistelfrüchten, die eine klebrige – leimige Substanz enthalten, die man früher als „Vogelleim“ verwendete. Geht man aufmerksam durch unsere Parklandschaften, kann man sie überall in den Bäumen erkennen. Die länglich – eiförmigen und ledrigen Blätter der Mistel sind immergrün und haben Nerven und keine Blattlinien.

Mistelblüte

Sie sprießen paarweise und verkümmern nach vier Jahren. Die Mistel hat ihr Aussehen daher, weil sie sich nicht nach der Sonne ausrichtet, sondern in alle Richtungen wächst.Die Blüten setzten jetzt im Jänner bis März an. Die Samen reifen in einem fast ein Jahr dauernden Prozess heran. So kommt es vor, dass Samen und Blüten gleichzeitig auftreten. Vögel fressen die reifen Früchte und verbreiten so die Samen auf der Rinde des nächsten Wirtsbaumes. Die Beeren sind weiß bis milchig weiß und die Masse im Inneren ist sehr klebrig. Die Misteldrossel – Turdus viscivorus – frisst diese mit Vorliebe und sorgt damit für die Fortpflanzung der Mistel. Der Samen befindet sich in dieser gallertartigen Masse.

Standorte

Als Halbschmarotzer an Laubbäumen, Nadelbäumen und Obstbäumen. Besonders gerne siedelt sie sich an Bäumen in Flusstälern mit höherer Luftfeuchtigkeit an. Die Mistel gedeiht bis auf Höhen bis 1200 m.

Mistel auf Obstbaum

Mistelkugel auf einem sehr alten Apfelbaum 

Wissenswertes, Inhaltsstoffe und Wirkung

Die Mistel enthält in den grünen Teilen das Gift Visctoxin – Mistelgift. Speziell in der kalten Jahreszeit ist das Gift hochkonzentriert vorhanden. Die Konzentration hängt auch von der Art der Wirtspflanze ab. Bei Ahorn, Robinie, Pappel oder Linde, ist die Konzentration an Gift höher. Schon die Druiden sammelten die leicht giftigen Misteln als magische Pflanze und als Allesheiler. Als die heilwirksamste Art zählt die Eichenmistel – viscum quercinum. Sie wirkt gegen Bluthochdruck, niedrigen Blutdruck, beruhigend, blutstillend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, tonisierend, Bluthochdruck, Herzschwäche, beschleunigtem Puls, Arteriosklerose, Ödemen, Fieber, bei Verdauungsschwäche, Verstopfung, bei schwachem Magen, schwacher Bauchspeicheldrüse, bei leichten Formen der Diabetes, bei Gallenschwäche, Nervenschwäche, Kopfschmerzen, Schwindel, Chronische Arthrosen, Chronisches Rheuma, Entzündungen der Gelenke, bei Beschwerden in den Wechseljahren, Menstruationsbeschwerden, bei Schmerzen, Geschwülsten und Blutungen der Gebärmutter, Weißfluss, Epilepsie, Heuschnupfen, Krampfadern, Ekzemen, und Geschwüren.

Sie beinhalten Alkaloid, Asparagin, Bitterstoff, Cholin, Harz, Histamin, Inositol, Lupeol, Lektine (Glyokoproteine), Oleanolsäure, Pyridin, triterpeniode aponine, Schleim, Viscalbin, Viscin, Viscotoxine (toxische Polypeptide, Polypeptide aus 46 Aminosäuren), wasserlösliche Polysaccharide, biogene Amine, Flavonoide, Lignane, Cyclitole – wie Viscumitol, Peholcarbonsäuren, Xanthophyll, Zink. Der höchste Gehalt an Lektinen ist im Winter in den Blütenknospen und in den Früchten enthalten.

Verwendet werden die Blätter und Zweige und in der Homöopathie Auszüge als Mittel gegen Asthma. Als Heildroge werden die Blätter, die Blüten und die jungen Blätter, in getrockneter Form verwendet.

Mistel in der begleitenden Therapie

Verschiedenste Studien beschäftigen sich mit der Mistel als Begleittherapie bei Krebs und bei Hepatitis C- Patienten. Die Beobachtungen zeigen die unterschiedlichsten Ergebnisse. So soll die Mistel soll bei hohem Blutzuckerspiegel helfen die Ausschüttung von Insulin zu unterstützen. Bei Brustkrebspatienen z.B. schlug die Chemotherapie bei Gabe von Mistelkraut besser an, als bei den Patienten, die ein Placebo bekamen. Wirksamkeit scheint die Gabe von Mistelextrakten als Begleittherapie auch bei Patienten mit Magenkrebs gegeben zu zeigen. Wie schon beschrieben, gibt es verschiedenste Untersuchungen zur Wirksamkeit von Mistelpräparaten zur Begleitbehandlung bei Krebspatienten. Nach wie vor gehört die Misteltherapie trotz zahlreicher Studien zu den umstrittensten Therapien der ären Medizin. Sie werden als Mistelpräparate in antroposophisch-homöopatischer Aufbereitung verwendet. Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, sah in der Behandlung mit Mistelextrakten das „Immaterielle“ – also das nicht mit den Sinnen wahrnehmbare als Chance zur Heilung. Einen Schmarotzer wie den Krebs mit einem anderen Schmarotzer – der Mistel begegnen. Unterstützt wurde er dabei von der Ärztin Ita Wegmann. Heute kümmert sich die Forschung vermehrt um die in der Mistel vorkommenden Lektine – komplexe Proteine, die spezifische Kohlenhydratstrukturen binden und daher in der Lage sind, sich spezifisch an Zellen und Zellmembranen zu binden und von dort aus biochemische Reaktionen auszulösen. Nach wie vor gibt es Befürworter und Gegner der Misteltherapie. So gilt die Mistel in der internationalen Krebsforschung nach wie vor als „Methode mit unbewiesener Wirksamkeit.“

Die Mistel ist jedoch trotz aller kontroversiellen Diskussionen ein Mittel der Naturheilkunde, das am häufigsten als ergänzende Behandlungsmethode bei Krebspatienten eingesetzt wird. Es gilt hier vor allem das Immunsystem zu stärken, die Lebensqualität zu steigern und die Nebenwirkungen der konventionellen Therapie zu lindern. Misteltees, Dragees, Kapseln, Tabletten und Bäder mit Mistelextrakten können in der Selbstanwendung verabreicht werden. Parentale Gaben mittels Injektionen sollten durch medizinische Begleitung stattfinden. Besonders betrifft das Tumorerkrankungen des lymphatischen und hämatopoetischen Systems wie Leukämie, (Non-) Hodgkin-Lymphome u.a.

Tee aus Misteln

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Mistel Tee Bildquelle: Heilpraxis.net.de

Er wirkt Blutdrucksenkend, kreislaufstabilisierend, verdaungsfördernd, antirheumatisch, nervenstärkend, gegen Epilepsie und als Artherioskleroseprophylaxe. Der Misteltee wird als Kaltauszug (Mazerat) bereitet, weil Wärme die Wirkstoffe vernichten würde. Das Gift der Mistel – z.B. das Glykosid Viscalbin und Viscotoxin, lösen sich nicht in kaltem Wasser und bleiben so unschädlich. Misteltees sind im Fachhandel erhältlich. Hier verwendet man die weißbeerige Mistel.

1 TL 2,5 g klein geschnittenes, getrocknetes Mistelkraut mit kaltem Wasser übergießen und zugedeckt über Nacht stehen lassen. das Kraut durch ein Sieb abgießen. Dann langsam auf Trinktemperatur erwärmen und in kleinen Schlucken trinken. Mistelkraut sollte vor Licht geschützt werden.

Umschläge aus Mistel-Kaltauszug oder Bäder mit Mistel-Kaltauszug 

Sie helfen gegen Krampfadern, Ekzeme, Heuschnupfen und Geschwüren im Bereich der Unterschenkel, gegen Ekzeme und zur Erleichterung bei rheumatischen und neuralgischen Schmerzen.

Für Pferde, Hunde, Katzen, Nagetiere ist die Mistel gifitg.

https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/mistel.php

Vortrag Prof. Josef Beuth: Institut zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren an der Universität zu Köln, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Onkologie: http://www.krebs-forum-lazarus.ch/WBB4/index.php/Thread/5-Studien-belegen-Wirksamkeit-der-Misteltherapie/

H. S. Heide-Jorgensen: Parasitic Flowering Plants. Brill Academic Publishers, 2008, ISBN 978-90-04-16750-6.

Johanniskraut

Tüpfeljohanniskraut – echtes Johanniskraut – Hypericum perforatum, Tüpfel Hartheu, Hartheugewächse, Johanniskräuter – Hypericum, Hypericaeae, Herrgottsblut  

Echtes Johanniskraut

Echtes Johanniskraut

Dieses Heilkräutlein, war eines der ersten, mit dem ich mich, schon als junges Mädchen, auseinander gesetzt habe. Es hat mich immer schon fasziniert, wie sich die Finger rot färben, wenn man die Blüten zwischen den Fingern zerreibt. Es hat eine weit zurückreichende, ununterbrochene Tradition als Heilkraut. Seine Wirkung ist heute in der Kräuterheilkunde hoch gelobt, aber schulmedizinisch nicht wirklich gesichert. Die Forschung arbeitet immer noch daran, die Wirkung als Stimmungsaufheller und die antivirale Wirkung nachzuweisen. Das Johanniskraut wurde heuer, also 2015 zur Arzneipflanze des Jahres gekürt. Sie wird als etwas „schwierige Pflanze“ aber mit Potenzial beschrieben. Die Forschung überprüft die z.B. die nächtliche Ausschüttung an Melatonin, bei Einnahme von Johanniskrautprodukten –  ein aus Serotonin gebildetes Hormon mit schlaffördernder Wirkung.

Tuepfel-Johanniskraut

Johannsikraut

johanniskraut mit Blüte

Johanniskraut mit Blüte

Trotzdem bleibt diese Pflanze meist im Gelände unbeobachtet stehen. Schon die Germanen beschrieben das Johanniskraut als „Lichtbringer“, als Symbol für die Sonne. Die rituelle Bedeutung des Johanniskrautes verschob sich dann durch die Christianisierung auf Johannes den Täufer. Im Spanischen wird es „hierba de San Juan“ genannt, weil sie um den 24. Juni – Sommersonnenwende – zu blühen beginnt. Auch Paracelsus erkannte die „lichtbringende“ Wirkung des Johanniskrautes auf verstimmte Gemüter. Dioskurides, Plinius, Secundus und Galen erwähnten es als gemütsaufhellendes Kraut. Außerdem sagte man der Pflanze dämonenabweisende Kräfte nach. Die Menschen hingen Büschel in den Fensterkreuzen auf, um Unheil abzuwenden. Der volkstümliche Name „Teufelsflucht“ leitet sich davon ab. Um schwere Gewitter abzuwenden, warfen die Menschen Kränze oder Büschel aus Johanniskraut in die Öfen und ins offene Feuer. Bei den Tänzen um den Mittsommer trugen die Mädchen Kränze aus Johanniskraut.

johanniskraut

Aussehen 

Das echte Johanniskraut ist eine mehrjährige, ausdauernde, krautige Pflanze. Sie gehört zu den sommergrünen Schaftpflanzen (überwinternde Pflanze ohne Rosette, Hemikrophyt – Überdauerungsorgane sind an der Erdoberfläche). Das Johanniskraut erreicht Höhen bis zu einem Meter. Der Hauptstamm ist weit verzweigt und die spindelförmigen Wurzeln ragen bis zu einem halben Meter tief in das Erdreich. Nach oben hin endet das Johanniskraut buschig mit vielen kleinen Verzweigungen und Blüten daran. Der Stängel ist aufrecht, zweikantig und innen markig (Abgrenzungsmerkmal, des echten Johanniskrautes zu anderen Johanniskrautarten). Die Laubblätter sind gegenständig, (sitzend) angeordnet, sie werden bis zu drei cm lang und sind oval, eiförmig. Hält man die Blätter gegen das Licht, sehen sie aus, als wären sie durchlöchert. Die Löcher sind Gewebslücken, die durch Abspaltung der Zellwände entstehen und in denen das hochkonzentrierte ätherische Öl der Pflanze enthalten ist.

Johanniskraut Blatt

Johanniskraut Blatt

Das Johanniskraut blüht von Juni bis August in Trugdolden aus Dichasien (Verzweigungsform) und Schraubeln.

Dichasium, Monochasium, Wickel und Schraubel Johanniskraut

Dichasium, Monochasium, Wickel und Schraubel Johanniskraut

Die Blüten sind radiärsymmetrisch und zwittrig, fünfzählig und mit doppelter Blütenhülle. Sie hat fünf Kelchblätter, die bis zu fünf Millimeter lang sind. Die goldgelben Kronblätter werden bis zu 13 Millimeter lang. Sie sind auf einer Seite gezähnt und auf der anderen Seite schwarz gepunktet. Diese Kronblätter enthalten in ihren Gewebslücken das stark rote Hypericin – ein Anthrachinon-Derviat. Das ist der Bestandteil des färbenden Anteils in der Pflanze. Der Fruchtknoten ist eiförmig-Lanzetten artig und hat helle und dunkle, schwarze Drüsen. Der oberständige, ovale Fruchtknoten hat eine Unterteilung in drei Fächer. Anstelle von Nektar bietet die Pflanze ein Gewebe, das anbohrfähig ist. Für die Fremdbestäubung sorgen Pollen suchende Insekten. Die Frucht ist schmal und eiförmig, wird bis zu zehn Millimeter lang und spaltet sich in der Reife in dreifächrige Spaltkapseln. Die Samen sind 1 mm lang, leicht gebogen und fein genetzt. Am Abend und wenn die Pflanze abblüht, rollen sich die Blütenblätter an den Seiten der Längsachse ein.

Der Inhaltsstoff Hypericin

Das Hypericin ist der Arzneistoff in der Pflanze, der als Antidepressivum verwendet wird. Eine Nebenwirkung davon ist die phototoxische Reaktion der Haut (Überempfindlichkeit, Aktivierung von Cytochrom P450, vor allem des Subtytps  CYP 3A4, in der Leber, setzt z.B. die Wirkung der Antibabypille herab), der Augenlinse und der Retina. Das Letztere kann zu einer Makuladegeneration führen. Die Wirkung des Hypericin als Antidepressivum ist schulmedizinisch immer noch in der Forschungsphase und es liegt noch kein handfester Wirksamkeitsnachweis vor. Hypercin sammelt sich vorzugsweise in krebsartigen Gewebe und daher wird es in der Fluoreszenzdiagnose als Indikator zum Nachweis für Krebszellen eingesetzt.

Standorte

Halbschatten, mäßig warme bis warme Standorte. Tiefe bis mittlere Höhenlagen. Gerne an Gebüschsäumen, an Waldrändern, Wegen und Böschungen. In Magerwiesen, in Ginster- und Heidekraut Heiden, Waldverlichtungen oder aus dem Schotter neben Bahngleisen als Pionierpflanze (anpassungsfähige Pflanze, die vegetationsfreie Gebiete neu besiedelt). Die Pflanze liebt kalkhaltige Böden.

Heilwirkung

Wie schon erwähnt sind die Meinungen über die Heilwirkung schulmedizinisch immer noch nicht gesichert. Tatsache ist aber, dass die Pflanze in zahlreichen Naturheilmitteln eingesetzt wird. Die hinlänglich bekannten „Johanniskrautkapseln“ sind in jeder Apotheke ein Verkaufsschlager. Schon seit dem Mittelalter wurde Johanniskraut gegen melancholische Verstimmungen eingesetzt. Als pflanzliches Antidepressivum findet es heute Anwendung. Die Wirkungszeit beträgt jedoch 4-6 Wochen. Bei Depressionen ist die Einnahme von 900 bis 1800 mg Johanniskrautextrakt täglich notwendig – also hochdosierte Präparate – die wirklich nur in der Apotheke erhältlich sind.

In der Heilwirkung werden der Pflanze nachgesagt sie wirke: abschwellend, adstringierend, antibakteriell, beruhigend, blutbildend, entzündungshemmend, krampflösend, harntreibend, schmerzstillend, tonisierend. Anwendung findet sie bei Bronchitis, Halsentzündungen, Fieber, Appetitlosigkeit, Verdauungsschwäche, Magenbeschwerden, Darmentzündungen, Durchfall, Hämorrhoiden, Rheumatismus, Gicht, Blasenentzündung, Bettnässen. Bei Menstruationsbeschwerden, Endometritis, Wechseljahrbeschwerden, Zyklusunregelmäßigkeiten. Im Nervensystem: Depressionen, Nervosität, Schlaflosigkeit, Epilepsie, Kopfschmerzen, Migräne, Hypochondrie, Angstzustände. Im Bereich des Bewegungsapparates bei Rückenschmerzen, Quetschungen, Blutergüssen, Krampfadern. Verwendet werden dafür die Blüten und das blühende Kraut. Sammelzeit ist Ende Juni bis Ende September

Inhaltsstoffe

Hypericin, Hyperforin, Flavonoide, Bitterstoffe, Gerbstoffe (vom Catechintyp), ätherisches Öl, Harz, Myristinsäure, Hyperinrot, Phytosterin, Stearin, Taraxasterol, Violaxanthin, Beta-Sisterol, Phyotosysterole.

Anwendung

Johanniskraut Tee

Johanniskraut-Tee

Johanniskraut-Tee

Die Blüten und das Kraut am Vormittag ernten. Zu Büscheln binden und an einem trockenen Ort, mit Blüten nach unten aufhängen. Nach dem Trocknen in Papiersäckchen oder Gläser füllen. Das trockene Kraut mit abgekochtem Wasser aufgießen und etwas ziehen lassen. Bis zu 2 Tassen können täglich getrunken werden.

Johanniskraut Öl

Johanniskraut Öl

Johanniskraut Öl

Das Öl ist ein Hausmittel, das ich immer gerne zu Hause habe. Es hilft gegen Muskelschmerzen, Zerrungen oder Stichverletzungen und unterstützt bei der innerlichen Anwendung den Verdauungsapparat. Nicht vor einem Sonnenbad verwenden! Besonders hellhäutige Menschen, sollten nach einer Anwendung die direkte Sonnenbestrahlung meiden.

Dazu braucht man frische Blüten

1 Marmelade Glas

  • 2/3 Blüten
  • 1/3 Olivenöl

3-6 Wochen in der Sonne stehen lassen. Sehr bald verfärbt sich das Öl dunkelrot. Danach ab filtern, durch ein Leinentuch (Achtung färbt) und in dunkle Flaschen abfüllen, oder dunkel aufbewahren. Hilft auch lindernd nach Insektenstichen.

Johanniskraut Salbe

Für die Herstellung der Salbe gehe ich vom Öl aus. Dafür verwende ich eine gute Feuchtigkeitssalbe aus der Apotheke oder dem Reformhaus. Ich arbeite das Öl – auf eine kleine Tube 20 Tropfen, ein. Sie eignet sich gut als schmerzlindernde und abschwellende Salbe auch Insektenstichen oder als Salbe gegen Gelenkschmerzen.