Archiv | Juni 2016

Goldgelbe Koralle

Goldgelbe Koralle – Ramaria aurea, Ziegenbart, Schweinsohrverwandte – Gomphaceae, Agaricomycetes

Goldgelbe Koralle

Heuer ist es kaum möglich nicht einer goldgelben Koralle zu begegnen. Mein gestriger Gang in den Wienerwald brachte außerdem ein Prachtexemplar von einem Föhrensteinpilz mit 1.9 kg! siehe dazu auch meinen Blogbeitrag Steinpilz.

Massenhaft Eierschwammerl, Judasohren und vor allem goldgelbe Korallen. Anbei die Beweisfotos. Wenn die gelbe Korallen noch klein und zart sind, mag ich sie am liebsten. In ländlichen Gegenden ist sie auch als „Bärentazte“ bekannt.

Aussehen

Die gelbe Koralle ist mit ihrem leuchtenden Gelb kaum zu übersehen und in guten Jahren, wie es heuer eines zu sein scheint, sind die Hänge im Wienerwald übersäht davon. Dieser Pilz teilt sich von einem fleischigen Strunk, der in etwa 2-4 cm hoch ist, ausgehend in korallenähnliche Verästelungen. Der Strunk selbst ist weiß bis gelblich, sehr festfleischig und zumeist wurmlos. Der Strunk kann eine Marmorierung zeigen. Er kann auch heftig zitronengelb sein und zarte rosatöne aufweisen. Man kann ganz leicht die einzelnen „Röschen“ mit der Hand auseinander brechen. Die Spitzen sind meist sattgelb und brüchig, oben abgeflacht. Ich habe gestern ganz kleine 2 cm große Exemplare gefunden, die aber auch Ausmaße von über 20 cm haben können. In dieser Größe nehme ich sie aber wirklich nur mehr, wenn die die Äste sattgelb sind und nicht eingetrocknet. So große Stücke können zäh und etwas bitter schmecken. Manche gelbe Korallen haben lange hochstehende Verästelungen und manche ähneln eher einem Brokkolli oder Karfiol.

Standorte

Mit Vorliebe im Laub- und Buchenwald und da vor allem in Gebirgslagen. Aber auch unter Nadelbäumen wie Fichten und Föhren.

Verwechslungsmöglichkeiten

Mit der dreifärbigen Koralle – Ramaria Formosa und anderen Korallenarten, die Bauchschmerzen hervorrufen können und manchmal in der Literatur auch als schwach giftig bezeichnet werden. Mit der Ramaria Largentii, der zitronengelben Koralle – Ramaria Flava (steht meist nur bei Buchen), blasse Koralle – Ramaria Pallida – nicht essbar. Es gibt aber noch weitere Korallenarten die Lilatöne aufweisen oder auch ganz weiß sind.

dreifärbige – oder Bauchwehkoralle – sie zeigt Rosastöne bis in Lachstöne und weiß und Gelbtöne gleichzeitig, also in drei Abstufungen. Sie kann Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme verursachen. in älteren Pilzbüchern wird sie manchmal auch als giftig bezeichnet. Zitronengelbe Koralle – essbar, Blasse Koralle ungenießbar. in Fichtenwäldern auf 800 bis 1000 Meter Höhe habe ich auch schon oft die Hahnenkamm Koralle Ramaria Botrytis gefunden. Sie reicht sehr würzig und ist essbar, sollte aber wegen der Seltenheit geschont werden. Jung ist sie blassrosa mit eng stehenden Röschen.

Hahnenkamm-Koralle (Ramaria botrytis)

Bildquelle: Von 2010-09-17_Ramaria_botrytis.jpg: Jason Hollingerderivative work: Ak ccm – Diese Datei wurde von diesem Werk abgeleitet  2010-09-17 Ramaria botrytis.jpg:, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20030880

Rezepte

Eingelegte gelbe Korallen

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die frischen gelben Korallen mag ich sehr gerne als eingelegte saure Pilze. Dafür gebe ich auf 500 gr frische ausgeschüttelter Pilze – wegen der Nadeln nur ganz leicht ausklopfen, sonst bricht er und allenfalls ganz kurz abspülen. 3 helle Zwiebel gehackt, 3 Lorbeerblätter, Salz, 3 Zehen Knoblauch, rosa Pfefferbeeren, und eine Mischung aus 173 trockenem Weißwein und 2/3 weißen Essig – Aceto Balsamico, 3 Handvoll Zucker. die geputzten Pilze mit den Zutaten kurz aufkochen lassen und sofort in Gläser füllen. So schmecken sie sehr gut als Beigabe zu kalten Platten oder aufgespießt auf Stocher als mixed pickles.

Risotto mit gelber Koralle und Eierschwammerl 

Eierschwammerl-Risotto

Bei der gestrigen fetten Beute, musste ich natürlich sofort auch ein Risotto zubereiten.

  • 4 kleine gelbe Korallen geputzt
  • 15 kleine Eierschwammerl
  • 20 dag Risottoreis
  • Pfeffer aus der Mühle und Salz
  • 1/8 liter trockenen Weißwein
  • 1/8 liter Schlagobers
  • etwas Rindsuppe oder Suppe aus Suppenwürfel
  • 1 Zehe Knoblauch
  • etwas frische gekräuselte Petersilie
  • 2 Eßlöffel Panna oder Creme Fraiche
  • Olivenöl, Butter

Den Reis waschen, in einer Mischung aus Öl und Butter anschwitzen, mit Suppe aufgießen  – nach und nach, die geputzten Pilze in etwas Butter und Öl anschwitzen, Zwiebel und Knoblauch dazu, mit dem Wein löschen. Den Reis immer weiter rühren, bis er al dente ist. würzen, Pilze einrühren. Sobald der Reis durch ist, mit Panna oder Creme Fraiche mollig rühren. Wie immer, bei meinen Risotto-Rezepten kann wer mag ein paar Tropfen Trüffelöl dazu geben. Wer möchte kann auch ein bisschen Parmesan einrühren. Es gibt jedoch entschiedene Gegner Pilz und Käse. Mit frischer Petersilie bestreuen und pfeffern. Das Risotto kann natürlich auch nur mit gelber Koralle zubereitet werden.

 

 

Schopftintling

Schopftintling – Coprinus comatus, Champignonverwandte, Tintenschopfling, Tintenpilz, Spargelpilz, Porzellantintling, Ständerpilze – Basidimyocetes, Blätterpilze – Agricales, Tintlinge – Coprinus

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Meinen 100 sten Blogbeitrag widme ich heute einem wirklich besonderen Pilz, obwohl ich gestern den ersten Kieferensteinpilz im Wienerwald gefunden habe! Dem Schopftintling. Der Schopftintling ist heuer wegen der anhaltenden Feuchtigkeit besonders früh dran. Wegen seiner sehr kurzen Haltbarkeit sollte er jung und rasch verspeist werden. Der Pilz wird auch bereits kultiviert. Heute bei meinem Hundespaziergang im Wienerwald füllte sich mein Korb mit jungen Exemplaren. So viel, dass ich mit Nachbarn die Beute teilen muss. Der Schopftintling gehört für mich zu einer der interessantesten Pilze. Er wirkt eigenartig, wenn er sich blau färbt und zerfließt – aber er ist ein köstlicher Speisepilz!

Aussehen

Schopftintling 1

Der Schopftintling ist 5-12 cm groß. Ich habe auch schon größere Exemplare bis zu 14-15 cm gefunden. Jung ist der Hut eiförmig und zieht sich im Wachstum in die Länge, bleibt von der Form her aber „tonnig.“ Vorerst ist der Hut mit einem Ring am Stiel angewachsen und öffnet sich dann glockenförmig. Dabei bleibt der feine Ring am Stiel haften. Die Lamellen sind anfangs lehmfarben bis zartrosa und das Pilzfleisch ist weiß. Außen hat der Schopftintling obenauf bräunlichen Schüppchen. Der Stiel schlank – 1-2 cm, weiß und längsfasrig. Im Alter färbt er sich von der Basis her rosa. Der Schopftintling hat seinen Namen aufgrund der rasch stattfindenen Autolyse – das ist der Prozess der Selbstauflösung.

Schopftinling der sich auflöst

Schopftintling im Autolyseprozeß

Innerhalb kürzester Zeit löst sich der Pilz tintenfarben auf. Dabei lösen sich absterbende Körperzellen durch Enzyme auf. Die Zufuhr von Bakterien oder der Einfluss durch Tiere ist dabei nicht notwendig. Zelltod – lysomale Enzyme wie Cathepsine (Endoproteasen) oder Pepitdasen (Peptinbindungshydrolasen), Enzyme, die Proteine und Peptide spalten können). Die Autolyse dient der Freisetzung der Sporen. Der Pilz saprotroph – als Folgezersetzer lebt von toten organischen Substanzen, aber auch auch nematophag – das sind karnivore Pilze – fleischfressende Pilze – sie können kleine Fadenwürmer (Nematoden) verdauen. Sie können diese fleischliche Beute durch Schlingfallen an sich ziehen. Das erzeugt Stoffwechselenergie für den Ausgleich im Stickstoffhaushalt. Der Pilz hat ganz feine kugelige Dornauswüchse, die ein Toxin ausscheiden. Das lähmt die Nematoden und der Pilz kann sie verdauen.

Standorte

Ab ende April bis in den November zeigt er sich an Wegrändern, Almwiesen, Rändern von Wasserstellen – ich habe einen Ort an einem Brunnen bei einer Wildfütterungsstelle, wo sie ab nun in Trauben stehen. Gedüngte und humusreiche Wiesen. Ich habe ihn schon regelmäßig direkt auf dem Kalk-kies neben Fichtenwäldern gefunden.

Wissenwertes

Der Schopftintling ist ein besonders köstlicher Pilz mit feinem spargelähnlich – nussigem Pilzgeschmack. Bei empfindlichen Menschen kann der Schopftintling in Verbindung mit Alkohol leichte Verdauungsprobleme auslösen kann – das sogenannte Coprinus-Syndrom – unter diesem Begriff werden alle Vergiftungserscheinungen  zusammengefaßt, die in Verbindung mit Alkohlgenuss stehen. Dabei blockiert das Coprin das Enzym Acetaldehyddehydrogenase – welches den toxischen Acetaldehyd in harmloses Acetat umwandelt. Das Acetaldehyd reichert sich im Körper an und bewirkt vergiftungsähnliche Erscheinungen. (Synonyme: Coprin-Syndrom, Acetaldehyd-Syndrom, Antabus-Syndrom) Die Erscheinungen machen sich durch Kopfweh, Schwindel, Herzrasen oder Schweißausbrüche bemerkbar, sind aber auch rasch wieder vorbei und verlaufen normalerweise harmlos. Wer also weiß, dass er empfindlich ist – dann bitte zu Tintlingen keinen Alkohol trinken.

Coprin ist eine farblose, kristalline, wasserlösliche Substanz http://www.gifte.de/Giftpilze/coprinus-syndrom.htm

Tintlinge als Heilpilze

Tintlinge wirken positiv auf den Blutzuckerspiegel! Tintlinge in pulverisierter oder kapsel-Form gibt es im Reformhaus.

Inhaltsstoffe

Etwa 30% seiner Trockensubstanz besteht aus Eiweiß, 20 freie Aminosäuren – inkludiert alle für den menschlichen Körper lebensnotwendigen und nicht vom Körper selbst herstellbaren Inhaltsstoffen – Kalium, Magnesium, Eisen, Mangan, Kupfer, Kalzium, Zink, Vanadium. Vitamin C, Niacin (Vitamin B-3), Thiamin (Vitamin B-1) und Riboflavin (Vitamin B-2) und ein wenig Natrium, allenfalls Polysaccharide. Der Schopftintling zählt zu den Vitalpilzen. Und ist Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin. Dort wird er vorbeugend gegen Hämorrhoiden verschrieben und zur Verdauungsförderung. Da der Pilz einen hohen Lektingehalt, komplexe Proteine und Glykoproteine aufweist wurde er wissenschaftlich gut erforscht. Verschiedene Experimente haben nachgewiesen, dass dieser Pilz positiv auf Diabetes Typ I und Typ II wirkt, eine Schutzwirkung auf die Zellen der Bauchspeicheldrüse hat (Insulinproduktion), Einsatz gegen das Wachstum von Sarkomzellen (einer bösartigen Geschwulst des Binde- und Stützgewebes) und Hemmung des Wachstums bei Ehrlich-Karzinom.

Die allerbeste Wirkung ist sein Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Vor allem hat die Einnahme des Coprinus-Pulvers keine Nebenwirkungen, reguliert den Gesamtstoffwechsel und beeinflusst auch das Körpergewicht. Studien aus dem Jahre 2007 belegen, dass Coprinus Extrakt die Zellaktivitäten hormonabhängigen Krebsarten wie Brust- oder Prostatakrebs beeinflussen können.

Verwechslungsgefahr

Eine Verwechslung besteht mit dem grauen Faltentintling und dem Faltentinling oder dem Glimmertintling. Der Spechttintling ist mit seiner Färbung sehr auffällig in der Optik und nicht zu verwechseln.

Grauer Faltentintling, Faltentintling

Rezepte

Dieser feine Speisepilz eignet sich nur bedingt zum Trocknen, wenn man ihn kurz im eigenen Saft blanchiert, lässt er sich auch einfrieren. Ich trockne ihn trotzdem im Pilztrockner. Besonders die Stiele lassen sich gut durchgetrocknet zu einem sehr feinen Pilzpulver vermischen. Meist in Kombination mit anderen getrockneten Pilzen. Dieses gemahlene Pilzpulver verwende ich gerne als Bindemittel für Saucen. Es lässt sich gut in Gläsern mit Deckel bis zu zwei Jahren aufbewahren.

Schopftintlinge gebraten 

Dieser feine Pilz hat so einen guten Eigengeschmack, dass man ihn ruhig als in Butter angebratenen Pilz verspeisen kann. Mit einer Beilage wie Reis oder Erdäpfeln ergibt er eine feine Pilzspeise.

Getoastetes Schwarzbrot mit Tintlingen 

Die Tintlinge vom Stiel befreien und in etwas Butter-Olivenölmischung braten. Auf ein getoastetes Schwarzbrot legen, salzen, pfeffern – aus der Mühle und mit etwas Zitronensaft beträufeln. Etwas Petersilie obenauf.

Schopftintlinge gebacken

Aber gebacken lässt er das Herz ganz besonders freudig hüpfen. Einfach Stiel rausdrehen, etwas salzen, in Mehl drücken. Dann eine Milch-Ei-Mischung herstellen und die Pilze durchziehen. Zuletzt in Brösel drücken. Rasch in heißem Öl herausbacken. Gut abtropfen lassen und mit Zitrone und Preiselbeeren servieren. Je jünger und fester die Pilze sind, desto fester bleiben sie auch beim Panieren.