Tag-Archiv | Steinpilz

Wurzelnder Bitteröhrling – Bitterschwamm, (Caloboletus radicans, Boletus radicans, B. albidus), Dickröhrlingsverwandter, Boletaceae

Die lange Hitzeperiode hat nun ein Ende gefunden und endlich zeigen sich nach den heftigen Regenfällen der letzten Tage zaghaft die ersten Pilze. Der wurzelnde Bitterröhrling ist einer jener Pilze, die mein Herz höher schlagen lassen, um dann bei näherer Betrachtung mit hängenden Mundwinkeln dazustehen. Oft wird er, nicht nur von mir, wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Steinpilz verwechselt. Leider ist aufgrund der Bitterkeit ungeniessbar.

wurzelnder Bitterröhrling

Aussehen

Der Hut des wurzelnden Bitterröhrlings misst meist zwischen 6 und 30 cm und die Höhe kann bis zu 12 cm erreichen. Er wölbt sich in jungem Stadium halbkugelig und breitet sich im Alter flacher aus. Farblich ist er jung gräulich-weiss und später verfärbt sich der Pilz gelbbraun. Die Huthaut lässt sich nicht abziehen und bei großer Hitze erscheint der Hut rissig. bei manchen Exemplaren zeigt der Hutrand eine rötliche Färbung. Er fühlt sich trocken und nicht schleimig an. Die Röhrenmündungen beim jungen Pilz sind grellgelb und blauen auf Druck sofort an. Später färben sich dei Röhrenmündungen schmutziggrün. Der Stiel ist dickbauchig-walzenförmig und wird bis zu fünf cm dick. Er ist von der Röhrenmündung hinunter gelb und geht dann in bräunlich-gelbliche über. Der Stiel ist genetzt. Das Pilzfleisch ist fest und läuft bei Schnitt oder Verletzung sofort stark blau an. Die blaue Farbe lässt aber nach etwa 30 Minuten nach und die Schnittstelle färbt sich wieder schmutzig-weiß. Der Geruch ist säuerlich. Der wurzelnde Bitterröhrling ist nicht gifitg, schmeckt jedoch bitter, im Alter nach „Maggi“ und ist kein kulinarischer Gewinn.

wurzelnder Bitterröhrling 2

Standorte und Baumpartner

Meine heutigen Exemplare habe ich auf einem mit Kalkkies bestreuten Parkweg gefunden, wo sie neben Birken standen, und sie für Fotos und Analysen mitgenommen. Gerne und häufig stehen sie auf kalkhaltigem Boden, in Parkanlagen auf Wiesen oder als Mykorrhizapilz (lebt in Gemeinschaft mit einem pflanzlichen Partner) in Baumbegleitung von Buchen, Rotbuchen, Eichen, Birken, Linden oder sind auch in Hainbuchenwäldern und Laubwäldern anzutreffen. Er zeigt sich von Juli bis in den beginnenden November. Manchmal sind mehrere Pilze zu einem Büschel zusammengewachsen.

Verwechslungsmöglichkeiten

Mit den Steinpilz (gemeiner Steinpilz/Boletus edulis, s. Beitrag zum Thema),

Sommersteinpilz

dem Anhängselröhrling (Butyriboletus appendiculatus), oder auch mit dem Dickfussröhrling oder dem Schönfussröhrling (Boletus calopus, s. Beitrag aus 2016),

Rotfussröhrling

Rotfussröhrling

der sich aber klar durch die Rotärbung und wesentlich deutlicher Netzung am Stiel unterscheiden lässt.

Wissenswertes

Der Name „Radix“ leitet sich aus dem Wort für wurzeln ab. Bei größerer Hitze färben sich Teil des Pilze, oft an angenagten Stellen rötlich.

Goldgelbe Koralle

Goldgelbe Koralle – Ramaria aurea, Ziegenbart, Schweinsohrverwandte – Gomphaceae, Agaricomycetes

Goldgelbe Koralle

Heuer ist es kaum möglich nicht einer goldgelben Koralle zu begegnen. Mein gestriger Gang in den Wienerwald brachte außerdem ein Prachtexemplar von einem Föhrensteinpilz mit 1.9 kg! siehe dazu auch meinen Blogbeitrag Steinpilz.

Massenhaft Eierschwammerl, Judasohren und vor allem goldgelbe Korallen. Anbei die Beweisfotos. Wenn die gelbe Korallen noch klein und zart sind, mag ich sie am liebsten. In ländlichen Gegenden ist sie auch als „Bärentazte“ bekannt.

Aussehen

Die gelbe Koralle ist mit ihrem leuchtenden Gelb kaum zu übersehen und in guten Jahren, wie es heuer eines zu sein scheint, sind die Hänge im Wienerwald übersäht davon. Dieser Pilz teilt sich von einem fleischigen Strunk, der in etwa 2-4 cm hoch ist, ausgehend in korallenähnliche Verästelungen. Der Strunk selbst ist weiß bis gelblich, sehr festfleischig und zumeist wurmlos. Der Strunk kann eine Marmorierung zeigen. Er kann auch heftig zitronengelb sein und zarte rosatöne aufweisen. Man kann ganz leicht die einzelnen „Röschen“ mit der Hand auseinander brechen. Die Spitzen sind meist sattgelb und brüchig, oben abgeflacht. Ich habe gestern ganz kleine 2 cm große Exemplare gefunden, die aber auch Ausmaße von über 20 cm haben können. In dieser Größe nehme ich sie aber wirklich nur mehr, wenn die die Äste sattgelb sind und nicht eingetrocknet. So große Stücke können zäh und etwas bitter schmecken. Manche gelbe Korallen haben lange hochstehende Verästelungen und manche ähneln eher einem Brokkolli oder Karfiol.

Standorte

Mit Vorliebe im Laub- und Buchenwald und da vor allem in Gebirgslagen. Aber auch unter Nadelbäumen wie Fichten und Föhren.

Verwechslungsmöglichkeiten

Mit der dreifärbigen Koralle – Ramaria Formosa und anderen Korallenarten, die Bauchschmerzen hervorrufen können und manchmal in der Literatur auch als schwach giftig bezeichnet werden. Mit der Ramaria Largentii, der zitronengelben Koralle – Ramaria Flava (steht meist nur bei Buchen), blasse Koralle – Ramaria Pallida – nicht essbar. Es gibt aber noch weitere Korallenarten die Lilatöne aufweisen oder auch ganz weiß sind.

dreifärbige – oder Bauchwehkoralle – sie zeigt Rosastöne bis in Lachstöne und weiß und Gelbtöne gleichzeitig, also in drei Abstufungen. Sie kann Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme verursachen. in älteren Pilzbüchern wird sie manchmal auch als giftig bezeichnet. Zitronengelbe Koralle – essbar, Blasse Koralle ungenießbar. in Fichtenwäldern auf 800 bis 1000 Meter Höhe habe ich auch schon oft die Hahnenkamm Koralle Ramaria Botrytis gefunden. Sie reicht sehr würzig und ist essbar, sollte aber wegen der Seltenheit geschont werden. Jung ist sie blassrosa mit eng stehenden Röschen.

Hahnenkamm-Koralle (Ramaria botrytis)

Bildquelle: Von 2010-09-17_Ramaria_botrytis.jpg: Jason Hollingerderivative work: Ak ccm – Diese Datei wurde von diesem Werk abgeleitet  2010-09-17 Ramaria botrytis.jpg:, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20030880

Rezepte

Eingelegte gelbe Korallen

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die frischen gelben Korallen mag ich sehr gerne als eingelegte saure Pilze. Dafür gebe ich auf 500 gr frische ausgeschüttelter Pilze – wegen der Nadeln nur ganz leicht ausklopfen, sonst bricht er und allenfalls ganz kurz abspülen. 3 helle Zwiebel gehackt, 3 Lorbeerblätter, Salz, 3 Zehen Knoblauch, rosa Pfefferbeeren, und eine Mischung aus 173 trockenem Weißwein und 2/3 weißen Essig – Aceto Balsamico, 3 Handvoll Zucker. die geputzten Pilze mit den Zutaten kurz aufkochen lassen und sofort in Gläser füllen. So schmecken sie sehr gut als Beigabe zu kalten Platten oder aufgespießt auf Stocher als mixed pickles.

Risotto mit gelber Koralle und Eierschwammerl 

Eierschwammerl-Risotto

Bei der gestrigen fetten Beute, musste ich natürlich sofort auch ein Risotto zubereiten.

  • 4 kleine gelbe Korallen geputzt
  • 15 kleine Eierschwammerl
  • 20 dag Risottoreis
  • Pfeffer aus der Mühle und Salz
  • 1/8 liter trockenen Weißwein
  • 1/8 liter Schlagobers
  • etwas Rindsuppe oder Suppe aus Suppenwürfel
  • 1 Zehe Knoblauch
  • etwas frische gekräuselte Petersilie
  • 2 Eßlöffel Panna oder Creme Fraiche
  • Olivenöl, Butter

Den Reis waschen, in einer Mischung aus Öl und Butter anschwitzen, mit Suppe aufgießen  – nach und nach, die geputzten Pilze in etwas Butter und Öl anschwitzen, Zwiebel und Knoblauch dazu, mit dem Wein löschen. Den Reis immer weiter rühren, bis er al dente ist. würzen, Pilze einrühren. Sobald der Reis durch ist, mit Panna oder Creme Fraiche mollig rühren. Wie immer, bei meinen Risotto-Rezepten kann wer mag ein paar Tropfen Trüffelöl dazu geben. Wer möchte kann auch ein bisschen Parmesan einrühren. Es gibt jedoch entschiedene Gegner Pilz und Käse. Mit frischer Petersilie bestreuen und pfeffern. Das Risotto kann natürlich auch nur mit gelber Koralle zubereitet werden.

 

 

Maronenröhrling

Maronenröhrling – Imleria badia – Boletus Badius – Xermocomus badius, Dickröhrlingsverwandte – Boletaceae, Marone

Endlich zeigen sich nach diesem unglaublich heißen Sommer, die ersten Köpfchen. Die Pilzsaison kann langsam beginnen.

Aussehen

Maronenröhrling

Maronenröhrling

Der Name Maronenröhrling stammt vermutlich vom kastanienähnlichen Aussehen. Mit seiner halbkugeligen, maroni-braunen Kappe ähnelt er einer halbierten Maroni. Früher wurde er auch Braunkappe genannt. Diese Bezeichnung beschreibt heute aber einen gezüchteten Handelspilz aus der Familie der Träuschlinge. Sein Hut wird zwischen 2 und 15 cm groß. Beim jungen Pilz ist der Hut kugelig, später flacht er ab. Die Haut ist von der Färbung her, mittel-, bis dunkelbraun und kann rötliche Schattierungen zeigen. Ritzt man die Huthaut – Pileipellis etwas an, kann darunter etwas rotbraune Haut hervorkommen. Die Poren sind rundlich und feinporig. Sie sind am Stiel ausgebuchtet angewachsen.

Maronenröhrlinge junge Exemplare

Maronenröhrlinge junge Exemplare

Jung sind die Poren cremefarben und später verfärben sie sich gelblich und im Alter oliv. Bei Druck oder Anschnitt entstehen sofort blaue Flecken – Amyloidreaktion (auch Farbreaktion bei chemischem Stärke-Nachweis, s. Václav Melzer).

Maronenröhrling Hutunterseite

Maronenröhrling Hutunterseite

Der Stiel ist zylindrisch und nach unten hin verdickt und manchmal leicht knollig. Er kann auch leicht gebogen sein. Die Stielrinde fühlt sich glatt an und hat eine eingewachsene Maserung, die längs verläuft. Das Fleisch ist jung fest und schmeckt angenehm nach Pilz mit ganz zart säuerlicher Note.

Maronenröhrlinge

Maronenröhrlinge mit Hutunterseite blauend

Maronenröhrlinge mit Hutunterseite blauend

Nach Regenfall kann die sonst trockene Hutoberseite leicht schmierig sein. Das Fleisch blaut bei Anschnitt sofort. Der Geruch ist obstartig säuerlich und der Geschmack angenehm pilzig.

Standorte

Hauptsächlich finde ich den Maronenröhrling auf sauren Böden, in Nadelwäldern, aber auch im Buchen- Mischwald kann er stehen. Besonders gerne steht er in Fichtenwäldern, bei Kiefern, Rotbuchen, Eichen oder bei Lärchen. Bei Lärchen findet man ihn häufig in den Wurzelausläufern. Oft auch bis ins Hochgebirge. Sind die Sommer feucht, kann sich der Maronenröhrling sich schon ab Juni-Juli zeigen, sonst eher ab Mitte September. Das ist ein Pilz, den ich auch bis in den November hinein finden kann. Angenehm beim Maronenröhrling ist, dass er massenweise vorkommen kann.

Verwechslungsmöglichkeiten

Mit dem Steinpilz, der aber nicht blaut, mit der Ziegenlippe oder dem Sandröhrling.

Sandröhrlinge

Sandröhrlinge

Beim Sandröhrling ist die Hutoberseite filzig und die Poren sind gräulich.  Junge Sandröhrlinge haben einen eingerollten Hut. Er kommt gerne in Nadelwäldern und in Mischwäldern in Massen vor. Er eignet sich gut als Misch-, oder Trockenpilz. Die Ziegenlippe hat ein wesentlich heftigeres Gelb auf der Hutunterseite und der Stiel ist biegsam zäh und sehr stark längs gerillt. Auch mit dem Gallenröhrling – hier sind aber doch große Unterschiede. Die Hutunterseite ist rosa, der Stiel wesentlich massiver und die starke, fühlbare Netzzeichnung. Außerdem bringt die Probe – aufgeschnittenen Pilz auf die Zunge legen – der Geschmack ist sehr bitter. Auf die hier angeführten Pilz werde ich in anderen Blogbeiträgen noch genauer eingehen.

Fichtensteinpilz

Fichtensteinpilz

Ziegenlippe

Ziegenlippe

Ziegenlippe Unterseite

Ziegenlippe Unterseite

Gallenröhrling

Gallenröhrling

Gallenröhrling mit Hutunterseite

Gallenröhrling

Rezepte und Verarbeitung

Maronenröhrlinge sauer eingelegt

Maronen eignen sich in jungen Stadium herrlich zum sauer einlegen. So halten die Pilze über den Winter und sind eine tolle Beilage zu kalten Fleischplatten oder einfach auf Partystocher aufgespießt als Fingerfood. Dazu braucht man  bei 2 Kg Pilzen:

  • 1/2 Liter guter Weinessig
  • 1/2 Liter trockenen Weißwein
  • 0,5 Liter Wasser
  • 1 EL Salz
  • Rosmarin frisch
  • Einige schwarze oder rosa Pfefferkörner
  • 6 Lorbeerblätter
  • 1 geviertelte mittelgroße Zwiebel
  • 2 geschälte Knoblauchzehen
  • 4 Esslöffel Zucker

Die Pilze trocken putzen, in kleinere Stücke schneiden – oder wenn sie sehr klein sind, ganz lassen. Zwiebel hacken, Knoblauch in grobe Stücke schneiden. Weinessig und Wein mit den Gewürzen kurz aufkochen lassen. Die Pilze einlegen und nur ganz kurz einmal aufkochen. Sofort in Gläser abfüllen. Der Sud sollte die Pilze bedecken. Die Gläser rasch verschließen und auf den Kopf stellen.

Erdäpfelsuppe mit Maronenröhrlingen

Erdäpfelsuppe mit Maronenröhrlingen

Erdäpfelsuppe mit Maronenröhrlingen

für 4-6 Portionen

  • 20 dag mehlige Erdäpfel
  • 1/2 Becher Rahm oder kleiner Becher Creme fraiche
  • 1 Spritzer Weißweinessig
  • 1 Becher Schlagobers
  • Thymian frisch
  • etwas rosa Pfeffer
  • schwarzer Pfeffer aus der Mühle
  • 1 helle Zwiebel
  • 1/2 Zehe Knoblauch
  • 1/2 Liter Rindsuppe oder 1 Suppenwürfel Rinderbrühe in 1/2 Liter Wasser
  • 1 Handvoll geputzter Maronenröhrlinge frisch gewürfelt, oder getrocknete Pilze (vorher kurz in Wasser geweicht)
  • Salz

Die Erdäpfel geschält, die Zwiebel gehackt und den Knoblauch zerdrückt, in Suppe oder Rinderbrühe aus dem Würfel, weich kochen. Mit dem Pürierstab aufpürieren. Creme fraiche oder Rahm dazu rühren. Essig, Salz und schwarzen Pfeffer aus der Mühle dazu. Salzen. Bei frischen Pilzen, jetzt die Pilze dazu geben und noch kurz ziehen lassen. Auch bei der getrockneten Variante die Pilze zuletzt dazu geben und ziehen lassen. Obers aufschlagen und unterziehen. Etwas vom Obers nur leicht aufgeschlagen als Dekoration, kurz vor dem Servieren verwenden. Ein paar Thymianblätter obenauf dekorieren. Die getrockneten Pilze haben einen wesentlich intensiveren Geschmack.

Verarbeitung

Finde ich größere Mengen an Maronen, trockne ich sie sehr gerne im Pilztrockner. So eignen sie sich bestens zur Weiterverarbeitung in Sauen, Suppen und Bratenfonds. Besonders in der Erdäpfelsuppe steht er dem Steinpilz geschmacklich nicht nach. Der Maronenröhrling eignet sich auch gut als Tiefkühlvorrat.

getrocknete Maronenröhrlinge

getrocknete Maronenröhrlinge

Wissenswertes

Der Maronenröhrling darf nur erhitzt verspeist werden. Die Belastung des Maronenröhrlings mit radioaktivem Cäsium ist auch so viele Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl gebietsweise gegeben. Die Werte liegen immer noch über den EU Richtlinien für Lebensmittel (600 Becquerel pro Kilogramm). Diese Belastung gilt besonders für die Umgebung um München, Südsteiermark und Salzkammergut. Zieht man die Huthaut ab, kann die Belastung minimiert werden. Im Pilz wird das Cäsium vor allem durch die Farbstoffe Badion A und Norbadium A, die in der Huthaut enthalten sind angereichert. Sie können Cäsium komplexieren. Ich schätze den Maronenröhrling sehr und ernte ihn gerne, da ich eher im Bereich Wienerwald und Niederösterreich unterwegs bin.

 

 

 

Steinpilz

Steinpilz – Boletus, Dickröhrlinge

Junge Steinpilze

Junge Steinpilze

Ganz voran an meinen heutigen Artikel möchte ich den Aufruf machen – bitte keinen Pilz ausreißen, den man nicht verwertet und keinen Pilz zertreten! Jeder Pilz hat seinen Wert und seinen Platz im Naturkreislauf.

Heuer – sehr spät beginnen sich die ersten Steinpilze zu zeigen. An den vielen Bildern in diesem Beitrag kann man leicht meine Leidenschaft für diesen Pilz erkennen. Bei den Doppelgängern gehe ich hier nur kurz darauf ein, weil sie dann in eigenständigen Beiträgen noch einmal genauer beschrieben werden sollen. Gestern im Laubmischwald nahe Wien, hatte ich meine ersten Funde. Normalerweise finde ich sie bei guten Bedingungen um den 30. Mai herum, speziell im Laubmischwald. Für mich ist Steinpilz ein Oberbegriff für einige unterschiedliche Formen, wie den Sommersteinpilz-Boletus aestivalis,

Sommersteinpilz

Sommersteinpilz

den Schwarzhütigen Steinpilz – Boletus aereus,

Schwarzhütiger Steinpilz

Schwarzhütiger Steinpilz

dem Gemeinen Steinpilz – Boletus edulis (den ich als Fichtensteinpilz bezeichne)

Fichtensteinpilz Hut und Rand

Fichtensteinpilz gut zu sehen, der feine weiße Rand

Fichtensteinpilz

Fichtensteinpilz

und dem Kiefern Steinpilz – Boletus pinophilus.

Aussehen

Der Steinpilz zeichnet sich besonders durch sein festes Fleisch aus, das einen nussartigen milden Geschmack hat. Die Formen und die Farben können sehr unterschiedlich ausfallen. Der Hut ist bräunlich, leicht rötlich (beim Kiefernsteinpilz), bis sehr dunkelbraun (solche Exemplare finde ich meist unter Föhren oder Eichen).

Kiefernsteinpilz

Kiefernsteinpilz

Die Färbung hängt auch vom Lichteinfall ab. Der Durchmesser kann von bei reifen Exemplaren von 3 bis 30 cm groß werden. Der Hut ist gewölbt und breitet sich später polsterförmig aus. Er ist an der Hutoberseite trocken, kann im Alter rissig (schollenartig) und fleckig werden. Die Schwammunterseite kann später etwas überhängend sein. Mein bisher größter Steinpilz wog 2.2 Kg und war komplett wurmfrei.

Riesen Steinpilz

Riesen Steinpilz

Der Stiel kann von 2.5 bis 15 cm und mehr messen. Junge Exemplare haben eine helle Hutunterseite und ältere Stücke eine gelbliche. Meiner Erfahrung nach blauen eher die älteren Exemplare beim Anschnitt. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass die Stielhöhe von den Bodenbedingungen abhängt. Ist der Boden weich und humusreich (oder eine starke Laubschicht oder viel Moos vorhanden), sind die Pilze höher, bei festeren Böden hingegen gedrungener Wuchs. Der Stiel kann lang und gleichförmig oder tonnenartig und gedrungener ausfallen. Manchmal in jungem Stadium ist der Stiel rundlicher und dicker als der Hut. Die Stieloberfläche zeigt eine Netzmaserung, die auch spürbar ist. Nach unten hin wird die Zeichnung breiter. Es gibt aber auch Exemplare – besonders beim Fichtensteinpilz wo ich keine Maserung fand und der Stiel nur glatt ist.

Hutunterseite junger Steinpilz

Hutunterseite junger Steinpilz

Huntunterseite Steinpilz

Huntunterseite Steinpilz

Steinpilz Schnitt

Steinpilz Schnitt

Standorte

Der Steinpilz bildet mit einer Reihe von Baumpartnern eine Mykorrhiza (steht im Feinwurzelkontakt zu anderen Pflanzen), oft lebt er in Symbiose, wie mit der Fichte, mit Laub- und anderen Nadelbäumen. Meist sind das Buchen, Edelkastanien, Waldkiefer, Hänge-Birke, Sumpf-Eiche oder  Rotbuche. Eine Beobachtung, die ich bestätigen kann, ist die Nähe zu Fliegenpilzen – Amanita muscaria.

Fliegenpilz

Fliegenpilz

Ich habe letztes Jahr ein Exemplar gefunden, das fast ineinander gewachsen war. Fliegenpilze sind für mich immer ein Zeichen, dass Steinpilze in der Nähe zu finden sind. Sie vergesellschaften sich auch gerne mit dem Mehl-Räsling- Citopilus prunulus und dem Perlpilz – Amanita rubescens. Hier werden biologische Zusammenhänge und die Vorliebe für gewisse Standorte vermutet. Der Steinpilz bevorzugt neutrale bis saure Böden. Der Steinpilz wächst von Ende Mai bis Oktober. Letztes Jahr konnte ich noch am 11.11. welche finden.

Steinpilz im Doppelpack

Steinpilz im Doppelpack

Nach den ersten Frösten ist es dann für diese Saison vorbei.

Doppelgänger

Gallenröhrling – Tylopilus felleus

Gallenröhrling

Gallenröhrling

Der Gallenröhrling wird auch Bitterling genannt. Er hat ähnliche Lebensbedingungen wie der Steinpilz, unterscheidet sich aber durch eine wesentlich stärkere Netzzeichnung am Stiel und durch die schmutzig-weiße bis rosa Hutunterseite. Zur Unterscheidung den Pilz etwas anschneiden und ein Stück auf die Zunge legen – man bemerkt den Unterschied sofort. Der Gallenröhrling schmeckt „gall-bitter“. Er ist nicht wirklich als Giftpilz zu bezeichnen, er ist nur ungenießbar. Ich habe schon öfter Steinpilze neben Gallenröhrlingen gefunden.

Satanspilz – rubroboletus Satanas

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Netzstieliger Hexenröhrling

Satansröhrling

Satansröhrling

Der Satanspilz wird von mir heiß geliebt – er ist für mich besonders schöner Pilz und habe die Erfahrung gemacht, dass auch er so etwas wie ein „Steinpilzanzeiger“ ist. Er hat einen festen kompakten Hut, der bis zu bis zu 25 cm breit werden kann. Zuerst ist er halbkugelig, dann polsterförmig. Im Alter verbeult er sich unregelmäßig. Als junger Pilz hat er einen hellgrauen Hut, der sich dann in ockerfarben und braun verfärbt. Die Hutunterseite ist anfangs gelblich und färbt sich im Wachstum rötlich bis dunkelrot, violett. Der Stiel ist  5 bis 12 cm lang und eher knollig-bauchig (4 bis 10 cm); Der Pilz ist meist gedrungen. Der Stiel zeigt eine engmaschige rote Netzzeichnung. Das Fleisch ist weißlich und blaut manchmal bei Anschnitt. Der Geruch ist fein und unauffällig. Später kann er Aas-artig werden.

Maronenröhrling – Xerocomus badius, Ständerpilze (Basidiomycetes), Röhrlinge (Boletaceae)

Maronenröhrling

Maronenröhrling

Maronenröhrling

Maronenröhrling

Der Maronenröhrling liebt ebenfalls ähnliche Standort wie der Steinpilz und landet deswegen ebenfalls im Pilzkorb. Ich schätze ihn mindesten genau so wie den größeren Bruder. Er eignet sich für die frische Verarbeitung und auch als Trockenpilz. Der gesamte Pilz ist kleiner, der Hut dunkelbraun, bis leicht grünstichig. Er wird 3-12 cm groß. Er ist anfangs kugelig und verflacht im Alter. Die Oberfläche ist matt und fühlt sich trocken und samtig an. Er liebt den Fichtenwald und dessen Nadelstreu. Er steht gerne auch auf Moss und zwischen den Heidelbeersträuchern. Er hat einen zarten , sehr angenehmen Pilzgeruch der eine feine saure Note hat. Beim Anschnitt blaut er sofort. Er sollte nicht roh gegessen werden. Meist kommt er in einem Abschnitt in knappen Abständen vor.

Inhaltsstoffe Steinpilz

Experten empfehlen den Verzehr von Steinpilzen, Eierschwammerln, von Maronen, Birkenpilz und Speisetäubling, von Stockschwamm, Perlpilz und Butterpilz aus vielerlei gesundheitlichen Gründen. „Esst Pilze und ihr lebt länger“. Vorausgesetzt es sind die richtigen Pilze! Pilze sind  kalorienarm und sie enthalten andere Kohlenhydrate als Pflanzen. Das heißt keine Stärke, aber Mannit, eine für Diabetiker geeignete Zuckerart, die ursprünglich in Manna entdeckt wurde.

Pilze regulieren mit ihrem Gehalt an Ballaststoffen die Verdauung  und sie liefern wertvolle Mineralstoffe und Vitamine. Der Pilz besteht zu fast 90% aus Wasser, Vitaminen und Mineralstoffen.

Rezepte

Steinpilz-Carpaccio

Wenn ich das Glück habe und ganz junge Exemplare finde, werden sie zu Carpaccio verarbeitet. Dazu braucht man frische, feste junge Steinpilze, eingelegte getrocknete Tomaten, rosa Pfefferbeeren, gutes Olivenöl, weißen Essig, Salz, frischen schwarzen Pfeffer, etwas Parmesan im Ganzen. Ein wenig frische Petersilie. Eventuell ein paar Tropfen Trüffel-Öl

Die Pilze abbürsten und über einen Trüffelhobel fein schneiden. Auf einer Platte anrichten. Die getrockneten Tomaten in kleine Stückchen schneiden und darüber streuen. die Gewürze dazu, Petersilie fein gehackt darüber, zuletzt Trüffel-Öl und den Parmesan darüber hobeln. Mit guten Weißbrot servieren.

Steinpilzrisotto 4-6 Portionen als Vorspeise

junge Steinpilze

junge Steinpilze

  • 6 kleine Steinpilze
  • 1 Becher Schlagobers
  • etwas Trüffel-Öl
  • Frische Petersilie
  • Suppenwürfel oder Rindsuppe
  • Parmesan gerieben
  • Etwas Blauschimmelkäse 1 Eßlöffel
  • Risottoreis
  • 1 helle Zwiebel
  • Olivenöl
  • 1 kleinen Löffel Butter
  • Weißwein trocken

Den Reis in etwas Butter mit Olivenöl gemischt, glasig rühren – den Zwiebel fein gehackt dazu. Nicht braun werden lassen. Mit Suppe aufgießen, immer rühren, damit der Reis nicht anlegt, bis er „al dente“, also noch bissfest ist. Die Pilze fein geblättert dazu, immer wenn etwas Flüssigkeit verdampft ist, Weißwein und Obers dazu rühren. Zuletzt, um das Ganze mollig zu machen, 1 Esslöffel Blauschimmelkäse einarbeiten und 1-2 Löffel Parmesan gerieben dazu. Mit Trüffel-Öl verfeinern. Mit Petersilie bestreuen und sofort servieren.