Steinpilz – Boletus, Dickröhrlinge
Junge Steinpilze
Ganz voran an meinen heutigen Artikel möchte ich den Aufruf machen – bitte keinen Pilz ausreißen, den man nicht verwertet und keinen Pilz zertreten! Jeder Pilz hat seinen Wert und seinen Platz im Naturkreislauf.
Heuer – sehr spät beginnen sich die ersten Steinpilze zu zeigen. An den vielen Bildern in diesem Beitrag kann man leicht meine Leidenschaft für diesen Pilz erkennen. Bei den Doppelgängern gehe ich hier nur kurz darauf ein, weil sie dann in eigenständigen Beiträgen noch einmal genauer beschrieben werden sollen. Gestern im Laubmischwald nahe Wien, hatte ich meine ersten Funde. Normalerweise finde ich sie bei guten Bedingungen um den 30. Mai herum, speziell im Laubmischwald. Für mich ist Steinpilz ein Oberbegriff für einige unterschiedliche Formen, wie den Sommersteinpilz-Boletus aestivalis,
Sommersteinpilz
den Schwarzhütigen Steinpilz – Boletus aereus,
Schwarzhütiger Steinpilz
dem Gemeinen Steinpilz – Boletus edulis (den ich als Fichtensteinpilz bezeichne)
Fichtensteinpilz gut zu sehen, der feine weiße Rand
Fichtensteinpilz
und dem Kiefern Steinpilz – Boletus pinophilus.
Aussehen
Der Steinpilz zeichnet sich besonders durch sein festes Fleisch aus, das einen nussartigen milden Geschmack hat. Die Formen und die Farben können sehr unterschiedlich ausfallen. Der Hut ist bräunlich, leicht rötlich (beim Kiefernsteinpilz), bis sehr dunkelbraun (solche Exemplare finde ich meist unter Föhren oder Eichen).
Kiefernsteinpilz
Die Färbung hängt auch vom Lichteinfall ab. Der Durchmesser kann von bei reifen Exemplaren von 3 bis 30 cm groß werden. Der Hut ist gewölbt und breitet sich später polsterförmig aus. Er ist an der Hutoberseite trocken, kann im Alter rissig (schollenartig) und fleckig werden. Die Schwammunterseite kann später etwas überhängend sein. Mein bisher größter Steinpilz wog 2.2 Kg und war komplett wurmfrei.
Riesen Steinpilz
Der Stiel kann von 2.5 bis 15 cm und mehr messen. Junge Exemplare haben eine helle Hutunterseite und ältere Stücke eine gelbliche. Meiner Erfahrung nach blauen eher die älteren Exemplare beim Anschnitt. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass die Stielhöhe von den Bodenbedingungen abhängt. Ist der Boden weich und humusreich (oder eine starke Laubschicht oder viel Moos vorhanden), sind die Pilze höher, bei festeren Böden hingegen gedrungener Wuchs. Der Stiel kann lang und gleichförmig oder tonnenartig und gedrungener ausfallen. Manchmal in jungem Stadium ist der Stiel rundlicher und dicker als der Hut. Die Stieloberfläche zeigt eine Netzmaserung, die auch spürbar ist. Nach unten hin wird die Zeichnung breiter. Es gibt aber auch Exemplare – besonders beim Fichtensteinpilz wo ich keine Maserung fand und der Stiel nur glatt ist.
Hutunterseite junger Steinpilz
Huntunterseite Steinpilz
Steinpilz Schnitt
Standorte
Der Steinpilz bildet mit einer Reihe von Baumpartnern eine Mykorrhiza (steht im Feinwurzelkontakt zu anderen Pflanzen), oft lebt er in Symbiose, wie mit der Fichte, mit Laub- und anderen Nadelbäumen. Meist sind das Buchen, Edelkastanien, Waldkiefer, Hänge-Birke, Sumpf-Eiche oder Rotbuche. Eine Beobachtung, die ich bestätigen kann, ist die Nähe zu Fliegenpilzen – Amanita muscaria.
Fliegenpilz
Ich habe letztes Jahr ein Exemplar gefunden, das fast ineinander gewachsen war. Fliegenpilze sind für mich immer ein Zeichen, dass Steinpilze in der Nähe zu finden sind. Sie vergesellschaften sich auch gerne mit dem Mehl-Räsling- Citopilus prunulus und dem Perlpilz – Amanita rubescens. Hier werden biologische Zusammenhänge und die Vorliebe für gewisse Standorte vermutet. Der Steinpilz bevorzugt neutrale bis saure Böden. Der Steinpilz wächst von Ende Mai bis Oktober. Letztes Jahr konnte ich noch am 11.11. welche finden.
Steinpilz im Doppelpack
Nach den ersten Frösten ist es dann für diese Saison vorbei.
Doppelgänger
Gallenröhrling – Tylopilus felleus
Gallenröhrling
Der Gallenröhrling wird auch Bitterling genannt. Er hat ähnliche Lebensbedingungen wie der Steinpilz, unterscheidet sich aber durch eine wesentlich stärkere Netzzeichnung am Stiel und durch die schmutzig-weiße bis rosa Hutunterseite. Zur Unterscheidung den Pilz etwas anschneiden und ein Stück auf die Zunge legen – man bemerkt den Unterschied sofort. Der Gallenröhrling schmeckt „gall-bitter“. Er ist nicht wirklich als Giftpilz zu bezeichnen, er ist nur ungenießbar. Ich habe schon öfter Steinpilze neben Gallenröhrlingen gefunden.
Satanspilz – rubroboletus Satanas
Netzstieliger Hexenröhrling
Satansröhrling
Der Satanspilz wird von mir heiß geliebt – er ist für mich besonders schöner Pilz und habe die Erfahrung gemacht, dass auch er so etwas wie ein „Steinpilzanzeiger“ ist. Er hat einen festen kompakten Hut, der bis zu bis zu 25 cm breit werden kann. Zuerst ist er halbkugelig, dann polsterförmig. Im Alter verbeult er sich unregelmäßig. Als junger Pilz hat er einen hellgrauen Hut, der sich dann in ockerfarben und braun verfärbt. Die Hutunterseite ist anfangs gelblich und färbt sich im Wachstum rötlich bis dunkelrot, violett. Der Stiel ist 5 bis 12 cm lang und eher knollig-bauchig (4 bis 10 cm); Der Pilz ist meist gedrungen. Der Stiel zeigt eine engmaschige rote Netzzeichnung. Das Fleisch ist weißlich und blaut manchmal bei Anschnitt. Der Geruch ist fein und unauffällig. Später kann er Aas-artig werden.
Maronenröhrling – Xerocomus badius, Ständerpilze (Basidiomycetes), Röhrlinge (Boletaceae)
Maronenröhrling
Maronenröhrling
Der Maronenröhrling liebt ebenfalls ähnliche Standort wie der Steinpilz und landet deswegen ebenfalls im Pilzkorb. Ich schätze ihn mindesten genau so wie den größeren Bruder. Er eignet sich für die frische Verarbeitung und auch als Trockenpilz. Der gesamte Pilz ist kleiner, der Hut dunkelbraun, bis leicht grünstichig. Er wird 3-12 cm groß. Er ist anfangs kugelig und verflacht im Alter. Die Oberfläche ist matt und fühlt sich trocken und samtig an. Er liebt den Fichtenwald und dessen Nadelstreu. Er steht gerne auch auf Moss und zwischen den Heidelbeersträuchern. Er hat einen zarten , sehr angenehmen Pilzgeruch der eine feine saure Note hat. Beim Anschnitt blaut er sofort. Er sollte nicht roh gegessen werden. Meist kommt er in einem Abschnitt in knappen Abständen vor.
Inhaltsstoffe Steinpilz
Experten empfehlen den Verzehr von Steinpilzen, Eierschwammerln, von Maronen, Birkenpilz und Speisetäubling, von Stockschwamm, Perlpilz und Butterpilz aus vielerlei gesundheitlichen Gründen. „Esst Pilze und ihr lebt länger“. Vorausgesetzt es sind die richtigen Pilze! Pilze sind kalorienarm und sie enthalten andere Kohlenhydrate als Pflanzen. Das heißt keine Stärke, aber Mannit, eine für Diabetiker geeignete Zuckerart, die ursprünglich in Manna entdeckt wurde.
Pilze regulieren mit ihrem Gehalt an Ballaststoffen die Verdauung und sie liefern wertvolle Mineralstoffe und Vitamine. Der Pilz besteht zu fast 90% aus Wasser, Vitaminen und Mineralstoffen.
Rezepte
Steinpilz-Carpaccio
Wenn ich das Glück habe und ganz junge Exemplare finde, werden sie zu Carpaccio verarbeitet. Dazu braucht man frische, feste junge Steinpilze, eingelegte getrocknete Tomaten, rosa Pfefferbeeren, gutes Olivenöl, weißen Essig, Salz, frischen schwarzen Pfeffer, etwas Parmesan im Ganzen. Ein wenig frische Petersilie. Eventuell ein paar Tropfen Trüffel-Öl
Die Pilze abbürsten und über einen Trüffelhobel fein schneiden. Auf einer Platte anrichten. Die getrockneten Tomaten in kleine Stückchen schneiden und darüber streuen. die Gewürze dazu, Petersilie fein gehackt darüber, zuletzt Trüffel-Öl und den Parmesan darüber hobeln. Mit guten Weißbrot servieren.
Steinpilzrisotto 4-6 Portionen als Vorspeise
junge Steinpilze
- 6 kleine Steinpilze
- 1 Becher Schlagobers
- etwas Trüffel-Öl
- Frische Petersilie
- Suppenwürfel oder Rindsuppe
- Parmesan gerieben
- Etwas Blauschimmelkäse 1 Eßlöffel
- Risottoreis
- 1 helle Zwiebel
- Olivenöl
- 1 kleinen Löffel Butter
- Weißwein trocken
Den Reis in etwas Butter mit Olivenöl gemischt, glasig rühren – den Zwiebel fein gehackt dazu. Nicht braun werden lassen. Mit Suppe aufgießen, immer rühren, damit der Reis nicht anlegt, bis er „al dente“, also noch bissfest ist. Die Pilze fein geblättert dazu, immer wenn etwas Flüssigkeit verdampft ist, Weißwein und Obers dazu rühren. Zuletzt, um das Ganze mollig zu machen, 1 Esslöffel Blauschimmelkäse einarbeiten und 1-2 Löffel Parmesan gerieben dazu. Mit Trüffel-Öl verfeinern. Mit Petersilie bestreuen und sofort servieren.